Der Umzug

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Triefend und zitternd, stehe ich vor unserem Haus. Ihr fragt euch jetzt bestimmt warum. Mein Vater, wollte mich ja abholen und vorher nochmal bei seiner Firma vorbeischauen. Er hat mich morgens sehr, also wirklich sehr früh geweckt und mich dann, mitsamt Koffer und Ohnezahn vor der Tür stehen lassen. Er sagte, dass er wahrscheinlich in einer halben Stunde wieder da sein würde und ich einfach solange hier warten sollte. Naja, aus einer halben Stunde, wurden zweieinhalb Stunden und nach einer Stunde, hat es angefangen zu regnen. Und mein ach so glorreicher und brillianter Vater, hat die Haustür abgeschlossen und den Schlüssel mitgenommen. Und das beste kommt erst noch, denn natürlich besitze ich keinen zweit Schlüssel, nicht mehr, den hat mein Vater auch eingesammelt. "Ich wusste es, die Götter hassen mich!", fluche ich und lasse mich auf die nasse Steintreppe vor unserem Haus sinken. Ohnezahn legt seinen Kopf auf meinen Schoß und winselt leicht. "Ich weiß, mir ist auch kalt.", ich ziehe meine Jacke aus (die nebenbei bemerkt, alles andere als regenfest ist) und lege sie über den Rücken, des schwarzen Labradors. Besagter Labrador, sieht mich mit einem Sag-mal-bist-du-jetzt-völlig-bescheuert Blick an, doch als ich ihn ernst ansehe, kuschelt er sich in meine Jacke. Nach meiner Armband-Uhr zu urteilen, biegt das Auto meines Vaters zwanzig Minuten später in die Straße ein und hält vor unserem Haus.  Mein Vater steigt aus und bringt die Koffer ins Auto, während ich meinen Hund in die Tranzportbox sperre. Zuerst sieht er mich mit diesem Hundeblick an und winselt, doch als ich ihn nur entschuldigent ansehe, wirft er mir einen Wenn-ich-hier-raus-komme-bist-du-tot Blick zu und dreht sich in seiner Box so, das er mit seinem Gesicht auf der anderen Seite der Box liegt. Ich seufze und setze mich hinten ins Auto und nein, ich darf schon vorne sitzen, sogar schon ohne Kindersitz. Aber da ich vermute das die Autofahrt länger  dauern wird und ich auf keinen Fall mit meinem Vater reden möchte, setze ich mich nach hinten und Problem gelöst. Mein Vater gibt irgendeine Adresse am Ende der Welt in das Navi ein und fährt los. Nach einer halben Stunde, wage ich es, meinen Vater etwas zu fragen:

H.: Wie lange fahren wir eigentlich? (es ist jetzt gerade 8:02 Uhr)

Hau.: So ca. neun Stunden mit dem Auto und dann kommen wir bei dem Schiff an, das uns dann da hin bringt.

H.: Wie lange, brauchen wir dann insgesamt?

Hau.: So vielleicht 12 bis 13 Stunden und jetzt ruhe da hinten!

H.: (seuftzt und flüstert) Na das kann ja heiter werden...


Vierzehneinhalb Stunden später:

 Müde lasse ich mich auf mein Bett fallen, ich will eigentlich nur noch schlafen, aber dann fällt mir ein, das ich ja noch mit Ohnezahn raus muss. Mein Vater, hat sich nur schwehr zu vier dreißig Minuten Pausen überreden lassen. Also stehe ich auf und ziehe mir Schuhe und Jacke an und gehe raus. Als ich ein paar Meter gegangen bin fällt mir auf, was ich vergessen habe. "Ohnezahn!", rufe ich entsetzt und spurte zum Haus zurück. Ohnezahn steht schon, mit der Leine im Maul, auf der anderen Seite der Tür und wartet auf mich. "Sorry, Kumpel.", sage ich nur und gehe, diesmal mit Ohnezahn sparzieren. Nach zehn Minuten kommen wir an dem Ortsschild vorbei und da fällt mir ein, dass ich meinen Vater gar nicht gefragt habe, wie der Ort heißt. Nach der Größe zu urteilen, ist das ein Dorf und ich weiß, dass das hier eine Insel ist. "Berk", steht auf dem verwitterten Schild. "Wie Einfallsreich.", sage ich mehr zu mir selbst, als an Ohnezahn gewandt und doch sehe ich aus dem Augenwinkel das  jemand aus dem Schatten eines Hauses tritt. Es ist ein Mädchen, mit goldblonden Haaren, die sie zu einem Zopf geflochten trägt und himmelblauen Augen. Ich will gerad weiter gehen, als sie vor mir stehen bleibt. "Du musst also der neue sein. ", sagt sie, denn das ist mehr eine Feststellung, als eine Frage. "Richtig. Ich bin Hicks und du?", das Mädchen will gerade auf meine Frage antworten, als sie etwas großes schwarzes anspringt und anknurrt. Wieso war mir klar, das sowas passiert?! Ich ziehe Ohnezahn von dem Mädchen weg und versuch beide Seiten zu beruhigen. "Alles gut. Alles ist gut, sie ist eine Freundin.", versuche ich Ohnezahn klar zu machen und an das blonde Mädchen gerichtet, sage ich, "Der tut nichts, ehrlich." und reiche ihr meine Hand, die sie aber weg schlägt. "Alles in Ordnung?", frage ich sie und sie nickt nur und steht auf. Der Hund neben mir knurrt kurz, aber als ich ihm einen warnenden Blick zuwerfe, hört er auf. Das Mädchen dreht sich einfach um und geht weg. "Entschuldigung!", rufe ich ihr hinterher. Doch sie zeigt keine Reaktion, obwohl ich mir sicher bin, das wenn sie nicht halb taub ist, sie das eigentlich gehört haben müsste. Resigniert gehe ich zusammen mit Ohnezahn nach Hause. So viel zu "Der erste Eindruck zählt" und ich Schafskopf, weiß noch nicht einmal, wer sie ist. Geschweige denn, wo sie wohnt. Als ich endlich zu Hause ankomme, sitzt mein Vater auf dem Sofa und sieht fern. Ich versuche ungesehen an ihm vorbei zu kommen, aber vergebens. Er dreht sich zu mir um und sieht mich mit diesem Sohn-wir-müssen-reden! Blick an. Ich seufze und schicke Ohnezahn wieder hoch in mein Zimmer. Vorsichtig betrete ich das Wohnzimmer und sehe meinen Vater erwartungsvoll an.

Hau.: Sohn, wir müssen über die neue Schule reden!

H.: (seufzt) Was gibts denn?

Hau.: Red' anständig, wenn ich mit dir spreche! Und du wirst Morgen deinen ersten Schultag haben.

H.: (erneuter Seufzer) In Ordnung.

Hau.: Dann gute Nacht!

H.: Nacht.

Ich ziehe Schuhe und Jacke aus und gehe hoch in mein neues Zimmer. Ich lasse mich auf mein Bett fallen und schlafe noch in Straßenkleidung ein. Kurz bevor ich einschlafe, sehe ich noch einmal das Gesicht des Mädchens vor mir, ihre strahlend blauen Augen und ihr goldenes Haar. Ich kann nicht verhindern, das ich grinse und das komischste ist, ich hab keine Ahnung weshalb.




Wenn es euch gefällt, schreibt gerne einen Kommentar dazu, ich würde mich riesig freuen :) 

Eure  Nuli 

The Story of my lifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt