3. Kapitel

39 7 1
                                    

Mit voller Wucht landete ich auf den kalten Fliesen.

Ich atmete tief ein und wieder aus, um nicht vollkommen in Panik zu geraten und loszuschreien. Ich schloss meine Augen und achtete nur auf mich und meinem Körper um mich zu beruhigen. Ich brauchte dringend einen klaren Kopf, ansonsten wars das bald mit meinem Verstand.

Ich hatte zwar keine Erklärung für das was da gerade passiert war, jedoch hatte ich eine leise Ahnung und die machte mir fast noch mehr Angst, als Frau Whynes jüngeres Selbst.

,,April?"

Ich wollte meine Augen noch nicht öffnen und ich wollte mit niemandem reden, also blieb ich einfach liegen und sagte nichts.

,,April?"

Die Stimme war nun direkt neben mir.

Innerlich seufzte ich und sah sie an.

Vor mir stand Leah und daneben, etwas weiter im Hintergrund, war Amy und musterte mich mit einem stillen Blick.

Na toll. Ich wusste nicht, wie das für sie war, was sie gesehen oder mitbekommen hatte, aber ich war mir ziemlich sicher, dass sie nun verstört war.
Und Leah sah auch nicht viel besser aus.

,,Ich bin gerade reingekommen, Mr. Lewis hat mich hinterhergeschickt, ich sollte nach dir schauen.", sagte sie und sah mich dabei an.

Ich stütze mich hoch, sodass ich wenigstens nicht mehr lag, sondern aufrecht saß.

,,Naja, ich hab dich auf den Fluren nicht gefunden, also bin ich in die Toilette und hier war nur dieses Mädchen...Gerade als ich sie gefragt habe, ob du hier warst, da...also du warst plötzlich einfach hier",erklärte sie weiter.

Ich sah Amy an.

Ich war also weg gewesen. Ich musste direkt vor ihren Augen einfach verschwunden sein und sie stand immer noch hier und schrie nicht die ganze Schule zusammen.

,,Ähm, April, geht es dir gut?"

,,Ja", antwortete ich.

,,Was ist den passiert?"

Okay, ich brauchte eine Erklärung.
Und zwar schnell.

,,Also, ich hatte halt wieder dieses Gefühl..", begann ich.

,,Das von heute Nacht? Weshalb du nicht geschlafen hast?"
Ich nickte und sah, wie Amy aufhorchte.

,,Ja und dann wurde mir schlecht, also bin ich hier her gekommen und äh..."

,,Sie hat sich draußen in einen Mülleimer übergeben und muss gerade wieder hiereingestolpert sein. Sie ist bestimmt wegen der Kreislaufprobleme hingefallen, stimmts April?"

Ich starrte Amy an.
Hatte sie mir gerade ernsthaft geholfen?

Eindringlich richtete sie ihre Augen von Leah wieder auf mich und ich stimmte ihr durch ein zögerliches Nicken zu.
Leah schien nicht zufrieden, ihr verwirrter Blick huschte zwischen uns beiden hin und her.

,,Aber ich komm doch gerade von draußen und den Mülleimern und da war niema...", versuchte Leah es und sah Amy dabei trotzig an, jedoch stand ich auf und kam ihr zuvor.

,,Es geht mir in jedem Fall wieder besser. Ich denke wir sollten zurück in den Geschichtskurs, ich muss Mr.Lewis noch um eine zweite Chance bitten", ich bemühte mich um ein aufrichtiges Lächeln, dabei hakte ich mich bei meiner besten Freundin ein und zog sie mit mir.

Sie wollte erst nicht wirklich mitkommen, gab dann jedoch nach.
Als ich zur Tür rausging, warf ich noch einen letzten Blick auf das blonde Mädchen, dass eigentlich gerade wahnsinnig werden müsste, stattdessen für mich aber Ausreden erfand.
Sie hatten ihren Blick auf ihr Handgelenk geworfen, an dem sie eine hübsche Uhr trug.

Wieso blieb sie so ruhig?
Ich musste dringend noch mal mit ihr reden.

Nach der Schule suchte ich sie die ganze Zeit auf dem Schulgelände, doch sie war niergendwo zu sehen. Ich ging in fast jeden Klassenraum, jede Toilette, jedes Gebäude, überquerte die beiden Parkplätze (+ Garage) und versuchte es auf dem Pausen- und Innenhof.

Frustriert stellte ich mich an die Bushaltestelle, neben meine beste Freundin und wartete mit ihr auf unsere Linie.

,,Echt mies, dass er dir nicht noch eine Möglichkeit geben wollte", versuchte Leah es ein Gespräch zu beginnen.

Ich seufzte. ,,Ja... wird dann wohl doch ein D auf dem Zeugnis".

Leah schmunzelte. ,,Na wenigstens hast du es versucht. Dieser Mistlehrer geht bestimmt eh bald in Rente".

Ich stimmte grinsend zu.

Dann kam Stille.

Sie hatte mich den ganzen Tag nicht mehr darauf angesprochen. Ich war mir nicht sicher, was sie dachte oder gesehen hatte, deshalb gab ich mich einfach mit der Mülleimer-Ausrede zufrieden und versuchte es gar nicht erst anders zu erklären.

In jedem Fall war ich für sie im einen Moment nicht da gewesen und im Nächsten lag ich plötzlich einfach auf dem Boden...

Wir saßen noch eine Weile schweigend nebeneinander.

Das war noch nie passiert.
Sie war schon ewig meine engste Freundin. Es hatte nie auch nur eine Sekunde gegeben, in der wir uns nichts zu sagen hatten.

Ich schluckte.

Vielleicht sollte ich ihr davon erzählen? Sie wusste alles über mich. Vielleicht konnte sie mir ja sogar die Angst nehmen und irgendeine logische Erklärung herbeizaubern?

Gerade als ich tief Luft holte, fing sie an zu reden : ,,Du, hör mal April, ich weiss dass dieses Mädchen gelogen hat und...", sie sah verstohlen zu mir herüber, ,,.. und du auch." Sie schluckte.

Aha. Das war das Problem.
Sie fühlte sich betrogen, weil ich sie angelogen hatte. Wie konnte ich nur denken, dass sie uns die Ausrede glauben würde?

,,Du musst mir nicht erzählen was passiert ist, du solltest nur wissen, dass ich euch die Mülleimer-Story nicht abkaufe", dabei sah sie mich an. Ich tat es nicht. Ich konnte ihr nicht richtig in die Augen sehen.

,,Und du musst mich nicht...anlügen".

Okay, jetzt sah ich sie an.

,,Ich weiss." Mehr Worte bekam ich gerade nicht raus, ich hoffte einfach dass es Leah reichte.

Ich legte meinen Kopf auf ihre Schulter und war dankbar dafür, dass sie mich nicht zu einer Erklärung drängte, die ich ihr nicht geben konnte.
Verzweifelt seufzte ich.
Ich würde es ihr irgendwann erzählen.

Wenn ich meine Antworten hatte.

Timeless - a journey through all timesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt