17. Kapitel

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Ich stand wieder auf dem großen, grünen Hang, der von dem weißen Mond über mir in silbriges Licht getaucht wurde.

Sterne breiteten sich über den ganzen Himmel aus, das Gras auf dem ich stand war von vielen wunderschönen Blumen verziert. Wie eine laue Sommerbrise strich mir ein zarter Luftzug durch die Haare, die Umgebung wurde in das Zirpen von vielen kleinen Grashüpfern gehüllt.

Ich holte tief Luft und schloss meine Augen.

Dieser Ort war wirklich etwas ganz besonderes.

Im nächsten Moment standen Amy, Adam, Lucas und Alex neben mir. In ihren Augen spiegelten sich die Sterne und ich konnte an ihrer Begeisterung sehen, wie froh sie waren wieder hier zu sein.

Alex nickte den Hügel hinauf. ,,Wollen wir wieder zur Eiche?"

Ich folgte seinem Blick zu dem wohl Mächtigsten, was ich je gesehen hatte. Dieser Baum schüchterte mich jedes Mal ein wenn ich ihn sah, obwohl er zugleich Ruhe und Gelassenheit ausstrahlte.

Er hatte einen großen, knorrigen Stamm und Wurzeln, die sich mehrere Meter über den Boden und warscheinlich auch unter dem Boden schlängelten. Sein riesiges Blätterdach erstreckte sich nicht nur über die gesamte Spitze des Hügels, es strahlte zudem auch noch eine leuchtende, blaue Farbe aus und konkurrierte so mit dem silbrigen Licht des Mondes.

Wir gingen den Hang hinauf und setzten uns an den Fuß der Eiche.

,,Also, wir müssen uns darüber beraten, was uns im Jahr 1930 passiert ist", begann Adam das Gespräch.

Lucas nickte. ,,Sie waren ganz eindeutig auf unsere Uhren aus", meinte er.

Alle stimmten ihm nickend zu.

..Ich frage mich bloß, wer diese Frau war", meinte Alex. Bei ihrer Erwähnung fuhr mir ein Schauer über den Rücken. Sie war in ihrem dunklen Umhang nicht nur unheimlich gruselig gewesen, sie erinnerte mich auch noch immer an jemaden. Und immer noch fiel mir nicht ein an wen.

Ob ich es ihnen sagen sollte?

Aber was sollte ich den dann erzählen? Sie würden wissen wollen, warum sie mir bekannt vorkam und woher.
Darauf hatte ich jedoch selber noch keine Antwort.

,,Denkt ihr, sie weiss über uns Bescheid?", fragte Amy unsicher.

,,Naja, in jedem Fall hat sie über die Uhren Bescheid gewusst. Sie wollte sie haben und ich wüsste sonst keinen Grund", meinte Adam.

,,Wir könnten ins Jahr 1930 reisen, sie aufsuchen und sie fragen"; schlug Amy vor.

Insgeheim bewunderte ich sie für diese Aussage. Sie hatte die schwersten Folgen von diesem Angriff mit sich getragen und dennoch wollte sie zurück und diese Menschen befragen.

,,Ich denke nicht, dass man mit ihr reden kann, nachdem sie uns über den ganzen Platz gejagt hat", meinte Alex Augen rollend.

,,Warum nicht? Wir könnten es doch versuchen", entgegnete sie eingeschnappt, den bandagierten Fuß hatte sie an den Körper gezogen.

Lucas schüttelte auch den Kopf und unterstütze Alex :,, Ich denke nicht nur, dass sie nicht mit sich reden lässt, ich denke ebenfals, dass es zu gefährlich ist".

Amy wollte bereits protestieren, doch Adam fiel ihr ins Wort :,, Amy, Lucas und Alex haben recht. Das letzte Mal waren die beiden kurz davor deine und Aprils Uhren zu bekommen... Und nicht nur das, sie haben dich dabei auch noch ganz schön verletzt... Das Risiko ist einfach zu groß", er nickte zu ihrem Fuß.

,,Ich denke nicht, dass sie im Jahr 1930 lebt", schaltete ich mich nun ein.

Die Gruppe starrte mich an, kurz kam Schweigen auf.

,,Wie meinst du das, April?", fragte Lucas.

Ich zuckte verlegen mit den Schultern. ,,Naja, sie wirkte auf mich ein wenig zu... wissend", versuchte ich es zu erklären, doch von meinen Freunden kamen nur verwirrte Blicke.

,,Ich weiss nicht woran ich es fest mache, aber irgendetwas sagt mir, dass sie nicht aus Zufall da war und dass sie nicht in diese Zeit gehöhrt. Sie hat genau gewusst was sie wollte, hatte einen Plan wie sie uns kriegt und ihre Männer die bereit standen. Das alles kommt mir zu geplant vor... Dieser Umhang. Sie wollte nicht erkannt werden. Der Mann der mich festgehalten hat, hatte auch einen an. Die beiden haben in jedem Fall zusammengehört".

Alex sah mich verwirrt an, Amy jedoch nickte.

,,Ich weiss nicht, April", sagte Lucas zögerlich.

,,Doch, was sie sagt macht Sinn...", überlegte Amy und Adam sah ebenfals so aus, als würde er meine Überlegung verständlich finden.

,,Aber die einzige Möglichkeit dafür, dass sie in einer Zeit war in die sie nicht gehört wäre...", Alex sprach seinen Satz nicht zuende.

,,...dass sie Zeitreisen kann", flüsterte ich.

,,Das würde auch erklären, warum sie von den Uhren wusste", meinte Adam.

Ich sah Adam nicht an, sondern starrte an ihm vorbei. Aus dem Augenwinkel hatte ich plötzlich eine Bewegung bemerkt.

Hinter ihm kam langsam jemand die den Hügel hinauf, das blaue Licht des Baumes warf schaurige Schatten auf die Gestalt.

Ich keuchte auf und stellte mich hin. Die anderen folgten meinem Blick, Adam drehte sich um. Auch sie stellten sich hin und traten alle einen kleinen Schritt zurück, bis sie irgendwann neben mir standen.

Zusammen bildeten wir eine Front, von der ich hoffte dass sie möglichst furchteinflößend wirkte.

Neben mir sah ich, dass Adam jeden seiner Muskeln angespannt hatte, die humpelnde Amy hatte sich entschlossen aufgerichtet und Lucas und Alex funkelten die Person mit feindseligen Augen an.

,,Wer sind sie?", rief ich ihm entgegen, meine Stimme hallte über die nächtliche Landschaft.

Schleichend kam die Person auf uns zu, als er näher kam sah ich, dass er alt und gebrechlich wirkte. Und doch schien der ganze Ort von seiner Autorität gefüllt zu sein.

,,Ahhh, ich sehe ihr habt sie gefunden", röchelte der alte Mann, während er immer weiter ins Licht trat. Seine Augen leuchteten geheimnisvoll und an seiner Lippe befand sich eine längliche Narbe.

Er musterte mich und mit einem Mal hatte ich das Gefühl, er würde mir direkt in die Seele blicken.

,,Wer sind sie?", fragte ich ein weiteres Mal, jedoch zitterte meine Stimme dieses Mal ein klein wenig.

Adam legte seine Hand auf meine Schulter, der alte Mann lächelte amüsiert.

,,April, dass is er", flüsterte Adam.

Ich löste meine Augen von dem Mann und sah in Adams dunkle Augen.

,,Wer?", fragte ich verwirrt zurück.

,,Der Mann, der mir deine Uhr gegeben hat".

Ich starrte nun wieder die Person vor uns an. Gebrechlich, graues Haar, faltiges Gesicht und dennoch würde ich mich niemals mit ihm anlegen wollen.

Er war also derjenige, der den anderen prophezeit hatte, dass es mich gab und sie auf die Suche nach mir geschickt hatte. Er hatte Adam meine Uhr gegeben und den anderen diesen Ort gezeigt. Er war derjenige, der diese Gruppe in ihren Träumen gelehrt hatte.

Er zeigte mit seinen knorrigen Fingern auf die Wurzeln, auf denen wir vor wenigen Minuten noch gesessen hatten.

,,Setzt euch, meine Kinder. Wir haben ein paar Dinge zu besprechen".

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