Kapitel 43

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Kapitel 43

Als ich meine Augen öffnete, stellte ich fest, dass ich auf einem großen Bett lag. Ich setzte mich hin und bemerkte wie angespannt meine Muskeln waren. Frische, neue Klamotten lagen auf dem Sessel neben meinem Bett. Ich nahm sie in die Hand und ging durch die offene Tür, die zum Badezimmer führte. Nach der warmen Dusche füllte ich mich besser. Die Verbrennungen an meiner Schulter waren fast geheilt. Erleichtert, dass keine Narbe davon entstehen wird, zog ich mich schnell an. Ich zog die Vorhänge auf. Ein blaues Meer im Sonnenuntergang breitete sich vor meinen Augen aus. Ich verließ schnell das Zimmer und suchte nach dem Ausgang. Das Haus in dem ich mich befand, war ein altes Steinhaus mitten im nirgendwo. Es war modern eingerichtet und die Wände waren mit knalligen Farben wie türkis und gelb bestrichen. Ich fand nach einer Weile den Ausgang zum Garten, der zum Strand führte. Ich rannte zum Meer barfuss bis meine Füße mit dem salzigen, kalten Wasser in Kontakt kamen. Eine stille Ruhe gefolgt von Möwenkrächzen und prallende Wellen überfüllten meine Sinne. Ich verschwand in einem friedlichen Zustand wo keine Schwermut und Trübe existierten. Ich setzte mich in den Sand und beobachtete die kleine Wellen und die untergehende Sonne.

Die Anspannung in meinen Muskeln verschwand und mit ihr spürte ich wieder die Magie in meinen Fingern. Das Geschen der letzten Nacht, zumindest glaubte ich, dass es einem Tag her war, kam zurück. Mit diesen Erinnerungen puppten die Sorgen und Ängste in meinem Kopf. Ich analysierte jede Szene in meinem Kopf. Sebastians Tod, Calypsos Kontrolle über Jacobs und Dorheims Körper, die bereits tot waren, das Zeichen auf ihrem Stirn, wie auch das schwarze Loch. Die gespenstige Aura von Calypso störte mich ebenfalls und beunruhigte mich sehr. Erstens, woher hat Calypso so viele Informationen über diese verbotene, magische Künste? Hatte sie noch mehr verbotene Künste im Arsenal? Wie konnte ich gegen so eine Person gewinnen? Und warum schien ihre Aura ein eigenes Gehirn zu haben? Es war als ob ihre Aura lebendig sei...

„Was machst du hier ganz allein?"

Ich erschreckte mich und drehte mich sofort zu der Person um, die sich neben mir Platz nahm. Die dunklen, grünen Augen, die immer vor Lebensfreude strahlten, waren geistlos und bekümmert. „Hallo Mam, wie geht es deinen Verletzungen?"

„Sie heilen. Sie heilen.", lächelte er traurig und schaute auf das Meer. „Es ist schön hier, nicht wahr?", unterbrach er die Ruhe.

Ich nickte. „Wo sind wir genau?"

„Irgendwo auf der Westküste, nicht weit von der kanadischen Grenze.", klärte er mich auf, „Das Haus gehört Henry. Er meinte es wäre ein guter Ort, um sich zu erholen. Nur mal so, die Vampire sind dir sehr dankbar. Also sei nicht überrascht wenn sie vor dich verbeugen. Der Vampirführer ist eine andere Sache. Er hat niemanden in dein Zimmer rein gelassen. Nicht einmal ich dürfte rein."

„Wirklich?", hob ich halb perplex halb schmunzelnd meine rechte Augenbraue hoch.

„Du bist ihm sehr wichtig geworden.", meinte Mam leise, „es sieht so aus, als ob du einen wichtigen Platz in seinem Herz genommen hättest. Eine Hexe und ein Vampir..."

„Mam!", sagte ich warnend.

„Was denn? Es ist eine Tatsache.", bewegte er mich leicht mit seiner Schulter. Ich schüttelte lächelnd den Kopf.

„Mir ist irgendwie nicht zum Lachen.", sagte ich nach einer Weile.

Mam drehte seinen Kopf zu mir. „Mir auch nicht. Ich habe irgendwie das Gefühl, dass uns erst jetzt das Schlimmste bevor steht."

Ich zögerte kurz und wählte vorsichtig meine Worte aus. „Mam...ich habe nicht Sebastian umgebracht."

Er runzelte die Stirn. „Dann wer hat ihn..."

„Calypso.", sagte ich sofort und schaute in die Ferne. „Ich weiß nicht...ich glaube Calypso wusste, dass wir kommen werden. Sie hat es geplant. Sie wollte etwas herausfinden und für sich behalten."

„Was genau meinst du?", fragte Mam verwirrt.

„Ich glaube, dass Dorheim, Jacobs und Sebastian ihre Schachfiguren waren, die sie geopfert hat, um etwas zu erlangen. Etwas in diesem ganzen Chaos haben wir übersehen. Aber das Schlimme an der ganzen Sache ist, dass sie nun weiß, dass ich lebe und in Besitzt der Schlüsseln bin. Außerdem", seufzte ich und rieb mir am Kopf, „weiß sie wie man verbotene Zauberkünste benutzt. Du warst bewusstlos Mam, also hast du diese teuflische Magie nicht gesehen. Wir reden hier von Körperkontrolle eines Toten, das Aufessen von magischen Auren, schwarzes Loch und wer weiß was sie alles noch kann."

„Das klingt so als ob du Angst hättest Aurora.", meinte Mam und zwang mich ihn anzuschauen. „Wir sind da. Du bist nicht alleine. Hinter dir stehen mehr Leute als was du glauben magst. Ich, der stärkste Vampirführer Seath Largo und..."

„Mam!", unterbrach ich ihn mit zittriger Stimme, „Das alles wird nichts nützen wenn wir nicht wissen, wie wir sie aufhalten können. Hier geht es mehr als ein einfacher Kampf. Ich muss die Schlüssel beschützen! Sonst ist es der Anfang vom Ende!"

Ich schloss meine Augen. „Du hast nicht ihre Aura gesehen...sie..."

Ich verschluckte die Worte und stand wütend auf. Ich lief zum Wasser und bohrte mit meinem Fuß ein Loch in den Sand. Mam stand hinter mir. „Was ist los Aurora? Was genau überlegst du? Rede mit mir! Wir sind Freunde...wir sind eine Familie..."

Ich drehte mich langsam um. Ich war entschlossen es durchzuführen. Ich musste die Antworten zu meiner Vergangenheit und Gegenwart finden. Es war der einzige Weg. „Wir haben es hier mit einer sehr uralten und mächtigen Magie zutun. Um Calypso zu bezwingen muss ich eine Reise unternehmen."

„Wo? Wohin willst du gehen? Ich begleite dich."

„Nein Mam! Du kannst mit mir nicht kommen. Es ist ein Ort, der nur von uns Felcos betreten werden kann. Es ist eine Reise, die ich alleine unternehmen muss. Eine Reise in die Unterwelt, wo Leben und Tod sich treffen."

„So ein Ort existiert? Ich dachte es wäre ein Märchen...", runzelte Mam irritiert die Stirn.

„Nein Mam...so ein Ort existiert und nur dort werde ich herausfinden, wie ich Calypso aufhalten kann."

„Wirst du es den anderen sagen?", deutete er mit dem Kopf auf das Haus. Auf die Vampire.

„Sie schlafen noch.", sagte ich wissend, „nein, ich werde jetzt gehen, da wir nicht viel Zeit haben."

„Also bedeutet es unser Abschied.", flüsterte Mamutzu.

Ich umarmte ihn fest. „Ich bin dir sehr dankbar für alles und es tut mir Leid, dass ich dich in diese Schlammesel rein gezogen habe. Wir werden uns bestimmt wieder sehen. Ich habe dich lieb, mein Bruder.", sagte ich und gab ihm einen Kuss auf die Wange.

„Ich werde Seath dein plötzliches Verschwinden erklären ohne deine genaue Identität zu verraten, damit er dich nicht umbringt.", gab er mir ein wehmütiges Lächeln.

„Es ist kein Aufwidersehen Mam.", versuchte ich ihn mit einem letzten Satz aufzuheitern und verschwand durch einen Portal. 

Die Hexagonistin - vom Feuer verschlucktWo Geschichten leben. Entdecke jetzt