12. Kapitel

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Es war Wochenende.

Ich saß Zuhause und nippte in aller Ruhe an meinem Kaffee, wärend ich auf meinem Bett saß und aus dem Fenster starrte.

Der Tag an dem ich mit den anderen an dem Ort mit der leuchtenden, blauen Eiche gewesen war, war mittlerweile drei Tage her.
Seid dem hatten wir uns nicht mehr wirklich gesehen. In der Schule hatte ich zwar viel Zeit mit Amy und Adam vebracht, aber privat gab es keine Möglichkeit sich zu treffen.
Nicht nur ich war zu sehr mit der Schule beschäftigt, Amy und Adam waren es auch.
Was Lucas und Alex taten, wusste ich nicht.

Vielleicht gingen die beiden ja auf eine andere Schule?

Naja, in jedem Fall würden wir uns heute sehen.
Ich hatte mit den vieren die Nummern ausgetauscht und wir hatten eine WhatsApp Gruppe erstellt, in der wir uns für den heutigen Nachmittag verabredet hatten.

Mir war bewusst, dass das keine einfache Verabredung war zu einem Besuch ins Kino, oder zum gemütlichen Abend zusammen.

Sie würden mir die Zeitreisen näher bringen und mir zeigen, wie ich sie mit Hilfe der Uhr an meinem Handgelenk kontrollieren konnte.

Einmal hatten sie es mir schon grob erzählt, aber ich hatte mich noch nicht getraut einen kontrollierten Zeitsprung zu wagen.
Warscheinlich konnte unglaublich viel schief gehen und zudem wusste ich nicht mal, ob ich in der Zeit reisen wollte...

Es gab immer noch so viel in meinem Kopf zu verarbeiten und ich konnte mit niemandem drüber reden. Ich konnte nicht nur, ich durfte nicht. Mal abgesehen davon, dass es mir warscheinlich eh keiner glauben würde.

Ich bekam Hunger und ging die Treppe nach unten in die Küche. Dort saß mein Vater und laß eine Zeitung, wärend mein Bruder glücklich eine Schüssel Milchreis verschlang.

,,Uh, wie lecker! Habt ihr zufällig noch ein bisschen Milchreis übrig?", fragte ich und sah meinem Bruder dabei neugierig über die Schulter.

Mein Vater nickte. ,,Schau mal da drüben nach".

Ich holte mir ebenfals Milchreis und setzte mich neben meine Bruder, der sich schon wieder vollkomen bekleckert hatte.

Ich schmunzelte. Er sah unglaublich niedlich aus.

Mein Vater sah plötzlich von der Zeitung auf und musterte meinen Arm.
Ich folgte seinem Blick und sah, dass er meine magische Zeitreise-Uhr anstarrte.

Wenn er jetzt fragte, wo ich sie her hatte, wusste ich nicht was ich sagen sollte...

,,Du trägst aber eine schöner Uhr", sagte er.

Ich lächelte. ,,Danke. Ich mag sie auch sehr gerne", gab ich als Antwort zurück.

,,Selber gekauft?", fragte er.

Ich sah ihn nicht an. ,,Äh, ja genau. Hab schon länger darauf gespart", meinte ich flüchtig und wandte mich wieder dem Milchreis zu. Still hoffte ich, dass das Gespräch damit beendet sein würde.

,,Wo hast du sie den gekauft?", hakte er weiter nach.

Innerlich seufzte ich. ,,Äh, keine Ahnung. Hab den Namen vom Laden vergessen", meinte ich.

,,Steht der nicht drauf?", mein Vater streckte seine Finger aus, um nachzusehen, doch ich zog den Arm schnell weg, genau wie Adam es damals in seiner ersten Biostunde bei mir gemacht hatte.

Ich wusste selber nicht wieso, wenn man sie sich einfach so ansah, sah sie aus wie jeder andere normale Uhr auch. Vielleicht vom Aussehen ein wenig hochwertiger, aber sonst ganz normal.

Jedoch war diese Uhr so viel wertvoller.

Sie war der Schlüssel zu allen Zeiten. Mit dieser Uhr an der Hand hatte ich das Gefühl zeitlos zu sein, so als ob ich alles gleichzeitig sein könnte wenn ich es nur wollte.

Mein Vater sah mich erschrocken an, Jakob hörte auf seinen Milchreis zu löffeln.

,,Äh, ich... sie ist noch ganz neu. Ich möchte nur nicht, dass da irgendwelche... Flecken drauf kommen".

Dad neigte den Kopf, in seine Augen stahl sich ein seltsames Leuchten.
,,Sie scheint ja wirklich... wertvoll zu sein".

Ich stockte. Konnte er... war es möglich, dass er es wusste?

Doch bevor ich überhaupt den Mut aufbringen konnte die Frage zu formulieren, klingelte es an der Tür.

Ich drehte mich um, versuchte das eigenartige Lächeln auf den Lippen meines Vaters aus meinem Kopf zu verbannen und öffnete die Tür.

Davor stand meine beste Freundin Leah, mit Kuchen in der Hand.

,,Leah! Hi, was machst du den hier?", fragte ich und umarmte sie überrascht.

Sie lächelte mich freudig an. ,,Ich dachte, wir verbringen den Tag zusammen", meinte sie. ,,Dafür hatten wir in den letzten Tagen so wenig Zeit", schmollte sie und zeigte mir dabei die ganzen kleinen Kuchenstücken, die sie unterm Arm trug.

Oh nein, dachte ich. Wir bringe ich ihr am besten bei, dass ich heute auch keine Zeit habe?

,,Ou, wow! Das ist wirklich... eine schöne Idee", fing ich an. ,,Aber ich habe leider keine Zeit", zerknirscht sah ich sie an.
In ihr Gesicht trat Enttäuschung.

,,Aber ich hab uns doch extra Kuchen besorgt", sagte sie, ihre Augen wurden groß.

Ich seufzte,
,,Darüber freue ich mich auch wirklich sehr... wollen wir das vielleicht nachholen? Morgen? oder Übermorgen?", schlug ich vorsichtig vor.

Sie antwortete nicht, sondern fragte :,, Warum hast du den keine Zeit?"

Ich hielt kurz inne. Würde ich sie jetzt anlügen müssen? Das war wirklich das Letzte was ich wollte!

,,Ähm, ich bin schon verabredet", meinte ich wahrheitsgemäß.

Leah zog überrascht die Augenbrauen nach oben.
,,Oh, wirklich? Mit wem den?"

Wieder seufzte ich.
,,Amy und Adam", meinte ich dann. Sie musste ja nicht wissen, warum wir uns trafen. Aber zu wissen mit wem, würde ja wohl nicht schaden.

,,Ach. Der arrogante Bioschüler und sein blondes Mädchen?", hakte sie nach. Irgendwie störte es mich, dass sie Amy "sein blondes Mädchen" nannte.

Ich nickte. ,,Genau".

,,Dürfte ich dann vielleicht mitkommen?"

Ich blinzelte überrascht. Heute war sie wirklich hartnäckig.
,,Leah, ich..."

,,Ich weiss, ich weiss, es ist uncool sich selber einzuladen, aber ich würde einfach gerne ein bisschen Zeit mit dir verbringen".

Traurig schüttelte ich den Kopf.
,,Tut mir leid, Leah. Es geht leider nicht", flüsterte ich beschämt.

Ich meinte in ihren Augen kurz Wut aufflackern zu sehen, dann wandelte es sich jedoch in Trauer, was es nicht wirklich besser machte.

,,Okay. Dann wünsche ich dir mal viel Spaß, ne", meinte sie leise und drehte sich um.

Ich sah ihr zerknirscht nach.

Würde das jetzt immer so sein? Das ich Geheimnisse vor ihr hatte, in die ich sie nicht einweihen konnte? Es tat mir wirklich leid, sie so abweisen zu müssen. Aber anders ging es gerade echt nicht.

Ich wollte gerade die Tür schließen, als ich sah wie ein Auto unsere Auffahrt hinauffuhr.
Ich runzelte die Stirn.
Erwartete mein Vater etwa Besuch?

Ich blieb an der Tür stehen, um die Person, wer auch immer sie war, zu begrüßen und hielt überrascht den Atem an, als ich sah wer aus dem Auto stieg.

Rote Haare, Sommersprossen, ein wirklich liebes Lächeln das ich zuletzt vor dem Verschwinden meiner Mutter gesehen hatte.

,,Tante Mary!?"

Timeless - a journey through all timesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt