Kapitel 34

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Die Gyffindorkurve brach in kreischenden Lärm aus, als ihre Sucherin Madeleine den kleinen goldenen Schnatz fing und der Abschlusspfiff zu hören war. Selbst Lily sprang auf, um das Ego der Gryffindormannschaft noch ein bisschen zu pushen. Verdient hatten sie es jedoch, musste Lily zugeben. Die Spieler von Gryffindor sprangen sich in der Mitte des Spielfeldes jubelnd in die Arme. Lily brauchte nicht lange, um James' große Figur in dem Gewusel auszumachen. Er als Mannschaftskapitän bekam mit die meiste Aufmerksamkeit und er schien das auch in vollen Zügen zu genießen. Die Zuschauerränge wurden immer leerer, da alle aufs Feld wollten, um ihr Team zu feiern. Auch Marlene drängte Lily und Mary, nach unten zu gehen, doch Lily gefiel der Gedanke nicht wirklich. Immerhin wollte sie James nicht unnötig viel Aufmerksamkeit schenken. Ihr Zusammmentreffen vor dem Spiel war vollkommen in die Hose gegangen und Lilys rechte Hand klammerte sich beim Gedanken daran um die Schokofroschkarte in ihrer Jackentasche. Im Nachhinein kam sie sich so unglaublich dumm vor. Sicherlich erinnerte sich James nicht einmal mehr an ihre Unterhaltung zu Beginn des Schuljahres über Nicolas Flamel. Außerdem wusste Lily selbst nicht, was sie sich davon erhoffte, wenn sie ihm die Karte gab. Sie wollte doch nicht einmal mehr etwas mit ihm zu tun haben. Das redete sich ihr Verstand zumindest ein. Doch ihr Herz wollte diese Karte unbedingt dem Quidditchspieler auf dem Feld geben.

"Lily, jetzt komm schon! Wir verpassen den ganzen Spaß da unten!", drängelte Marlene ungeduldig. Lily seufzte und ihr Blick wanderte hinunter in die feiernde Menge. Sie wollte schon nachgeben und mit runterkommen, als sie James erneut erblickte. Sein zerzaustes Haar stand in alle Richtungen und sein breites Grinsen zeigte seinen schönen Zähne. James riss eine Faust in die Luft und seine Teamkameraden grölten. Madeleine fiel ihm um de Hals und James griff um ihre Taille und hob sie nach oben. Auch auf ihrem Gesicht war ein breites Grinsen. Und in diesem Augenblick, in dem sich James und Madeleine anscheinend tief in die Augen blickten, schloss sich die Eifersucht um Lilys Herz wie eine eiskalte Hand. Mary und Marlene waren schon ein paar Schritte gegangen, als sie merkten, dass sich ihre Freundin nicht vom Fleck bewegte. Sie folgten Lilys Blick und schienen zu verstehen. Seufzend kam Mary auf sie zu und hakte sich bei Lily unter. "Lasst uns in den Gemeinschaftsraum gehen." Marlene nickte. "Bevor die ganze Meute ins Schloss kommt." Lily war ihren beiden Freundinnen unendlich dankbar, gerade weil sie wusste, dass beide sich eigentlich auch in die feiernde Menge mischen wollten.

Später jedoch fand sich Lily in mitten genau der Meute, die sie hatte umgehen wollen. Der Gryffindorgemeinschaftsraum platzte aus allen Nähten. Sogar einige Hufflepuffs und Ravenclaws hatten sich in den Gemeinschaftsraum geschmuggelt, irgendjemand hatte irgendwoher Essen und Trinken besorgt und die Musik war dröhnend laut. Sowohl Marlene als auch Mary waren in dem Gedränge untergegangen und Lily hatte sie schon lange aus den Augen verloren. Lily musste ein Gähnen unterdrücken und beschloss, den Gemeinschaftsraum zu verlassen, da die Musik immer aufdringlicher und lauter in ihre Ohren drang. 

Sobald sich das Porträt der Fetten Dame hinter ihr geschlossen hatte, umgab Lily angenehme Stille. Anscheinend hatte jemand an den Muffliato-Zauber gedacht. Sonst würden jetzt alle Lehrer hier auf der Matte stehen. Nun stand Lily jedoch alleine im dunklen Hogwarts und wusste nicht, wohin mit sich selbst. Im Mädchenschlafsaal würde sie nun unmöglich Ruhe finden können bei der lauten Musik. 

Hier könnte sie jedoch nicht bleiben, denn wie jede Nacht waren Lehrer auf Kontrollrundgang. Lily wollte ein Zusammentreffen mit einem Professor oder - schlimmer noch - Filch vermeiden. Plötzlich meinte Lily ein Geräusch von recht zu hören. Erschrocken zuckte sie zusammen und beschloss schnell in die entgegengesetzte Richtung zu gehen. Ohne Nachzudenken huschte Lily durch die Korridore des leeren Schlosses und kam schließlich bei einer hässlichen Statue einer buckligen einäugigen Hexe zum Stehen. Erneut hörte sie ein Geräusch, sodass sie hastig in eine Mädchentoilette in der Nähe schlupfte. Nun hörte sie eindeutig Schritte. Mit Herzklopfen versteckte Lily sich in einer der Kabinen und hoffte, dass Flitwick oder Filch oder wem auch immer die Schritte gehörten, vorbeigehen würde. Mit Schrecken stellte Lily jedoch fest, dass die Schritte immer näher kamen. So nah, dass es sich so anhörte, dass die Person in die Mädchentoilette kommen wollte. Was wollte Filch denn hier? Lilys Hände wurden schwitzig als die Tür tatsächlich quietschend aufging. Allerdings merkte die Rothaarige nun dass es sich weder um die tippelnden Schritte Flitwicks noch um den schlurfenden Gang von Filch handelte. Wer stand gerade mit ihr in der Mädchentoilette?

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