Kapitel 30

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"Es tut mir so Leid, Lily! Das ist alles meine Schuld! Ich hätte nicht-"

"Marlene, das ist schon deine fünfte Entschuldigung, kannst du das bitte lassen? Es ist nicht deine Schuld!", meinte Lily genervt und griff energisch nach dem Krug voller Kürbissaft. "Es ist einzig und allein meine Schuld. Was habe ich mir eigentlich dabei gedacht, mich auf ihn einzulassen? Ich weiß auch nicht, was mit mir los war. Das mit Potter und mir hätte niemals funktionieren können."
"Aber warum habt ihr euch überhaupt getrennt?", wollte Mary vorsichtig wissen. "Was ist denn so Schlimmes an Silvester passiert?"

Lily seufzte. "Mir hätte einfach klar sein sollen, dass ihm seine Freunde wichtiger sind als eine feste Beziehung. Sie wollten mich einfach nicht dabeihaben und ich bin halt trotzdem hingegangen-"
"Wegen mir! Ich habe dich dazu gedrängt!", fuhr Marlene dazwischen. Lily stöhnte. "Nein, Marlene! Früher oder später hätten wir uns sowieso getrennt, okay? Mach dir also bitte keinen Kopf!"
Sie fuhr sich durch ihr rotes Haar. "Wie auch immer.", fuhr Lily dann fort. "Wir haben uns dann eben gestritten und ich hab dann im Zug mit ihm Schluss gemacht. Er schien darüber aber auch nicht besonders traurig zu sein."
Wie automatisch schauten alle drei Mädchen den Gryffindortisch hinunter, wo ihr Gesprächsthema saß und mit seinen Freunden über irgendwas lachte.
Den Part, wo Lily fast von einem Werwolf gefressen und von einem Hirsch und einem Hund gerettet wurde, ließ sie gekonnt aus. Und auch, dass diese drei Tierwesen genau in ihrem Blick saßen.
Zwar war Lily nicht gut auf James zu sprechen, jedoch hatte sie trotzdem nicht vor, das Geheimnis der Rumtreiber zu lüften. Sie wusste, was sie damit anrichten würde und insgeheim bewunderte sie die vier Jungs, dass sie das im Alter von 15 Jahren hinbekommen hatten.

Mary räusperte sich unangenehm und Marlene schnaubte. "Allerdings sieht er nicht wirklich traurig aus." Wenn Blicke töten könnten, hätte Gryffindor nun einen Schüler weniger. "Er überspielt das sicher nur.", wollte Mary Lily aufmuntern. "Du weißt doch, was für ein großes Ego er hat..."
Lily schmiss eine rote Haarsträhne hinter ihre Schulter und wandte den Blick demonstrativ in die gegenüberliegende Richtung der Rumtreiber. "Wo bleibt denn die Post? Dauert das immer so lange?"
Gekonnt ignorierte sie die mitleidigen Blicke von Marlene und Mary und griff nach ihrer Gabel. Als jedoch nach einer Weile immer noch niemand geantwortet hatte, blickte Lily genervt von ihrem Teller hoch direkt in Marlenes und Marys Augen. "Was denn? Könnt ihr mich bitte nicht so anschauen, als würde ich jeden Moment in Tränen ausbrechen? Potter ist Geschichte! Es ist leichter ihn zu hassen als ihn zu lie-"
Abrupt stoppte die Rothaarige als sie merkte, was sie da gerade von sich gab. Marlenes Augenbrauen schossen in die Höhe. Lily räusperte sich. "Also? Was ist denn jetzt mit der Post?" Mary atmete laut aus. "Lily...wir sind gerade beim Mittagessen."

"Wa- Oh!", machte Lily und wurde rot. Fahrig fuhr sie sich durchs Haar. Marlene seufzte. "Lily, du kannst ehrlich mit uns sein. Wir sind deine besten Freundinnen. Wir wissen doch, dass es dir mit dieser Trennung beschissen geht! Ich meine, du hast James jahrelang gehasst und als du dich jetzt ein einziges Mal auf ihn eingelassen hast, hat er dich enttäuscht. Das ist doch nur normal, dass du jetzt traurig und wütend bist." In Lilys Augen stiegen Tränen. Alles, was Marlene gesagt hatte, entsprach der Wahrheit. Sie hatte persönlich so einen großen Schritt gewagt, als sie sich auf eine Beziehung mit Jam- mit Potter eingelassen hatte und nun war sie genau da, wovor sie von Anfang an Angst gehabt hatte.

Was wäre das Leben ohne Risiko?, hatte er gesagt.

Risiko. Lily hasste Risiko, sie war schlecht darin, Risiken einzugehen. Potter hingegen - sein ganzes Leben bestand aus Risiken, er war es gewohnt, er mochte es, nicht zu wissen, was passieren konnte. Er mochte es, dass Erfolg nie gewiss war, dass es immer eine bestimmte Wahrscheinlichkeit dafür gab, dass es nicht gut ausgehen könnte. Lily war das Risiko eingegangen, mit Potter eine Beziehung zu führen. Und was hatte ihr das gebracht? Nichts außer Trauer, Wut und Enttäuschung. Für Lily bestätigte das nur ihre bisherige Lebensweise: niemals ein Risiko eingehen, wenn es nicht unbedingt sein muss. Das war für Lily nur Beweis genug, dass sie und Potter einfach nicht zusammen gehörten und dass es vermutlich besser war, dass sie nach so kurzer Zeit sich schon wieder getrennt hatten. So war es für beide vermutlich schmerzfreier als nach einer längeren Beziehung. Schmerzfrei schien es für ich auf jeden Fall zu sein. Ein kurzer Blick zeigte Lily, dass sein Gesicht nicht danach aussah, als hätte er am Tag zuvor eine Abfuhr bekommen. Sein Lächeln brachte immer noch süße Grübchen hervor, seine schwarzen, weichen Haare standen fröhlich zu Berge und sein starker Arm war und Remus gelegt. Schon im nächsten Moment fragte Lily sich, warum sie sich Gedanken um seinen starken Arm machte und runzelte genervt die Stirn.

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