Kapitel 4

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Mr. T und Clarissa reden miteinander. Clarissa ist eine gute Freundin, aber seit sie den Lehrer für sich entdeckt hat, sitzt Rose in noch mehr Pausen als vorher alleine. Sie seufzt, will eigentlich nicht hinsehen, aber kann sich nicht helfen, als zu beobachten wie die beiden miteinander reden.

Er lächelt, sie auch, dann lachen beide und Rose fühlt etwas, was sie lange nicht gefühlt hatte.

Kann jetzt nicht dein Ernst sein, denkt sie und meint damit sich selbst.

Denn sie fühlt Eifersucht. Wie Clarissa und der Lehrer mit einander reden sieht nicht anders aus, als bei den anderen Schülern mit denen Mr. T redet. Er ist bei allen schnell beliebt geworden und die Schüler reden gerne mit ihm. Doch es ist das erste Mal, dass Rose gerne die Fähigkeit auch besitzen würde mit einem Lehrer eine normale Konversation zu führen, über alles mögliche, ohne, dass es ihr unangenehm wäre.

Vorher hatte sie es auch nicht interessiert, da sie es einfach nicht mochte mit zu vielen Menschen zu reden. Sie mag es nicht nur nicht, sie tut es auch gar nicht. Die Angst etwas Falsches zu sagen, hält sie normalerweise in einer Konversation zurück, denn zu sehr lässt sie sich in Gesprächen von ihren Gefühlen leiten.

Warum erschüttert sie, dass Clarissa sich so gut mit dem Lehrer versteht? War sie eifersüchtig darauf, wie einfach es Clarissa fällt mit dem Lehrer zu reden oder, dass die beiden sich scheinbar gut verstehen und Rose lieber in Clarissas Position wäre oder liegt es an beidem?

In ihren Gedanken merkte sie nicht, dass Clarissa bereits neben ihr am Kantinentisch saß, Mr. T steht immer noch auf der anderen Seite des Kantinenraums und unterhält sich nun mit einer Lehrerin.

„Träumst du jetzt doch von Mr. T?“, lacht Clarissa.

„Was?“, sagt Rose aus ihren Gedanken gerissen und leicht geschockt starrt sie Clarissa an.

„Du schaust die ganze Zeit in seine Richtung.“ Clarissa grinst, als könnte sie Gedanken lesen.

„Tss. Stimmt doch gar nicht.“, maulte Rose und beißt von ihrem Brot ab, dass sie in der Hand hält.

Clarissa lacht leicht, will das Thema wechseln, aber Rose kommt ihr zuvor bevor sie auch nur ein Wort sagen kann:

„Über was hast du mit ihm geredet?“

Das klingt vielleicht etwas zu aufdringlich.

Clarissa zieht eine Augenbraue nach oben und schaut sie an, versucht Rose Gedanken zu lesen.

„Normalerweise interessiert dich das doch auch nicht.“

Ich weiß. Denkt Rose. Sie weiß es und es beunruhigt sie selbst, von dieser Unruhe scheint Clarissa allerdings nichts zu merken.

„Ich wollte nur was über die Klausur wissen und dann sind wir abgeschweift auf seinen letzten Urlaub und meinen. Wir waren beide zur selben Zeit in Spanien. Irgendwie finde ich das krass, wir kennen ihn erst seit einigen Wochen und damals war er noch ein Fremder. Ich glaube wenn ich ihn dieses Jahr da treffen würde, wäre das irgendwie echt cringe.“

Beide müssen bei der Vorstellung ein bisschen kichern, aber Clarissa muss wie immer übertreiben.

„Schade, dass er unser Lehrer ist, hätte ich ihn im Urlaub davor kennengelernt, hätte ich ihn mir safe gegönnt.“

„Der ist doch schon voll alt.“

„Komm, so sieht er nun wirklich nicht aus. Weißt du wie alt er ist?“, fragt Clarissa, als sei es eine rethorische Frage, denn sie kennt sein Alter und dieser Fakt ruiniert Rose ein weiteres Mal die Stimmung. Am meisten regt sie sich aber über sich selbst auf. Mr. T ist ihr Lehrer. Ihr sollte egal sein, wie alt er ist, wo er im Urlaub war oder dass Clarissa sich gut mit ihm versteht. Das ist es aber nicht und das macht sie in diesem Moment verrückt.

Diese Gefühle schluckt sie aber hinunter, beißt von ihrem Brot ab, sodass man die Aufregung ihrer Stimme bei vollem Mund nicht hören kann: „Wie alt ist er?“

„35.“

Die Zahl steht erstmal im Raum. Rose muss sie erst einmal aufnehmen, ihre Bedeutung verarbeiten.

„19“, flüstert sie, mehr für sich selbst.

Clarissa schaut sie fragend an, fährt aber dann fort: „Krass, oder? Er sieht aus wie Mitte/Anfang 20. Echt schlimm. Wie soll man da in spanisch nicht von den blauen Augen abgelenkt werden?“

Rose verdreht die Augen auf diesen Kommentar und Clarissa haut sie leicht, meint, dass selbst Rose ihn zumindest attraktiv finden muss und lacht dabei, wodurch Rose auch lächeln muss.

Attraktiv, ja. Aber 19 Jahre sind 19 Jahre. Ein viel zu großer Altersunterschied, schon alleine deshalb wird sie das Interesse verlieren müssen.

Plötzlich entdeckt Mr. T Rose am anderen Tisch, er schaut sie an, sieht wie die beiden Mädchen sich unterhalten und Rose sogar lächelt, obwohl sie das so selten macht.

Er schaut sie allerdings wohl etwas zu lange an, denn von einem Moment auf den anderen treffen ihre Blicke sich und das helle Grün nimmt ihn fragend und eindringlich ein.

Er winkt und lächelt dabei, kratzt sich am Hals. Eine kleine Geste die zeigt, dass es ihm unangenehm ist, dass er beim Starren erwischt wurde.

Aber Rose merkt davon nicht viel, ihre Wangen werden rot und sie kann sich nicht helfen, winkt fast schon automatisch zurück bis beide wieder von ihrem Gesprächspartner aus der Geste gerissen werden.

„Hörst du mir zu?“, fragt Clarissa mit erhobener Augenbraue.

„Jetzt ja, sorry.“

Kurz wandert ihr Blick noch einmal zum Lehrer unwissend, dass dessen Blick ebenfalls nochmal zurück wandert. Ertappt lächeln beide sich kurz schüchtern an und Rose spürt ihr Herz bis zu ihrem Hals.

19 Jahre. Denkt sie wieder und versucht das aufgeregt schlagende Herz zu beruhigen.

Ist überrascht wie viel solche simplen Blicke auslösen können.

19 Jahre. Sagt sie immer wieder zu sich selbst und kann dennoch nicht aufhören an das Blau seiner Augen zu denken, dass sie aufmerksam mustert.

19 Jahre.

Mr T and Me (teacher x student) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt