Kapitel 13

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Sie sah wütend aus. Sehr wütend.
Ihre grünen Augen schossen Blitze in James' Richtung, sodass er sich ernsthafte Gedanken machte, ob Evans ihn nicht gleich umbringen würde.

Trotzdem versuchte er, gelassen zu bleiben.
"Evans.", fing er beschwichtigend an. "Hör zu, ich wollte mich im Grunde nur entschuldigen bei dir. Ich weiß, dass ich als Schülersprecher mehr Verantwortungsbewusstsein zeigen sollte und dass ich dich auch mehr unterstützen sollte in den Aufgaben, die uns die Schulleitung gibt. Es tut mir aufrichtig leid, dass ich dir deine erste Möglichkeit, dich als Schüleraprecherin zu beweisen, versaut habe."
James atmete erleichtert aus. Er hatte es geschafft, sich zu entschuldigen, ohne, dass sie nur einen Mucks gesagt hatte.
Evans allerdings verschränkte ihre Arme vor der Brust und trat einen Schritt zurück.
"Immerhin entschuldigt du dich dafür.", war das erste, was sie sagte, nachdem sie ihn eine Weile nur böse angeschaut hatte.
James lächelte sie zufrieden an.

"Weißt du, Potter.", fuhr die Rothaarige fort und zeigte keine Spur eines Lächelns. "Mir ist heute etwas klar geworden."
"Achja?", wollte James wissen.
"Ja.", meinte Evans. "Man kann sich auf dich einfach nicht verlassen. Und deshalb werde ich das in Zukunft auch nicht mehr tun."
"Aber-"
Doch Evans unterbrach ihn. "Nur wegen ein oder zwei Momenten, wo wir uns wie gesittete Menschen unterhalten haben und du mir wie eine vertrauenswürdige, nette Person erschienen bist, hätte ich nicht annehmen sollen, dass du jetzt anders bist als all die Jahre zuvor. Ich weiß auch nicht woran es lag, dass ich meinen Hass dir gegenüber einfach ablegen konnte, Potter. Du hast es irgendwie geschafft, mich auf deine Seite zu holen. Doch jetzt ist das vorbei. Ich werde dir nie wieder etwas anvertrauen. Ab jetzt gehen wir am Besten unsere getrennten Wege."
Damit drehte sie sich um und lief davon.
"Warte, Evans!", rief James ihr verzweifelt hinterher. "Aber wir sind doch ein Team!"
Evans antwortete nicht, sondern rannte die Treppen nach oben.
Stöhnend ließ sich James gegen die Tür zum Mädchenklo fallen. Wie sollte er aus dieser miesen Situation wider herauskommen?

"Moony, Tatze, Wurmschwanz, ich brauche eure Hilfe.", eröffnete James die Krisensitzung der Rumtreiber in ihrem Schlafsaal.
Remus seufzte. "Lass mich raten, es geht um Lily."
Auch Sirius schloss genervt die Augen. "Diese rothaarige Furie wollte ich eigentlich aus meinem Kopf verbannen. Müssen wir wirklich über sie reden?"
James kratzte sich am Hinterkopf. "Äh, ja. Und zwar habt ihr sicher mitbekommen, dass sie ziemlich sauer auf mich ist, wegen der Sache mit dem Fest heute Abend."
Sirius verdrehte die Augen. "Was hat sie denn? Die Kürbisse hängen doch jetzt, verdammt nochmal."
"Ja schon, das Ding ist, sie vertraut mir nicht mehr.", erklärte James die Lage.
"Ja, das hättest du dir denken können.", meinte Remus und sah ihn bitter an. "Ich meine, Lily hat dich von Anfang an nicht gemocht, aber sie hat dir eine Chance gegeben, die du heute vermasselt hast, Krone."
"Ich weiß.", seufzte James. "Vielleicht wäre es auch besser, wenn ich Dumbledore bitte, jemand anderes als Schülersprecher einzusetzen. Aber ich muss trotzdem ihr Vertrauen zurückgewinnen."

"James, du kannst ein wirklich guter Schülersprecher sein, wenn du willst. Ich meine, Dumbledore hat dir nicht ohne Grund dieses Abzeichen gegeben. Er glaubt an dich, ich glaube an dich und die zwei Idioten da tun das auch." Remus zeigte auf Sirius und Peter, die die Augen verdrehten. "Ich glaube nicht, dass ich dieses Mal noch ein gutes Wort für dich einlegen kann, da Lily mir nicht zuhören wird.", fuhr er fort.
James nickte. "Schon klar. Aber ich muss es irgendwie anders schaffen. Danke, Leute."

Das Stimmengewirr in der großen Halle war gewaltig, als James mit seinen Freunden die Treppe hinunter kam. Kurz nickten sie sich zu, bevor sie durch die große Tür in die Halle gehen wollten. Allerdings hielt sie eine Gruppe Slytherins auf, vorneweg Severus Snape.
"Potter!", rief Mulciber. "Hast du auch schön alle Kürbisse aufgehangen?"
Seine Slytherin-Kollegen lachten hämisch.
Snape lächelte kühl und blitzte ihn aus schwarzen Augen an.
"Hast du auch schön Erstklässler gedemütigt, Mulciber?", schoss Sirius genervt zurück.
"Und Potters Gefolge ist natürlich auch dabei.", höhnte Mulciber und blickte sie herausfordernd an.
"Hast du ein Problem?", wollte James wissen und zog eine Augenbrauen nach oben.
"Ganz und gar nicht, Potter.", meinte der blasse Junge und lächelte böse.
"Es ist nur witzig mit anzusehen, wie du von einem Mädchen, dazu noch ein Schlammblut, herumkommandiert wirst."
Zornig ballte James seine Hand zu eine Faust. "Sag das noch einmal und-"
"Krone!", zischte Remus und packte ihn am Arm. "Vergiss nicht, du bist Schülersprecher!"
"Genau, hör auf deinen dreckigen Freund, Potter.", provozierte Mulciber. "Sonst hast du wieder Ärger mit deiner rothaarigen Freundin."
James atmete aus und blickte kurz zu Remus, der ihm zunickte.
Er fuhr sich durch sein Haar und zwang sich sein unverbesserliches Grinsen aufs Gesicht.
"Mulciber, du bist hier der dreckige Freund, ebenso wie du, Schniefelus. Ihr beschimpft ein unschuldiges Mädchen auf das Übelste. Mal sehen, ich als Schülersprecher, ziehe euch dafür... seien wir mal nicht so...fünfzig Punkte ab."
Damit wandte James sich ab und lief an ihnen vorbei in die große Halle, nicht ohne dabei Mulciber mit der Schulter zu rammen und ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen.

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