21 {Naomi}

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*Naomis P.o.v*

"Naomi. Wann hast du deine Eltern zuletzt gesehen?", fragt mich die Polizistin und ich sehe sie an.

Ich lecke über meine Lippen und sehe aus dem Fenster. "Sie wird nicht antworten", meint mein Anwalt, der aufsteht und mir eine Hand auf die Schulter legt.

Mit einem Augenverdrehen schiebe ich seine Hand von mir runter und sehe die Polizistin wieder an.

"Wann ich meine Alten das letzte Mal gesehen habe? Du willst was vom letzten Streit hören? Dann spitz Mal die Ohren, Katy. Sie haben es versprochen", fauche ich leicht und sie Blondine setzt sich wieder.

"Was haben sie versprochen? Dass sie nach Hause kommen?", fragt sie mich und ich lache rau.

"Die Beiden haben mich belogen und sind abgehauen. Mehr sage ich dazu nicht. Sollen sie doch in der Hölle schmorren", knurre ich und schlage mit den Fäusten auf den schwarzen Tisch zwischen uns.

Eine einzelne Träne kullert vor Wut über meine Wange. Sie haben mich verletzt und dann zurück gelassen.

*Flashback five days ago*
Ich werde schon früh am Morgen vom Geschrei meiner Mom geweckt. Genervt drücke ich mir mein Kissen ins Gesicht.

Ich sehe auf die Uhr. 5:30 Uhr. Ich rolle mich müde aus dem Bett. Wichtig ist doch jetzt, herauszufinden, wieso meine Alten schon wieder streiten.

Müde öffne ich meine Zimmertür und blicke dabei direkt in das Zimmer meiner Eltern.

"Sei keine verdammte Egoistin! Wer weiß, was passiert, wenn wir da hingehen! Was wird aus Naomi?! Ist sie dir vollkommen egal?!", knurrt mein Dad und meine Mom lacht rau.

"Nein ist sie mir nicht. Aber mir ist lieber, wir sind für ein paar Tage weg, als dass eines Tages irgendwer hier reinmarschiert und uns die Bude auf den Kopf stellt! Alex wir haben keine andere Wahl!", faucht meine Mom als Antwort.

"Was ist denn los?", frage ich plötzlich hellwach. So haben die Beiden noch nie gestritten.

Sofort verändern sich die Gesichtszüge meiner Eltern von wütend auf panisch oder geschockt.

"Naomi, Schatz... Wie lange stehst du denn schon hier?", fragt mein Dad, der sich am Hinterkopf kratzt.

Ich sehe ihn skeptisch an und verschränke die Arme. "Ich habe zuerst gefragt, was los ist."

Er wechselt einen kurzen Blick mit meiner Mom, die sich auf's Bett gesetzt hat. "Wir ähm..."

Erneut sieht mein Dad zu Mom, die ihn flehend ansieht. Er kaut auf seiner Unterlippe herum und seufzt dann.

"Deine Mom und ich haben uns spontan entschieden, in den Urlaub zu fahren. Wir ähm... Wir wollen ein paar Probleme aus der Welt schaffen. Eventuell die alte Liebe wieder entfachen. So geht das nicht mehr", erzählt er mir und lächelt dabei, aber sein Lächeln erreicht nicht seine Augen, die mich traurig ansehen.

Doch ich bin naiv genug, nein, blind genug, um diese Trauer zu ignorieren. Strahlend renne ich auf ihn zu und umarme ihn stürmisch. Seine Hand tätschelt meinen Kopf und ich lächle nur noch mehr.

"Das heißt ja dann, dass die Streiterei vorbei ist, oder?", frage ich und sehe zwischen meinen Eltern hin und her, die schon wieder geheime Blicke wechseln.

Meine Mom steht auf und küsst meine Stirn, dasselbe Lächeln im Gesicht wie mein Dad. "Ja, es ist vorbei."

"Jetzt geh dich umziehen. Ich fahre dich in die Schule. Wir müssen zum Flughafen", lächelt mein Dad und wuschelt durch meine Haare.

Loveletters ever afterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt