18 {Harry}

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*Harrys P.o.v*
"Also Harry... Was hast du am Montag den 4. April gemacht?", fragt mich die Polizistin.

Sie trinkt ihren Kaffee langsam und sieht mich dabei mit ihren kalten braunen Augen an.

"Willst du denn immer noch nicht reden? Das zieht sich schon 10 Minuten in die Länge", meint sie und sieht mich abwartend an.

Meine Finger klammern sich fest um das Wasserglas. Das hier durfte alles nicht wahr sein.

"Ich weiß es nicht mehr... Es war ein ganz normaler Montag", lüge ich und sehe die Blondine an.

Langsam schüttelt sie den Kopf. Ich sehe kurz auf ihr Namensschild. Special Agent Katy Marin.

"Hören Sie Mal... Ich weiß nicht, wieso Sie mich überhaupt verhören. Bin ich etwa ein Verdächtiger?", frage ich sie etwas sauer, was die junge Frau mit einem leichten Lachen abtut.

"Und ob du das bist. Jetzt rede endlich. Wenn du nichts sagst, finden wir deine Mutter auch nicht wieder."

Bei dem Gedanken an meine Mom, wird mir übel. Verdammt nochmal. Warum musste das bloß passieren?

*Flashback a week ago*
Es sollte ein ganz normaler Montag wie jeder andere sein, doch dieser Montag ist anders.

Ich muss in zwei Stunden zum Arzt, der meinen Hirntumor abcheckt. Innerlich habe ich diese kleine Hoffnung, dass alles gut wird. Doch niemals würde mir sowas passieren.

Manchmal denke ich, dass es alles sowieso keinen Sinn mehr hat. Wenn's gut geht habe ich noch fünf Jahre zu leben.

'Lebe jeden Tag so, als wäre es dein Letzter.' Das hat Dad immer gesagt, wenn ich versucht habe, ihn auf den Tumor an zu sprechen.

Ich gehe runter in die Küche, in der meine Mom schon das Frühstück auf den Tisch stellt.

Ich setze mich und sehe ihr aufmerksam dabei zu, wie sie den Geschirrspüler ausräumt.

"Mom, sag Mal... Wann hast du eigentlich das letzte Mal in deinem Bett geschlafen?", frage ich sie ruhig.

Ein Teller rutscht ihr aus der Hand und zerbricht in tausend Teile. Die Scherben rutschen über den Boden.

Ohne ein Wort zu sagen stehe ich auf und sammel die Scherben auf. Mom steht perplex da, ihre Augen starren gerade aus ins Leere.

Seit sie 14 ist, sind sie und Dad ein Paar gewesen. Sie sind durch so viel Mist durch.

Und trotzdem... "Mom komm schon das muss aufhören. Dad ist jetzt schon seit einer Woche tot. Ich verstehe ja, dass du ihn vermisst, aber du kannst dich nicht vor seinem Tod verstecken. Er ist weg. Er kommt nicht wieder. Sieh es endlich ein Mom", beginne ich und lege meine Hände auf ihre Schultern.

Dadurch, dass ich größer bin als sie, muss sie etwas aufsehen. Ich erkenne die feinen Tränen, die über ihre bleichen Wangen kullern, die sonst immer so rot vor Freude waren.

"Weißt du eigentlich, wieso ich auf der Couch schlafe? Ich schlafe auf dem Sofa in der Hoffnung, dass eines Tages die Tür auf geht und er völlig betrunken rein kommt und sich in meine Arme wirft.

Ich warte darauf, dass er einen kleinen Streuner mitbringt, weil er ihn für Shakespeare hält. Ich warte darauf, dass er mir einen seiner neuen Songs präsentiert. Ich warte darauf, dass er mir sagt, dass es ihm schlecht geht. Ich warte auf ihn", schluchzt sie hervor und mein Herz zieht sich zusammen.

Ich weiß nicht, was ich auf diese Aussage antworten soll, weshalb ich sie einfach fest in den Arm nehme und an mich drücke.

Ich kann sie nicht alleine lassen. Der scheiß Tumor muss warten. Ein bisschen noch. So lange, bis ich sie wieder vom Herzen lachen sehen kann.

Loveletters ever afterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt