Risiko

Kapitel 32

"Happy Birthday, Lily!"

Blinzelnd öffnete die Rothaarige ihre Augen und sah Mary und Marlene vor ihrem Bett. Der Schlafsaal war allerdings noch ziemlich düster, es kam nur spärlich Licht durch die schweren Vorhänge, zudem schien es ein benebelter Januarmorgen zu sein. Mary hatte einen kleinen Kuchen in den Händen, auf dem eine einzelne Kerze das Turmzimmer ein wenig erhellte. Lily gähnte. "Wie viel Uhr ist es?"
"Genug Zeit, um die Kerze auszupusten und den Kuchen zu essen.", meinte Marlene grinsend. "Man wird ja nicht alle Tage achtzehn."
"Trotzdem müssen wir uns ein wenig beeilen, wenn du nicht zu spät in Slughorns Unterricht kommen willst.", fügte Mary schnell hinzu. "Ach was, der wird dir das an deinem Geburtstag doch verzeihen.", meinte Marlene und setzte sich zu Lily ins Bett. "Jetzt puste erstmal die Kerze aus."
"Und vergiss nicht, dir etwas zu wünschen.", fügte Mary hastig hinzu. Lily lächelte. "Danke, ihr seid echt die Besten."
Marlene verdrehte grinsend die Augen. "Das wissen wir doch, jetzt puste doch endlich die Kerzen aus, sonst kommst du wirklich noch zu spät zu Slughorn."
Lily kicherte und schloss ihre Augen. Kurz überlegte sie, dann pustete sie.
"Und...was hast du dir gewünscht?", wollte die Blondine sofort wissen. Mary schüttelte den Kopf. "Sag es nicht, Lily! Sonst geht es nicht in Erfüllung."
Lily lächelte geheimnisvoll. "Mein Mund ist verschlossen." Marlene wollte schon den Mund im Protest öffnen, doch Lily schlüpfte rasch aus dem Bett und suchte sich ihre Klamotten zusammen. "Ich hoffe, ich komme nicht zu spät in Zaubertränke."

Mary blickte auf ihre Uhr. "Also für das Frühstück reicht es uns nicht mehr...aber dafür haben wir ja Kuchen."
"Ach wie schade.", meinte Marlene sarkastisch und griff nach ihrem Zauberstab. Ein Wink und der kleine Kuchen hatte sich in drei perfekte Stücke unterteilt.
Lily grinste und zog sich ihren Rock an. "Sicher, bedient euch ruhig an meinem Geburtstagskuchen."

Als die Rothaarige sich komplett fertig gemacht hatte, gesellte sie sich noch kurz zu ihren zwei Freundinnen und genoss den Kuchen und den Augenblick mit den Beiden. Trotzdem wollte sie nicht zu spät in den Unterricht kommen - auch wenn es ihr Geburtstag war. Dafür war sie zu sehr Lily Evans.

Kurze Zeit später eilte Lily mit ihrer schweren Tasche voller Bücher den Korridor hinunter, der zu den Kerkern führte. Natürlich hatten sich die drei Mädchen wieder verquatscht und dementsprechend musste sich Lily nun beeilen. Die Absätze ihrer Schuhe hallten in dem bereits leeren Korridor von den steinernen Wänden wieder. Hastig schlitterte sie die Treppe hinunter und wäre beinahe hingefallen, konnte sich im nächsten Moment allerdings noch an dem Geländer festhalten. Gerade, als sie sich an diesem wieder hochziehen wollte, gab es allerdings nach. Verwirrt klammerte sich Lily daran, dann fiel ihr auf, dass das Geländer anscheinend einen Umhang trug und gar kein Geländer war, sondern ein Arm. Die Person, zu der der Arm gehörte, wurde nun von ihr ebenfalls auf die Treppe gezogen und so rutschten beide die Treppe hinunter.

Unter Schreien und Keuchen kamen sie unten an und erst da bemerkt Lily mit Schrecken, wen sie da mit sich gezogen hatte: niemand geringeres als James Potter. "Oh Merlin.", entkam es ihrem Mund erschrocken. Hastig rappelte sich Lily auf und strich sich die Uniform glatt. "T-tut mir Leid. Ich, ähm- bist du in Ordnung?", stotterte sie unbeholfen, während sich Potter ebenfalls aufrichtete. Er fuhr sich durch sein Haar und sah sie mit zusammengezogenen Augenbrauen an. "Ja.", brummte er. "Mir geht's gut. Hast du dich verletzt?" Eilig schüttelte Lily den Kopf. "Hör zu, es tut mir Leid, ich bin ausgerutscht auf der Treppe, ich wollte nicht-" Potter winkte ab. "Schon okay, so sind wir ja letztendlich beide schneller zum Unterricht gekommen, nicht wahr?" Der Hauch eines Grinsens huschte über sein Gesicht und Lily konnte nicht verhindern, dass sich ihr Mund ebenfalls zu einem kleinen Lächeln verzog. Potter kratzte sich am Hinterkopf und räusperte sich. "Ähm...Happy Birthday...ähm...Lily."

Lils Augen weiteten sich überrascht. "Danke." Das Lächeln auf ihrem Gesicht wollte einfach nicht mehr gehen. "Ich...hab hier etwas kleines für dich...auch wenn ich weiß, dass du eigentlich keine Geschenke von mir magst, besonders jetzt.", James sah sie unsicher an. "Ich dachte nur...ich habe dir die letzten Jahre auch immer etwas geschenkt." Lily verdrehte die Augen bei der Erinnerung an den Frosch, den er ihr einst geschenkt hatte, weil dieser angeblich so grün wie ihre Augen gewesen war. Sie hatte es gehasst. Sie hatte ihn gehasst. Dennoch blieb das Lächeln auf ihren Lippen bestehen. Auch James musste etwas schmunzeln, zog ein kleines Päckchen heraus und drückte sie ihr in die Hand. "Alles Gute.", sagte er. "Öffne es besser erst später." Lily sah ihm in die Augen. "Danke, P-...danke, James."
Er lächelte. "Ich wollte dich auch so noch kurz sprechen. Und zwar sind wir ja immernoch Schülersprecher zusammen."
Lily nickte. "Stimmt."
"Sehen wir uns dann wieder beim nächsten Kontrollrundgang?", wollte er wissen und sah sie unsicher an. Lily nickte erneut, woraufhin James ziemlich erleichtert aussah. Eine unangenehme Stille legte sich über die beiden.