火 27 - AGGRESSIONEN

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Ich schlurfte gelangweilt an dem unteren Rand eines steilen Abhangs entlang. Links neben mir befand sich eine tiefe Schlucht. Wenn man runter sah konnte man nicht mal den Boden erkennen. Es war alles tief schwarz. Der Weg, auf dem ich lief, war nur knappe zwei Armlängen breit. Das klackernde Geräusch von den kleinen Steinchen, die sich vom Rand lösten, wenn ich mit dem Fuß auftrat und in die Schlucht rieselten, erzeugte in mir ein mulmiges Gefühl. Hoffentlich lösten sich nicht größere Brocken, sodass ich in die Tiefe stürzen würde. Überleben würde ich es nicht und ich hatte nicht vor so schnell den Löffel abzugeben. Ein Murmeln, welches nach einem Fluchen klang, ertönte auf einmal vom oberen Rand. Sehen konnte ich nichts, da die Bäume und Büsche, die dort oben wuchsen, einem sogar die Sicht auf den Himmel nehmen konnten. Auf das Fluchen folgte ein stetiges Rutschen von Steinen, bis sich ein riesiger Brocken löste und krachend auf mich runter purzelte. Hastig sprang ich zur Seite, um diesem auszuweichen. Beinahe hätte er mich erwischt und mit sich gerissen. Ein erschrockenes Aufschreien und schmerzhaftes stöhnen kam von oben immer näher. „Ach du scheiße", meinte ich erschrocken, als ich die Ursache erkannte. Da fiel jemand von der Klippe! Purzelnd rollte die Gestalt immer weiter auf mich zu. Schnell formte ich einen Schattendoppelgänger, der mich dabei unterstützen sollte, dem Mann zu helfen. Als er auf meinem kleinen Weg ankam und kurz davor war in die Schlucht zu stürzen, griff ich hastig nach dessen Hand.

Beinahe hätte er mich mit in die Tiefe gerissen, wenn mein Schattendoppelgänger mich nicht an den Füßen festgehalten hätte. „Hidan!?", rief ich überrascht, als das Gesicht des geretteten Mannes hastig zu mir aufblickte. Er hing noch immer in der Luft und schaukelte hin und her. Das einzige was ihn davon abhielt zu fallen, waren meine Hände, die seine fest umschlossen hatten. „Liv? Was machst du denn hier?", fragte er mich erschrocken. Wütend blickte ich ihn an. „Du Idiot! Das geht dich überhaupt nichts an und spielt doch grade überhaupt keine Rolle!", keifte ich erbost. Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Mein Doppelgänger schien immer mehr die Kraft zu verlieren und rutschte immer mehr vom Boden ab. Es war eine äußerst gefährliche Situation, in der ich nun dank ihm steckte! „Weißt du, wie egal mir das ist? Ich hab dich verdammt nochmal gesucht!", entgegnete er genauso laut. „Können wir das auch später klären, wenn wir wieder auf festem Boden stehen?", brüllte ich und fing an ihn angestrengt hochzuziehen. Er hatte nur geschnaubt. Mein Doppelgänger fing nun auch endlich an uns hochzuhieven. Es war äußerst anstrengend, bis wir uns beide wieder in Sicherheit befanden. Er war ein wirklich massiger Brocken. Schwer atmend saß ich auf meinen Knien neben ihn. Er lehnte mit dem Rücken schief an der Felswand und ließ mit geschlossenen Augen und zurückgelegten Kopf seine Füße baumeln. „Was hast du gemeint mit, du hast mich gesucht?", fragte ich ihn nun deutlich ruhiger und strich mir meine weißen verstrubbelten Haare aus dem Gesicht. „Du hast noch meine Sachen", antwortete er und drehte seinen Kopf weg. Wäre ja auch zu schön gewesen, wenn er meinetwegen wiedergekommen wäre. Wütend schmiss ich ihm seinen Rucksack ins Gesicht und stand auf. Überrascht blickte er zwischen seinen Habseligkeiten und mir hin und her. „Was machst du?", fragte er. Ich klopfte mir den Staub von der Kleidung, drehte mich um und stapfte davon. „Ich gehe weiter!" Ein empörtes Schnaufen ertönte von ihm. „Warte auf mich!", rief er und versuchte so schnell wie möglich hinterher zu kommen. So schnell es eben auf diesem schmalen Weg für seine tollpatschigen plumpen Füße ging. Seine schweren Schritte kamen immer näher. Ständig löste er mit seinem aufstampfen Teile des Bodens, die scheppernd runterfielen. Wenn er so weiter machte dann...

Ein erschrockener Aufschrei von ihm unterbrach meine Gedanken, als er ausrutschte und beinahe erneut in die Schlucht stürzte, wenn ich ihn nicht noch rechtzeitig am Arm zurückgezogen hätte. Hab ich doch gesagt! Genervt stöhnte ich auf. „Das ist jetzt schon das zweite Mal", kommentierte ich seine Tollpatschigkeit, drehte mich um und wollte weitergehen, doch drehte ich mich wieder ruckartig zu ihm zurück. „Außerdem solltest du ein bisschen vorsichtiger auf dem lockeren Boden laufen! Sonst passiert das noch ein drittes Mal!", informierte ich ihn und stapfte weiter. Ich wusste nicht, warum ich auf einmal so sauer und bissig war. Ich hatte mir doch die ganze Zeit gewünscht ihn wiederzusehen und jetzt war er da und ich könnte ihn einfach nur erwürgen! Gerade jetzt wünschte ich mir, dass er einfach nur verschwand, weil er mir tierisch auf die Nerven ging. „Hey warte!", rief er und riss mich am Arm gepackt wieder herum. „Was?!", giftete ich ihn wütend an. Doch er lächelte mich nur an. „Ich hab dir doch gesagt, dass ich bei dir bleibe bis ich meinen Kampf mit dir bekomme", antwortete er ruhig und als wäre es selbstverständlich. Ich schnaubte. „Gut, wenn wir aus diesem Tal raus sind, dann bekommst du deinen Kampf und kannst gehen", entgegnete ich patzig, drehte mich um und stampfte weiter. Blöder Kampfeswütiger Troll! Er hätte sich doch einfach jemand anderen suchen können, als mich erst in Ruhe zu lassen und dann auf einmal, um die halbe Welt zu verfolgen. „Ich hoffe, dass der Weg noch Meilenweit so weiter geht", sagte er hinter mir und ich blieb ruckartig stehen, drehte mich jedoch nicht um. Meine Wut war wie weggeblasen und machte stattdessen Schuldgefühlen und teilweise Freude Platz. Stumm setzte ich wieder einen Fuß nach dem anderen. Binnen Sekunden hatte ich absolut jegliches Verständnis für meine negativen Gedanken und Gefühle vergessen. Es lag doch auf der Hand, dass er mich nicht nur wegen des Kampfes aufsuchte. Er hatte wohl meine Bedingung überdacht und sich wohl dafür entschieden. Hidan war wohl einfach nur zu stolz um es zuzugeben. Ein leichtes Lächeln legte sich auf meine Lippen. Ich sollte langsam wirklich meine Aggressionen in den Griff bekommen. Er war ein guter Kerl. Ein Idiot, aber guter. 

SENJU NO HI - GeheimnisseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt