Ein ganz normaler Tag?

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Ein verregneter Tag wie jeder andere auch. Ich sitze in der Schule, starre gelangweilt aus dem Fenster und warte einfach nur darauf bis die Schulklingel mich endlich von Mrs. Brown ihrer Biologiestunde befreit. Ich wage einen Blick auf die Uhr. 12:36 Uhr. Noch neun Minuten bis zur nächsten Pause. Ich kann es kaum erwarten. Nach einer gefühlten Ewigkeit klingelt es endlich, hastig packe ich mein Zeug zusammen was ehrlich gesagt nicht viel war, eine Flasche Wasser und mein Handy. Leicht verwundert stellte ich fest, dass ich so in meinen Tagträumen verwickelt war, dass ich ganz vergessen hatte meine Unterrichtsmaterialien auszupacken. Als die ersten Schüler den Raum verlassen wollten hallte Mrs. Brown ihr Lieblingssatz durch den Klassenraum. „Halt!, ich beende den Unterricht!" Sie schrieb den letzten Satz an die Tafel, welchen wir noch in unsere Hefte übernehmen sollten und kündigte eine Leistungskontrolle zu ihrem Lieblingsthema Mitose und Meiose an. Na toll, schlechter kann es echt nicht mehr werden!, dachte ich mir. Mit genervter Mimik verließ ich den Biologieraum und ging zu meinem Spind. Ich bin übrigens Harleen, aber jeder nennt mich Harley. Ich bin 15 Jahre alt und besuche die St. Pauli High school. Ja richtig ich wohne in Hamburg und gehe auf eine amerikanische Schule, weshalb wir unsere Lehrer auch mit Mr. Und Mrs. ansprechen müssen. So und da wir jetzt schon beim Thema wohnen sind kann ich auch gleich erzählen, dass ich nicht wie die anderen bei und mit einer Familie wohne. Wie ich das meine? Ich habe keine Eltern. Ich wohne in einem Kinderheim, kenne weder meine Mutter, noch meinen Vater, noch den Rest der zu einer Familie gehört, außer meine Zwillingsschwester Tyga. Ich weiß also nicht von wem ich abstamme, welche und wessen Wurzeln ich in mir trage, weiß nicht welchen Elternteil ich ähnlicher sehe, und viel wichtiger warum sie mich nicht behalten wollten. Wie ich damit klar komme? Ganz gut eigentlich, ich meine ich kenne es nicht anderst. Aber zum Glück bin ich nicht komplett auf mich alleine gestellt. Nein, denn ich habe wundervolle Freunde die mir immer zuhören wenn mir nach reden ist, mir Mut zusprechen wenn ich Zweifel habe, sich für meine Erfolge freuen auch wenn es nur kleine sind oder einfach nur so immer für mich da sind und einfach jeden Quatsch mit machen. Apropos Freunde, ich wüsste echt nicht was ich ohne meinen besten Freund Felix machen sollte! Felix und ich kennen uns schon seit der Kleinkind Zeit. Er steht mir mit Rat und Tat beiseite, wirklich er ist einer der wenigen Menschen, bei denen ich so sein kann wie ich bin. Aber was noch viel wichtiger ist, ich habe Tyga. Meine Zwillingsschwester und auch wenn wir unterschiedlicher nicht sein könnten, ist sie der wichtigste Mensch in meinem Leben, auch wenn ich es ihr viel zu selten zeige.

Ich packte mein Chemiebuch in meine Tasche und starrte auf das eine Bild an meiner Spindtür. Es ist ein Bild welches letzten Sommer entstanden ist. Auf dem Bild sind Felix, Maevis und ich. Maevis, welche übrigens von allen Maeve genannt wird ist meine beste Freundin. Ich kenne sie zwar noch nicht so lange wie Felix aber wir sind unzertrennlich. Je länger ich das Foto von uns dreien anschaue, desto schwieriger wird es für mich mein Grinsen zu unterdrücken. Es ist ein Bild von dem Holi-Farbfestival letzten Sommer. Erstaunlich wie ein einziges Bild von drei Jugendlichen, welche mit den buntesten Farben überschüttet sind, so viele Erinnerungen und Gefühle in mir hochkommen lassen. Es war einer dieser Tage wo ich komplett bei mir war, also in keiner Tagträumerei verwickelt war, wo mein Lachen echt war und wir einfach jede Sekunde genossen haben. Das ringen meines Handys riss mich aus meinen Gedanken wieder raus. Eine neue Nachricht von Felix.

Felix: Hey wo bleibst du? Kommst du heute nicht zu Chemie?

Ich: Doch warum?

Felix: Naja die Stunde fängt in fünf Minuten an...

Normal bist du doch schon hier?

Ich: Bin auf dem Weg!

In fünf Minuten? Wirklich?, dachte ich. Als ob ich jetzt wirklich die komplette Pause mit Tagträumen verbracht habe.

Bonez Mc's mini me'sWo Geschichten leben. Entdecke jetzt