Zuerst liefen wir perfekt im Gleichschritt...doch dann? Ich gab natürlich nach einer Weile auf und war mir sicher, dass auch Chelsea bald schlapp machen würde. Doch ich hatte mich getäscht.
Während ich immer langsamer wurde, startete Chelsea noch einmal richtig durch.
Ich versuchte noch mein Bestes doch da war nichts zu machen. Mein Platz als Klassenbester von meiner letzten Schule war geschlagen worden von einem unglaublich schnellem Mädchen meiner neuen Schule.
Als sie so voraus zog, veränderte sich ihre Laufweise urplötzlich. Aus einem Mädchen mit ungewöhnichem Sprinttalent wurde eine Amazone mit Überschallgeschwindigkeit.
Wie ich ihr später mittgteilt hatte, war von ihr nur noch ein kleiner Schatten am Anfang ihrer Sprintstrecke zurückgeblieben. Während sie lief sah man fast gar nichts außer hin und wieder ein Körperteil aufblitzen.
Für einen kurzen Moment hielt ich an um mir das ganze Spektakel genauer anzusehen.
Die Straße war lehr, lediglich eine kleine graue Katze stöberte in der Mülltonne auf der anderen Straßenseite. Diese nahm jedoch keine Notiz von mir und knabberte nur an ihrer Fischgräte.
Ich drehte den Kopf wieder in Chelseas Richtung. Sie war inzwischen am Baum angekommen und blickte in meine Richtung.
Im Laufschritt beendete ich unser Wettrennen und musste mich eiskalt vor einem Mädchen verneigen, die den Lauf mir bravour hinter sich gebracht hatte.
Nicht das kleinste Schweißtröpfchen war auf ihrer makellosen Haut zu sehen. Und während ich nach Luft schnappen und mich am Baum abstützen musste, stand Chelsea seelenruhig und regelmäßig atmend neben mir.
Ein Gedanke jedoch war mir die gesamte Zeit im Kopf herum geschwirrt und hatte mich zu grübeln gebracht.
Hatte diese Schnelligkeit mit ihren Magier-Fähigkeiten zu tun?
Nein, das konnte nicht sein....
Ich glaubte den Quatsch, welchen Chelsea mir vorhin im Zimmer erzählt hatte nicht.
Nein! Das gab für mich keinen Sinn!
Ich meine, es gibt keine 'Magie' oder 'Zauberer'...Harry Potter war erfunden genauso wie irgendwelche andere Fantasystorys.
Alles nur Special Effects!
Oder doch nicht? Natülich ist Harry Potter mit Green Screen gedreht worden, aber das was ich gerade bei Chelsea gesehen habe...naja ich weiß nicht!
So grübelte ich noch ein paar Minuten weiter bis ich zu dem Entschluss gekommen war, ihr meine Vermutung mitzuteilen.
Als ich geendet hatte, sah sie mich schmunzelnd an.
"Du glaubst mir also doch!", stellte Chelsea kopfschüttelnd, immer noch lächelnd fest. "Du glaubst also doch daran...nichts mit..", sie hob beide Hände hoch und machte unsichtbare Anführungszeichen in die Luft.
"...'Chelsea, das ist doch Schwachsinn!'...oder ähnliches."
Ich ließ meinen Kopf senken. Meine Vorurteile brachten mich immer in eine peinliche Situation. Ich sah es schon vor mir: Chelsea, die Liv erzählt, dass ich ihrer Intelligenz unterliege.
Naja, das stimmte nicht ganz. Ich unterliege nicht ihrer Intelligenz, ich habe lediglich an ihrer Aussage gezweifelt und ihr unrecht getan.
Aber Chelsea wird es so drehen, dass ich wie der größte Trottel da stehe... vor Liv!
Jedes Mal wenn ich über irgendetwas urteile, endete es mit Gelächter und mit Fingern die auf mich zeigten.
Schüler, Freunde, Nachbarn, Verwandte...alle standen sie damals um mich herum. Alle in einem Kreis um mich herum, ein Grinesen oder ein Lachen auf dem Gesicht, Finger die auf mich zeigen.
Es geschah an einem Mittwoch, mein Geburtstag, zwei Tage vor dem Schicksalsschlag...
Ein schnipsendes Geräusch riss mich aus den Tagträumen. Chelseas Hand schwebte vor meiner Nase. Sie schnipste erneut. "Leo! Hier sind wir!"
Wütend starrte ich sie an. Ich wollte ihr bescheuertes Grinsen wegwischen.
Ja, ich hob schon meine Hand, bereit zuzuschlagen. Als sie sah was ich vorhatte, zuckte sie zusammen. Doch statt auszuweichen, stand sie regungslos vor mir.
Meine Erinnerungen stiegen hoch. Gelächter, Kichern, Getuschel über meine Fehler. Meine Fehler, meine Schwächen, meine Gedächnislücken, meine Vorurteile...
Wut. Rote, feurige, unbändige Wut gegenüber diejenigen die mir damals Albträume beschehrt hatten. Zwar waren über die Jahre meine Gefühle abgehärtet.
Aber als ich vorhin Chelsea so grinsen gesehen hatte, war alles wieder hoch gekommen: Erinnerungen, Gefühle, Schmerzen.
Meine Hand schoss nach vorne. Ich konnte nichts mehr machen. Erbarmungslos schlug ich zu. Der Schlag hallte in meinen Ohren noch lange nach. Ungläubig sah ich zuerst auf meine Hand und dann zu Chelsea. Ein handgroßer roter Fleck prangte auf ihrer rechten Wange. Auch sie sah mich fassungslos an, hielt sich kurz die Wange und fiel schließlich ohnmächtig zu Boden.
Ich wusste, dass ich stark war..aber so stark auch wieder nicht.
Panisch kniete ich mich neben ihr nieder und fühlte ihren Puls. Erleichtert ließ ich ihre Hand wieder los. Sie war nur ohnmächtig, nicht ...tod!
Aber was sollte ich jetzt machen? Ich hatte die beste Freundin meines Dates von morgen geschlagen. Und das gerade war kein Klaps gewesen. Das war ein richtig fester Schlag...
Scheiße!!! Aber zuerst sollte icb mich um sie kümmern. Ich sah mich um. Zum Glück hatte das niemand gesehen.
Erneut sah ich meine Hände an. Wie hatten so kleine Gefühle die Kraft so etwas...ich betrachtete Chelsea...anrichten?
Irgendwie ekelte ich mich vor mir selber. Aber ich hatte auch Angst...Angst vor mir selbst!!
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Ich möchte dieses Kapitel einer besonderen Freundin widmen, die mich immer wieder mit ihrem Buch bei Laune hällt.... eine ist die meine Kapitel bewertet und kommentiert...
Danke, ViolettEyes!
Und auch einem Leser möchte ich danken... der am meisten Likes gibt...
Sascha03
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Must
FantasyDie Mutterstimme machte ihr Angst. Sie hatte seit Jahren keinen Augenblick gezweifelt. Jenny lebt seit sie denken kann in einer Glasvitrine. Sie weiß nichts, kennt die Realität nicht. Für sie ist die Welt nichts als die Vitrine. Doch wer war sie w...