Was war das gewesen?
Leo sah mich ungläubig an.
Es schien, als ob wir vorher dasselbe gedacht hatten:
Wir mussten uns über diese Geschehnisse austauschen!
Neben mir aß Liv genüsslich ihr Fleisch auf.
Sie sah mich an und runzelte die Stirn.
"Was ist los, Chelsea? Du hast deinen Teller noch gar nicht angerührt!"
Sie drehte ihren Kopf in die andere Richtung, dort hin wo Leo ebenfalls in seinem Essen herumstocherte.
"Leute, was ist denn los mit euch?", sie sah zwischen uns beiden hin und her.
"Nichts, Liv! Ich denke ich bin immer noch schwach wegen gestern!"
Leo sah mich komisch an und es schien als ob er nicht ganz da wäre. Seine Augen fingen an, leicht glasig zu werden. Er schüttelte ganz leicht den Kopf und schließlich nickte er kurz.
Er blinzelte und war wieder da.
"Ohhh...ähm...ich habe nur keinen Hunger!", antwortete er dann, drei Minuten nach Livs Frage.
Liv hatte ihre Frage anscheinend schon wieder vergessen und aß gemächlich ihr Fleisch zu Ende.
Ich seufzte leicht, da ich wusste, dass Liv nur so tat als ob. Sie interessierte sich brennend für alles was Leo machte.
Ja, ich als ihre beste Freundin hatte schon erkannt was zwischen den beiden vorging.
Sie hatten sich verliebt!!
In den zwei Tagen wo sie sich kannten, hatten sie sich verliebt!!
Die glasigen Augen und Leos starren Blick aber, konnte ich nach wie vor nicht entziffern.
Ich aß eine Gabel meiner Nudel und stand auf.
Ich hielt es einfach nicht mehr aus. Mir war alles viel zu viel und mir ging es auch nicht besonders gut.
Mein Magen kribbelte unangenehm und ich fühlte mich wieder schwach.
Liv machte Anstalten mir aufs Mädchenklo zu folgen, aber ich hielt sie zurück. Sie konnte doch weiterhin Leo anschmachten und ihn wie ein Stalker beobachten.
Auch Leo schien froh drüber, dass ich ging.
Aha! Dachte ich mir schon! Daher weht also der Wind. Sie wollten alleine sein.
Ich ging, ohne mich noch einmal umzudrehen.
Ihre Blicke stachen in meinen Rücken. Vielleicht sah mein Abgang aus der Mensa ein wenig arrogant oder sogar hochnäsig aus.
Vielleicht auch zickig oder... neidisch!
Nein, neidisch war ich auf keinen Fall! Okay, ein bisschen vielleicht!
Aber in diesem Moment war mir alles egal.
Kaum war ich in der Mädchentoilette angelangt, sank ich erschöpft auf den Boden.
Meine Beine waren zu Pudding geworden und ich fühlte mich sogar noch schlechter als gestern auf dem Sofa.
Meine Schulter hatte angefangen zu brennen. Der stechende Schmerz von vorher im Flur, war zurück gekehrt.
Langsam krempelte ich den weißen Ärmel meiner Schuluniform nach oben.
Ich keuchte auf. Ein riesiges Tattoo überzog meine Schulter.
Vom Hals bis zu meinem Oberarm bildete sich ein wunderschönes Muster. Es war eine Pusteblume die schon einige Samen verloren hatte und diese sich langsam im Wind bewegten.
Es war einfach bezaubernd und ich starrte gebannt auf die Hautstelle.
Ich wusste nicht, wie lange ich so auf dem Boden saß. Jedenfalls kam nach einer Weile ein weiteres Mädchen in die Toilette und ich schob schnell die Bluse wieder an ihren richtigen Platz.
Ich stand auf, immer noch wackelig auf den Beinen, aber ich stand.
Das Mädchen sah mich mit großen Augen an. Ohne von ihr Notiz zu nehmen, drückte ich mich an ihr vorbei nach drausen.
In der Zwischenzeit hatte der Unterricht wieder begonnen und Liv hatte mir eine SMS geschieben:
Chel, wo bist du?? Ich sage dem Lehrer, dass es dir nicht gut geht.
Bitte sag mir so schnell wie möglich Bescheid!! Bis später, LivIch schrieb eine beruhigende Antwort, dass ich nur etwas zu erledigen hatte.
Da ich nur aufs Handy schaute, achtete ich nicht wirklich auf den Flur vor mir.
Nur haarscharf entging ich einem Zusammenstoß mit...
...mit dem liegenden Leo.
Entsetzt warf ich das Handy auf den Boden neben ihn und kniete mich hin.
Scheiße!
Was war mit ihm? Hilfesuchend sah ich mich um. Keiner war weit und breit zu sehen.
Erleichtert stellte ich fest, dass er noch atmete.
Doch da sah ich es. Ich schob sein T-Shirt zur Seite.
Ähnlich wie bei mir, zog sich ein Tattoo über seine Haut.
Ein riesger Baum mit seinen dicken Wurzeln reichten quer über seine gesamte Brust...
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Must
FantasyDie Mutterstimme machte ihr Angst. Sie hatte seit Jahren keinen Augenblick gezweifelt. Jenny lebt seit sie denken kann in einer Glasvitrine. Sie weiß nichts, kennt die Realität nicht. Für sie ist die Welt nichts als die Vitrine. Doch wer war sie w...