19. Dunkle Gewässer

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Viel zu lange saß ich an meinem Schreibtisch und starrte unentwegt den Bildschirm meines Computers an. Seit Stunden war ich bereits in der Redaktion, doch ich konnte mich keine Sekunde lang auf meine Arbeit konzentrieren. Jedenfalls nicht auf die, bei der ich es hätte tun sollen.

Seit die Sache mit Luke seine Wendung genommen hatte, wollte ich unbedingt seine Unschuld beweisen. Denn so konnte ich das alles nicht stehen lassen. Zu unrecht wurde die schwarze Krähe verurteilt, während die wahren Täter im Hintergrund blieben.

Joseph wollte mir bei meiner Theorie nicht behilflich sein. Alles was für ihn zählte, war den Dieb zu finden und zur Strecke zu bringen. Ich konnte verstehen, wieso er mir nicht glauben wollte. Ich hatte keine festen Beweise gegen Darleen, bis auf das was ich gesehen hatte. Und wer würde schon glauben, dass die heilige Darleen Williams zu der ganz üblen Sorte gehörte.

Gerade deshalb musste ich es alleine schaffen. Ich musste Informationen und auch Beweise sammeln, um der Welt zu zeigen, wie bösartig diese Frau eigentlich war.

Die Frage, die sich jedoch stellte war, wie ich es schaffen sollte? Wie konnte ich diese Informationen sammeln, ohne dass sie mich gleich töten würde? Wer würde nicht für diese Frau arbeiten? Vielleicht gab es auch da jemanden, der sie genauso hasste und sie aus dem Weg räumen wollte. Nur wer sollte es sein?

Vermutlich lag die Antwort bei den Franzosen. Immerhin hatte sie davon gesprochen sie aus dem Weg räumen zu wollen. Nur leider hatte ich keine Ahnung, wer sie waren.

Meine Situation schien wirklich ausweglos zu sein. Doch ich gab noch lange nicht auf. Auch, wenn ich Luke das Gegenteil versprechen musste.

Wir hatten uns sehr lange unterhalten. Er wusste, wie sehr ich ihm helfen wollte, doch er war dabei einer anderen Meinung. Er wollte es alleine tun.

Luke meinte, dass er einen Verbündeten im inneren Kreis - so nannten sie sich - haben würde. Jemanden, der vollkommen hinter ihm stehen würde und ihm auch dabei geholfen hatte mich zu beschützen.

Nur wie sollten es zwei Leute gegen eine regelrechte Armee aufnehmen können? Sie brauchten noch mehr Hilfe von außerhalb und die wollte ich ihnen beschaffen. Auch, wenn ich mich selbst in die tiefsten Tiefen der Unterwelt begeben musste.

Je länger ich über das alles nachdachte, umso mehr verzweifelte ich. Doch dann fiel mir etwas ein, was die Situation vielleicht etwas einfacher machen würde.

Eigentlich hatte ich nie vor es zu benutzen. Jedenfalls nicht, solange es nicht wirklich nötig war. Doch im Moment sah ich einfach keinen anderen Weg.

Jedes einzelne Detail von jeder Datei, die ich besaß, hatte ich in meinem Kopf abgespeichert. Genauso wie ich diejenigen kontaktieren konnte, die mir helfen sollten. Ich wusste, wie sie tickten. Wusste, wie sie miteinander kommunizierten und das nahm ich mir gerade jetzt zu Nutzen.

So richtete ich mich auf und schob meinen Stuhl näher an den Schreibtisch heran. Meine Antworten befanden sich tatsächlich im Darkweb. Daran führte leider kein Weg vorbei.

Auf der entsprechenden Seite, auf der sich überwiegend üble bis ganz schlimme Kerle herumtrieben, schickte ich eine verschlüsselte Nachricht ab.

Mit dem entsprechenden Code teilte ich ihnen nur mit, dass ich den Boss sprechen wollte, jedoch nicht, wo ich war oder wo sie mich finden würden. Da hatten sie selbst Mittel und Wege es herauszufinden.

Nachdem das geschehen war, musste ich lediglich auf ihre Reaktion warten. Doch bis dahin widmete ich mich endlich meiner eigentlichen Arbeit, bevor mich Addison nun wirklich feuern würde.

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Bis zum späten Abend hin, saß ich an meinem Schreibtisch fest. Ich hatte echt keine Ahnung, wie viel Arbeit sich eigentlich ansammeln konnte, wenn man einige Zeit nicht auf seine E-Mails geantwortet hatte.

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