Kapitel 5: Truth Hurts

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Abwertend sah ich zu meinem Entführer hoch, doch er zog nur genüsslich an der nächsten Kippe.

Ich hatte eh nichts zu verlieren.

„Ich hab Hunger. Ich hab seit 4 Tagen nichts mehr gegessen.", sagte ich also mit fester Stimme. Seine Augenbraue schnellte geradezu nach oben und abschätzig musterte er mich.

„Ist das so?", wollte er amüsiert wissen.

„Ich werde noch verhungern."; warf ich ihm vor. Jedoch brachte ihn das nur zum lachen.

„Hm, niemand verhungert in 4 Tagen. Auch nicht in einer oder zwei Wochen.", sein Gesicht zückte ein breites Grinsen und entsetzt weiteten sich meine Augen.

„Du willst mich verhungern lassen."; entfuhr es mir panisch. Ich schluckte schwer und meine Hände zitterten plötzlich. Er würde mich doch nicht wirklich aushungern lassen?

„Wär doch ganz lustig oder nicht?", schmunzelte er kurz ehe er aufstand und an mir vorbei lief. Wie gelähmt sah ich ihm hinterher, unbeeindruckt wank er mich zu sich.

„Na los steh schon auf, du kannst uns was kochen."; erleichtert nickte ich und stand stolpernd auf. Eine Welle aus Erleichterung überkam mich. Immerhin!

„Aber keine Dummheiten, verstanden?", er packte mein Kinn als ich vor ihm stand und blickte mir ernst entgegen. Sicher, ich will doch keine Probleme machen dem feinen Herr. Tatsächlich wollte ich einfach nur was zum Essen haben. Ich hatte wirklich schon Schwindelgefühle vor lauter Mangel an Nahrung und Energie.

Seine grünen Augen fesselten mich mehr als jede Handschelle es könnte.

Statisch nickte ich und er machte die Tür auf. Von unten hörte ich bereits lautes Schnarchen, Miles und Chips schliefen auf den Sofas. Auf dem Fernseher lief Fußball und ich warf einen kurzen Blick auf den Wohnzimmertisch. Eine Menge Alkohol, Gras und weitere bunte Tabletten lagen zwischen Tellern mit Essensresten. Henry führte mich in die großzügig geschnittene Küche mit Kochinsel und lehnte sich sogleich an diese.

Er deutete bloß in Richtung des Kühlschranks und ich öffnete diesen vorsichtig. Er war prall gefüllt und so machte ich Steak mit Kartoffel für uns. Mir lief schon beim Zubereiten das Wasser im Mund zusammen.

Wir saßen uns am Küchentisch gegenüber wie ein ganz normales Pärchen. Es war absurd.

„Fuck. Ganz vergessen wie gut du kochen kannst. Shit, das ist verdammt gut."; er stopfte sich den Mund voll und hatte den Teller innerhalb von Minuten geleert. Ich aß langsam wie immer und genoss jeden Bissen. Es war wirklich gut.
„Das war himmlisch. Kein Vergleich zu dem Mist im Knast. Das war wirklich- er schüttelte den Kopf als könnte er es nicht glauben. Auch wenn es ein Kompliment war, so hoffte ich trotzdem ihm würde das Essen im Hals stecken bleiben.

„Danke.", murmelte ich zwischen einzelnen Bissen und sah stur auf meinen Teller.
Sein Lob bedeutet mir reichlich wenig.
„Hättest du jemals gedacht, dass wir uns nochmal so gegenüber sitzen?", er lehnte sich mit dem Stuhl zurück und schwer schluckte ich.

So? Du meinst zusammen an einem Tisch, oder du als mein Entführer?"; was sollte dieser Smalltalk?

Er lachte kurz auf und wischte sich mit der Serviette über den Mund. Der drei Tage Bart stand ihm hervorragend. Er machte ihn noch ein Stück anziehender.

Ich nahm den letzten Bissen zu mir und sah auf meinen leeren Teller und die Gabel in meiner Hand.

„Denk nicht mal dran, Baby."; er sah erst zur Gabel und dann zu mir. Ich lies das Besteck los und hob beschwichtigend meine Hände. Mit einer Gabel würde ich wohl kaum weit kommen.

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