21. Zwischen Richtig und Falsch

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Stunden hatte ich auf der Polizeiwache verbracht und hatte immer wieder meine Geschichte erzählt. Ich wurde wirklich gründlich verhört und jedes meiner Worte wurde zum Protokoll aufgezeichnet.

Jo war jedoch nicht derjenige, der vor mir saß. Ein anderer Polizist führte das Verhör durch, da der Chief es für besser gehalten hatte. Jo war mein Freund, deshalb wurde ihm befohlen draußen auf mich zu warten.

Immer wieder erzählte ich der Polizei, was passiert war. Wieso mich dieser Typ entführt hatte und wie das alles sein Ende genommen hatte. Ich erzählte ihnen, dass ich mich von den Fesseln befreien konnte, dass ich versuchte wegzulaufen und er mich schnappen wollte. Erzählte, wie ich nach der Eisenstange gegriffen und ihm diese letztendlich übergezogen hatte.

Viele der Polizisten kannten mich. Nicht als Journalistin sondern auch als Josephs beste Freundin. Sie wussten ganz genau, dass er mich oft in die Trainingshalle mitgenommen und mir Selbstverteidigung beigebracht hatte. Sie wussten auch, dass ich tatsächlich in der Lage war mich von den Fesseln zu befreien. Zum Glück, denn wäre ich jemand anderes, dann wäre dieses Verhör nicht so leicht verlaufen.

Während ich im Verhörzimmer saß und die Sache auf Selbstverteidigung eingestuft wurde, dachte ich währenddessen weiterhin an Luke. Wo er nun war und wie es ihm ging. Gleichzeitig erdrückte mich mein schlechtes Gewissen, sodass es mir die Luft raubte.

Es war wirklich nie meine Absicht gewesen, dass es so weit ging. Ich wusste nicht einmal, wie mich Luke finden konnte. Und die gleiche Frage hatte ich mir auch bei Jo gestellt.

Mein Kopf schmerzte noch immer und ich war froh darüber als dieses Gespräch endlich vorbei war und ich den Verhörraum verlassen konnte.

Draußen wurde ich bereits von Joseph erwartet, der mich besorgt aber auch wütend ansah.

Mit einem Kopfnicken deutete er mir an ihm zu folgen. Was ich natürlich auch stillschweigend tat.

Wir beide verließen endlich das Revier und gingen zum Auto, mit dem er mich nach Hause fahren wollte. Noch immer schweigend setzten wir uns hinein, doch Jo fuhr nicht direkt los. Stattdessen legte er seine Hände fest um das Lenkrad und atmete mehrmals tief durch, um sich selbst zu beruhigen.

>>Im ernst Cristina. Was geht nur in deinem Kopf vor?<<, fragte er mich und ich sah, wie sehr er sich zusammenreißen musste, um nicht gleich auszurasten.

>>Das wüsste ich auch gerne<<, gestand ich und senkte beschämt den Kopf. >>Woher wusstest du, wo ich war?<<, fragte ich kurz darauf.

Jo seufzte schwer und fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. >>Emilio hat mich angerufen. Er hat gesagt, dass du dich schon wieder mit diesen Bastarden angelegt hast und ich habe sofort dein Telefon orten lassen. Was hast du dir dabei gedacht Fernandez direkt herauszufordern? Sie hätten dich umbringen können. Verstehst du das?<<

Weiterhin den Kopf gesenkt nickte ich und biss mir auf die Unterlippe. Die Konsequenzen waren mir sehr wohl bekannt gewesen. Und nach dieser Sache waren sie es mehr den je.

>>Du hattest Glück, dass du mit mir trainiert hast. Das du dich wenigstens etwas wehren konntest.<<

Auch, wenn er mir meine Geschichte glaubte, konnte es mein schlechtes Gewissen dennoch nicht besänftigen. Zwar hatte ich Luke dieses mal schützen können, doch um welchen Preis? >>Kannst du mich nach Hause fahren. Bitte<<, sagte ich leise und schluckte den Kloß runter.

>>Du willst jetzt noch nach Hause? Bist du wahnsinnig?<< Seine Stimme wurde dieses mal wieder lauter, doch ich legte ihm meine Hand beruhigend auf die Schulter und sah ihn an.

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