火 3 - AUSSPRACHE

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„Liv?!". Erschrocken richtete ich meinen Blick nach vorne. Mein Herz schlug mir vor Angst bis zum Hals. Diese Stimme hätte ich überall wiedererkannt. Izumo legte mir eine Hand auf den Rücken und blickte mich aufmunternd an. „Geh schon zu ihm", sprach er leise. Tief atmete ich Ein und Aus, bevor ich nickte und zögerlich aus dem kleinen Haus trat. Die Kontrolle der Teilnehmer war schon längst vorbei, doch ich konnte es mir nicht nehmen lassen, hier meine Zeit zu verplempern. Auf weitere Aufgaben oder gar Missionen hatte ich keinen Bock. Ein leichtes erleichtertes Lächeln lag auf den Lippen meines Gegenübers. „Du bist also wieder zurück! Das ist toll", meinte er und ich nickte verwirrt. Wieso war er nur so glücklich darüber? „Ähm... Hallo Raidou", sprach ich leise und traute mich nicht ihm gänzlich ins Gesicht zu blicken. Ich schämte mich einfach zu sehr. Erst als sich zwei Hände auf meine Schultern legten, blickte ich automatisch nach oben. Die Narbe war größer als ich sie in Erinnerung hatte. „Hey, was ist denn los?", fragte er und mein Blick veränderte sich von Scheu zu Verständnislosigkeit. „Das fragst du noch?", meinte ich und strich ihm leicht über die Narbe, ,,Es tut mir wirklich leid!". Er schüttelte mit dem Kopf. Das leichte Lächeln wich dabei nicht aus seinem Gesicht. „Alles ist okay, wirklich. Es war ein Unfall und auch irgendwie meine Schuld", sprach er. Verwirrt betrachtete ich ihn und dachte nach, was er bloß damit meinen könnte. „Ich wusste, dass du noch Probleme hast dich zu kontrollieren und trotzdem habe ich dich mit meinen Provokationen gereizt", erklärte er und seufzte, ,,Tut mir auch leid!". Seine schuldbewusste Miene wechselte schlagartig zu einem Grinsen und er breitete seine Arme aus. „Versöhnungsumarmung?", fragte er und erhielt ein Lachen. Nickend schlang ich meine Arme um seinen Bauch und auch er legte seine auf meinen Rücken. Kakashi hatte Recht behalten. Und mir ging es auf einmal so viel besser. Die ganze Zeit hatte ich mich davor gefürchtet ihm über den Weg zu laufen, dabei war diese Sorge wahrlich unbegründet. Niemals hätte ich gedacht, dass er sich auch die Schuld gab und er sich sogar freute mich zu sehen. Geschweige denn, dass er mich umarmend willkommen hieß. „Bist du schon lange hier?", frage er mich, als wir unsere Umarmung auflösten. „Seit drei Tagen erst", antwortete ich, während wir uns von den anderen abwandten und davon schlenderten.

„Ach, warte!", meinte ich noch, ehe ich zurück zum Häuschen lief, um meine Sachen zu holen. „Glaubst du, Liv steht auf Raidou?", hörte ich bei der Tür Izumo fragen. Verwirrt hob ich meine Augenbraue. „Quatsch, Raidou ist doch viel zu alt. Er ist immerhin Anfang dreißig", bekam er von Kotetsu als Antwort. Zustimmend nickte ich und lauschte weiter. Erst war nichts zu hören, bis auf ein erschrockenes Einatmen. „Sag bloß...!", rief Kotetsu, woraufhin ein Poltern zu hören war. Kopfschüttelnd öffnete ich die Tür. Kotetsu lag mit einer dicken Beule jammernd auf dem Boden. Izumo hatte ihm wirklich eine verpasst. „Was ist denn hier los?", fragte ich irritiert und mein braunhaariger Freund zuckte ertappt zusammen. Ich musste irgendwas verpasst hatten. „Liv... ich dachte du bist bei Raidou?", fragte er, mit einem leichten roten Schimmer auf den Wangen. Was zur Hölle war denn mit dem los? „War ich auch, aber ich wollte noch meine Sachen holen", antwortete ich und schnappte mir meine Waffentasche, die ich mir sogleich an den Gürtel band. Die ging mir im Laufe des Tages auf die Nerven, weshalb ich sie in eine Ecke geschleudert hatte. „Also, sei nett zu Kotetsu. Wir sehen uns!", verabschiedete ich mich von ihm, bevor ich wieder zurück zu Raidou rannte und mit ihm in den Straßen von Konoha verschwand.

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Prüfend betrachtete ich mich im Spiegel. Die graue Uniform passte zwar von der Länge und Breite her, jedoch sah ich trotzdem viel zu zugepackt aus. Meine eigentliche Garderobe bestand nämlich aus der typischen Ninjahose oder Leggins und engen bauchfreien Shirts. Sarutobi hatte mich ebenso dazu verdonnert einer der Aufpasser während der ersten Prüfung zu sein. Langsam fragte ich mich, wieso er mich überhaupt hergeholt hatte, wenn es keine richtigen Missionen für mich gab. Seufzend schnappte ich mir mein geschmiertes Brötchen und stiefelte Richtung Akademie. Alle Prüfer der ersten Runde trafen sich dort, um dann gemeinsam zu den Teilnehmenden zu stoßen. Meine beiden Freunde gehörten ebenso zu dieser Gruppe, was ziemlich erleichternd für mich war. Einige der anderen kannte ich zwar auch, aber er war trotzdem nicht das Gleiche als mit Freunden. Das kannte doch bestimmt jeder.

In der Akademie angekommen erkannte ich direkt den Trubel. Neugierig stiefelte ich zu der Menge an Kinder und starrte danach ungläubig auf das Szenario. „Meint ihr etwa, dass es ein Witz ist? Chunin müssen Missionen leiten können. Sie sind für die Sicherheit der Teammitglieder verantwortlich, also überlegt euch ob ihr dazu fähig seid!", hörte ich eine mir nur allzu bekannte Stimme sagen. Ich schüttelte fassungslos mit dem Kopf. Solche Idioten! Kotetsu konnte ich dies wirklich zutrauen, doch das Izumo bei so etwas auch mitmachen würde, hätte ich nicht gedacht. Die zwei hatten tatsächlich ein Genjutstu erschaffen, dass den Teilnehmern vorgaukeln sollte, dass sie sich beim Prüfungsraum befanden. Die Kinder waren tatsächlich einfach nur dumm. Würden sie die Kraft des logischen Denkens beherrschen, dann hätten sie auch gemerkt, dass sie eigentlich noch ein paar Treppenstufen laufen mussten.

„Liv, was machst du denn hier?", fragte Sakura mich, die gerade mit den beiden Jungs auf mich zugelaufen kam. „Ich gehöre zu den Prüfern der ersten Runde", erklärte ich kurz und schaute wieder auf die Rangelei. Ein wirklich seltsam aussehender Bengel mit riesigen Augenbrauen versuchte immer wieder an den beiden vorbei zu kommen, doch wurde er immer von den zwei Chunin auf den Boden geworfen. Er sah beinahe wie Gai aus. „Euer Gequatsche interessiert mich nicht. Jetzt geht zur Seite und lasst mich sofort durch", fing Sasuke überheblich an zu sprechen und lief auf sie zu. Dieser Knirps war einfach nur nervig mit seinem Hochmut. Trotzdem musste ich zugeben, dass er was im Kopf hatte. Immerhin hatte er gerade das Trugbild der zwei aufgelöst und von Sakura alles erklären lassen. „Man, seid ihr aber klug. Ihr habt eine Illusion durchschaut", grummelte Kotetsu, ,,Mal sehen was ihr jetzt macht!". Kotetsu griff Sasuke an, doch ich sprang dazwischen und hielt ihre Beine fest. Grimmig schaute ich Kotetsu an, der genau wusste, dass ich ihn durchschaut hatte. Ich hätte mich normal aus der Sache rausgehalten, doch Sasuke war in meinem Team und zudem auch einer meiner Schüler. Ich war zum Teil für ihn verantwortlich und deshalb ließ ich auch nicht zu, dass er sich von einem erwachsenen Mann verprügeln ließ. Sasuke war an der Situation ja nicht Schuld, schließlich wollte er sich nur wehren. „Hört auf. Zum Kämpfen ist in der zweiten Prüfung genug Zeit!", meinte ich und ließ die zwei nun los. Es war lustig, die größte im Raum zu sein. Da fühlte man sich doch gleich super überlegen und cool.

„Geht zum Prüfungsraum. Wir sehen uns gleich", meinte ich zu meinem Team, bevor ich Kotetsu in der Gestalt eines Kindes, am Nacken packte und hinter mir herzog. Izumo hastete uns natürlich nach. Ich schleppte die zwei in einen leeren Klassenraum und kurz darauf verwandelten sie sich zurück. Abwartend blickte ich sie an und verschränkte die Arme vor der Brust. „Wieso hast du das gemacht?", fragte Kotetsu mich daraufhin und rieb sich seinen Nacken. „Das sollte ich wohl eher dich... Nein, eher euch fragen! Erstens war diese Genjutsu Sache unnötig und zweitens hast du die Kinder angegriffen", antwortete ich fassungslos. Er seufzte. „Sasuke ist einer meiner Schüler und Teamkollege, also wenn ich dich nochmal bei sowas erwische, dann klatschts, aber kein Beifall". Hastig fing er an zu nicken. „Gut", meinte ich und grinste. Izumo hatte sich währenddessen bewusst im Hintergrund gehalten.


SENJU NO HI - GeheimnisseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt