16 Chelsea

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Ein unfassbarer Schmerz durchzuckte meine Wange. Ich schlug langsam meine Augen auf, jedoch tat mir die rechte Gesichtshälfte bei jeder kleinsten Muskelbewegung weh.

Oh Gott!

Diese Woche war ganz bestimmt nicht meine. Zweimal bewusstlos, zweimal ohne Erinnerungen an das Geschehene.

Obwohl ich fieberhaft versuchte meine Gedanken abzurufen, gelang es mir nur, mich an kleine Abschnitte des vergangenen Unfalls zun erinnern. Leo, ein Rennen, die Ankunft am Ziel und schon wieder Leo...Die brennende Frage zu diesem Zeitpunkt:
Was ist geschehen? Hatte Leo etwas damit zu tun? Wenn ja, was hatte er getan?

Ein Gesicht beugte sich zu mir herunter. Zumindest glaubte ich das, denn ich sah so viel wie gar nichts. Das verschwommene Etwas musterte mich einige Sekunden lang aufmerksam und schien dann zu lächeln.

Mein Versuch ebenfalls zu lächeln scheiterte und heraus kam eine peinliche Grimasse. Das Bild wurde klarer und Leos Kopf kam zum Vorschein. Mitten im Gesicht ein Grinsen, jenes von einem Ohr bis zum anderen reichte.

Doch irgendwie wirkte es falsch und humorlos, so als wäre ihm gar nicht lächeln zu Mute. Sein Grinsen verschwand und eine tiefe Sorgenfalte durchzog seine schöne glatte Stirn...Ähhh...ich meine...nur seine Stirn...

Als ich seinen Blick sah, musste ich unwirkürlich lachen.

Es tat gut zu beobachten wie sich Leos Blick wieder veränderte; von besorgt zu weniger besorgt. Ich lag sicher zwei ganze Minuten so lachend da, bis sich plötzlich die brennende Wange wieder meldete. Ein leises Stöhnen entkam meinem Mund.

Ich konnte es nicht zurückhalten und verzog mein Gesicht zu einer schmerzerfüllten Grimasse zusammen.

Jetzt hatte auch Leo meine rote Wange bemerkt. Er wurde sofort wieder ernst und stand auf.

"Kannst du aufsitzen?", fragte er mich, den Blick starr auf meine Verletzung gerichtet.

Ich nickte kurz und richtete mich langsam auf. Mein Kopf brummte und der stechende Schmerz von vorhin war wieder da.

Als ich endlich aufrecht saß, war ich ziehmlich erschöpft und wollte mich gleich wieder niederlegen. Ich machte Anstalten meinen Kopf wieder auf das Kissen zu legen, doch Leo hielt mich zurück.

Ich sah ihn verwirrt an und begann zu sprechen. Meine Stimme hörte sich rau und brüchig an, so alsob ich die ganze Zeit geschriehen hatte.

"Leo, schluss mit den Spielchen! Was ist passiert? Und wo bin ich überhaupt?". 

Ich sah mich im Zimmer um und musste meinen Mund zwingen zu zu bleiben. Der Raum indem ich lag, war wunderschön eingerichtet. Ich lag auf einer braunen Ledercouch auf der sich Berge von weißen flauschigen Kissen stapelten. Auf dem Boden lag ein passender Teppich, jener genau so aussah wie die weichen Kissen.

Der gesamte Raum war schwarz- weiß Tönen gehalten.

Was mir besonders gefiel, war die Nachbildung des Eiffelturms in Mini. Sie stand auf der Kommode neben dem Sofa auf dem ich lag. Als ich mich weiter im Zimmer umsah, bemerkte ich, dass nicht nur der Eiffelturm auf ein Frankreich-Fan hinwiesen , sondern auch Plakate mit Schriftzügen wie:

'I love France' ; 'La vie est belle"; 'Je t'aime!'; 'Ma maison, ma règles'...

Auf der gegenüber liegenden Seite stand ein Bett mit einem schwarzen Bettbezug.

Als ich mich fertig umgeschaut hatte, musste ich nochmals nach Luft schnappen.

Mein Zimmer war gegenüber diesem hier ein Witz. Meines war klein, altmodisch eingerichtet und bei mir zierten die Wände noch Hello Kitty Poster und Barbie Portaits.

Insgesamt beschrieb nur ein Wort mein Zimmer: Kindisch...

Eine leichte Bewegung neben mir, ließ mich aufschrecken.

Ich drehte mich, immer noch sitzend um. Unbemerkt hatte sich Leo neben mich hingesetzt und versuchte nun eine bequeme Sitzposition in den Kissen zu finden.

Ihn so ruhig und relaxt zu sehen machte mich wütend. Warum schwieg er? Ich hatte ihm klare Fragen gestellt, zwei Fragen auf jene ich immer noch eine Antwort suchte und auch brauchte.

"Los, antworte mir! Ich habe ein Recht zu erfahren was passiert ist! Du kannst nicht einfach schweigen und so tun alsob du nichts wüsstest!", fuhr ich ihn scharf an, meinen Finger drohend vor sein Gesicht haltend.

Zuerst schien er schockiert und betrachtete ängstlich meinen langen Fingernagel, der gefährlich nahe vor einer Nase schwebte. Doch dann änderte sich seine Miene gänzlich. Leo fing an spöttisch zu lächeln.

"Du hast es vergessen? Sie hat es vergessen! Der Schlag muss fester gewesen sein als angenommen...", sagte er mehr zu sich selbst als zu mir.

"Hä? Welcher Schlag? Jetzt sag schon...ich will wissen was oder wem ich diese Kopfschmerzen zu verdanken habe..."

Und tatsächlich fing Leo an mir alles zu erklären:

"Also wir zwei haben ein Rennen gemacht...", fing er an.

"Jaja, das kannst du dir sparen...ich weiß nur nicht mehr was passiert ist, nachdem ich am Baum mit dir über meine Fähigkeiten gesprochen habe...ich weiß noch wie du gesagt hast, dass du mir glaubst, das Magier-Ding und so...aber dann...".

Ich hatte ihn unhöflich unterbrochen, mit Absicht...

Seufzend begann er von Neuem.

"Dann von da an...also ich habe also gesagt, dass ich dir glaube und dann hast du angefangen zu lachen. Nun ja...wir haben beide wie Wahnsinnige gelacht und irgendwann...haben wir aufgehört.

Aber wir haben die Katze die ober uns im Baum übersehen und durch unsere lauten Lacher müssen wir sie erschreckt haben und sie ist mitsamt einem dicken Ast mitten auf deinen Kopf gefallen...Naja, es war eine ziemlich blöde Stelle wo dich der Ast getroffen hat und du bist ohnmächtig geworden...Ich habe dich zu mir nach Hause gebracht."

Man sah ihm an, dass er nervös war und ich wusste auch warum...er hatte mich eiskalt angelogen. Er war ein noch schlechterer Lügner als ich gedacht hätte, aber für ein Date mit meinem Traumfreund würde ich auch jeden anlügen.

Aber ich kann schweigen, schweigen wie ein Grab. Liv wird nichts vom Schlag, vom Wettrennen und vom ganzen Nachmittag nichts erfahren. Doch das konnte sich schnell ändern, wenn Leo sie nicht glücklich machte.

Nun ich will mich ja nicht selbst loben, aber 'die Vergessliche' zu spielen, war ein genialer Schachzug gewesen. Und ich wollte Leo auch noch lange im Ungewissen darüber behalten, dass ich alles mitbekommen hatte.

Noch immer wartete Leo auf meine Reaktion auf seine Lüge.

Ich lächelte ihn an.

"Ach so und ich dachte es wäre etwas schlimmeres passiert. Wie ein Überfall oder so, aber das war alles nur ein blöder Ast und eine schreckhafte Katze...dann ist ja gut."

Leo atmete laut aus und die Erleichterung über meine Antwort stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben.

Tja, so eben hatte ich meine neue 'Fähigkeit' entdeckt: ich war eine Meisterlügnerin.

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Bild: Leos Zimmer vom Sofa aus: Chelseas Sicht

Hey, meine Lieben!

Ein neues Kapitel für euch..hat zwar gedauert aber es ist da....

Bitte wieder in die Kommis schreiben wie ihr es findet:)

Danke:) und bis dann ;)

MustWo Geschichten leben. Entdecke jetzt