4 | Kunden, Sex, Geld

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Willst ihr, was ich alles habe? Für meine Arbeit habe ich mir sogar eine zweite Nummer angeschafft. Ich hatte meine Stammgäste und diese hatten meine Nummer. Wie man meine Nummer bekommt?
Ganz einfach:
Du musst mir gefallen.
Du musst mich gut bezahlen.
Du musst mich gut behandeln. 
Da gebe ich allen gerne meine Nummer und ab 19 Uhr startete meine Arbeitszeit. Dann schaltete ich die Nummer frei und wenn man Glück hatte, dann ist man der erste, der zu mir durchkommt.

"Hallo?" Ich lächelte süß, fuhr mir über die Haare. "Chim?" So gefiel mir das. "Hallo, Andy. Na, wie geht es dir?" Er lachte leise. "Hast du Zeit?" Ich hatte immer Zeit für meine Kunden. "Natürlich. 80€ und ich gehöre dir." Er lachte wieder. "Ist gut." Das wollte ich hören. "Dann bin ich in zehn Minuten bei dir." Ich legte auf, sah auf die etlichen Nachrichten. Ja, ich war gut bestellt. "Taxi!" Ich winkte mir einen heran, stieg ein und nannte die Adresse. Bei meinen besten Kunden kannte ich sie auswendig. Die Zeit im Taxi nutzte ich um meine Termine für heute zu sortieren. Ein paar überschnitten sich wie immer, dann fragte ich einfach wie viel sie bereit sind zu bezahlen. Der höchste Preis gewinnt dabei ganz klar. 

An der Tür machte ich mir meinen Mantel auf, klingelte schnell. Ich wollte nach Hause und viel lieber Kekse backen. Aber hier musste ich jetzt durch. "Hallo, Chim." Wer sich wundert. Chim ist mein Name bei der Arbeit. 

Regel Nummer 1: Mische Privatleben nie mit der Arbeit. 
Das fängt schon beim Namen an. Ich will nicht von meinen Freiern Jimin genannt werden. Denn in diesem Moment war ich nicht Jimin. Ich war Chim. Ein Stricher.

"Gut siehst du aus." Ich lächelte lieblich. Andy. Ein älterer Mann ohne Frau oder Ehemann. Dabei war er doch so charmant und liebevoll. "Danke dir." Er ließ mich eintreten und legte mir eine Hand auf meinen Hintern. Ja, ich war nur für eines hier. Den bezahlten Sex. Langsam küsste ich seine Wange. "Wie wäre es, wenn du dich schon mal hinlegst und ich komme gleich..." Er nickte schnell, verschwand in seinem Schlafzimmer. Ich bückte mich zum Boden, hob den Briefumschlag auf. Manche meiner Kunden mochten es nicht, wenn sie mir zusahen, wie ich das Geld nachzählte. Und eines kann ich euch sagen. Was im Briefumschlag liegt, wird alles mitgenommen. Alles. Auch wenn ich -wie jetzt- 120€ statt nur 80 darin fand. Ich sage ja. Ein charmanter, älterer Mann. Einer meiner Lieblingsgäste. 

Ich zog mir meine Hose aus, faltete sie ordentlich und legte sie auf meine Schuhe drauf. Das Hemd ließ ich natürlich an. Man will ja nicht sofort alles zeigen, das machte den Reiz aus. Vorsichtig legte ich das Geld in die Jackentasche, holte mir die Kondome raus und schlich zur Tür des Schlafzimmers. Kurz musste ich mir ein Lachen verkneifen. Da war wohl schon jemand ganz aufgeregt. "Chim?" Ich krabbelte zu meinem Kunden auf das Bett. "Ja?" man musste auf den Kunden eingehen, ihm zeigen, dass er am wichtigsten hier war. Dabei war das gelogen. Am wichtigsten war das Geld.

"Was hättest du gerne?", fragte ich. Er setzte sich leicht auf, strich mit seinen Lippen meinen Hals. "Ich will dich ausziehen." Dein Wunsch ist mir Befehl. Leise lachend ließ ich mich von meinem Kunden ausziehen. Manchmal, da fand ich das hier auch ein bisschen spaßig. Zum Beispiel, wenn alles was ich in den Augen meiner Kunden sah, die Lust auf mich war. Das fühlte sich gut an und es ließ mich kurz vergessen, welche Arbeit ich hier eigentlich tat. 

"Ich danke dir.", flüsterte ich leise und stand auf. Das beste daran, dass man wenig anhatte, war, dass man wenig wieder anziehen musste. "Soll ich dich noch rausbringen?" Lächelnd richtete ich mir dir Haare im Spiegel. "Bleibe ruhig liegen. Ich finde alleine raus." Wenigstens sah mein Make-Up noch in Ordnung aus. Selbst der Lipgloss hielt noch. Küssen verboten. Ja, daran musste man sich halten. "Hast du nächste Woche wieder Zeit?" Ich schlüpfte in meine Strümpfe. "Nächsten Montag, meinst du?" Er nickte leicht. Ich liebte sein Lächeln mit dem er mich immer ansah. "Welche Uhrzeit?" Er stand dann trotzdem auf, schmiegte sich an mich. "Um 8, wenn es dir passt." Ich nickte sofort. "Bist verbucht." Ich löste mich aus der Umarmung, zog schnell mein Hemd an und fiel zurück in seine Arme. "Dann bis nächste Woche." Ja, das Trinkgeld, dass er mir gab, war einfach viel zu gut.

"Hallo, Schatz." Innerlich seufzte ich, dann trat ich ein. Und wieder beginnt alles wieder von Vorne. So lief es doch immer ab. "Schönen Abend, Kathy." Ja. Ich hatte eben nicht nur männliche Kunden. "Gut siehst du aus.", hauchte ich gegen ihre Wange. Sie lachte verlegen, zog ihren Bademantel enger. "Das Geld gebe ich dir auch sofort." Ich zog meine Schuhe aus, nahm die Scheine dankend an und zählte es vorsichtig, aber dennoch schnell nach. "90. Vielen Dank." Für Frauen war mein Service teurer. Nicht, weil ich die Geschlechter diskriminierte, nein. Dazu hatte ich kein Recht als Nutte. Einfach nur, weil ich mich mehr anstrengen musste. 

Ich zog meinen Mantel aus, ließ mich von ihr in ihr Schlafzimmer führen. "Chim?" Vorsichtig sah ich sie an. "Ich bezahle dir noch 10, wenn wir uns küssen." Ich hatte das schon so oft. "Tut mir leid. Küssen verboten." Sie lachte nervöser auf. Vielleicht war es ihr peinlich. "Ist gut." Ja, es war alles gut, solange sich alle an meine Regeln hielten. "Jetzt sage mir lieber, was du willst." Sanft küsste ich ihren Hals runter. "Machst du alles?" Ja, sie war eben noch neu. "Alles, was du willst.", bestätigte ich ihr. Sie funkelte mich an. "Dann..." 

Erschöpft zählte ich das heutige Geld. "Zweihundert..." Seufzend strich ich mir über die nassen Haare. "Und dreißig..." Das war gut, aber das reichte nicht. "Scheiße." Ich rieb mir über die Augen, sah auf die Uhr. 02:14 Uhr. Heute hatte ich gerade mal, zwei Kunden geschafft und bis ich an der Straße stand, hatte mich nur einer für nen Blowjob angesprochen. Das müsste besser werden. Wenn ich jeden Tag nur zweihundert Gewinn mache, dann kann ich mir die Wohnung bald nicht mehr leisten. Immerhin hatte ich einen guten Platz zum Campus. Ich hatte zwei Zimmer und dazu war meine Wasserrechnung so ziemlich das schlimmste. Mit den Studiengebühren, die Anschaffungen für die Bücher, das Essen, die Stromrechnung, neues Make-Up, neue Kleidung, neue Strümpfe. Dazu nach die ganzen Zutaten, die ich für meine Gerichte brauchte... Nein. Das reicht vorne und hinten nicht ganz. Wenn, dann müsste ich auf etwas verzichten. Und... Jungkook wird nie wieder zu Mittag essen, wenn ich es ihm nicht gerade ausgab. Er war noch viel ärmer dran als ich und ich war nicht der, der sich eine Wohnung mit zwei Mitbewohnern teilen musste.

Rotlicht || YoonminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt