35 | "Ja, Yoongi. Schluss mit dem Mitternachtsgespräch."

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"Musst du morgen zur Uni?" Ich zog mir eins von Yoongis Shirts an. Es war für mich viel zu breit, aber dafür konnte ich nichts. Ich hatte vollkommen Recht gehabt. Die letzten Minuten mit Yoongi hatten meine Laune so sehr gesteigert. Guter Sex war so schön. Und wenn ich ihn mit meinem Geliebten hatte, dann war er sogar noch viel besser.

"Weiß ich noch nicht." Ich wollte nicht da hin, weil da Taehyung und Jungkook sein werden und sie hassen mich gerade. Ich legte mich ächzend auf das Bett. Endlich lag ich still. Mein Rücken dankte mir. "Alles gut?" Ich nickte leicht. "Sex im Auto ist echt nicht gut für den Rücken." Yoongi stützte sich seitlich auf seinen Arm und sah mich an. Ich wusste immer noch nicht, wie er sich dabei fühlte, wenn ich davon erzählte. "Oder auf einem Tisch.", ergänzte er grinsend. Ich lachte leise. "Stimmt schon." Yoongi küsste mir meine Wange. "Drehe dich um, Chim."

Ich zog die Augenbrauen hoch. "Auf den Bauch?" Yoongi nickte leicht, während ich mich einmal drehte. Ich nahm mir mein Kissen, legte meinen Kopf drauf. Ich sah gar nicht in Yoongis Richtung. "A-außerdem ka-kannst du mich Jimin nennen." Beim Sex gerade hatte das doch so gut geklappt...

Seine Hände fuhren mir über die Schultern, als seine Lippen meinen Nacken küssten. "Tut mir leid, Jimin. Manchmal verwechsel ich das noch." Wie kann man das verwechseln? Bekomme ich Geld für den Sex, dann bin ich Chim. Habe ich Sex mit Yoongi, weil ich das schön finde, dann bin ich ja wohl Jimin. Ich seufzte auf, als er anfing meinen Nacken zu massieren. Ich liebte diese Hände. "Genau da!" Ich stöhnte leise ins Kissen. Yoongi schmunzelte auf. "Hier?" Ich nickte schnell. "Ja, genau da." Seine Hände waren wirklich gut darin zu massieren. Selbst nach dem Sex kümmerte er sich noch um mich. Das war kein: Hau ab, nachdem ich mit dir fertig bin, Chim.

"Weißt du Jimin..." Ich hörte ihm schweigend zu. "Deine zwei Freunde sind wirkliche Idioten, wenn sie nichts mehr mit dir zu tun haben wollen." Ich lachte leise auf. Vielleicht etwas zu bitter. "Wirklich! Du bist das..." Ich lauschte auf weitere Töne von Yoongi, nur kamen da keine mehr. Manchmal fragte ich mich, was Yoongi sich da dachte und gleichzeitig nicht aussprechen wollte. "Gibst du mir einen Kuss?" Er beugte sich über mich. Ich spürte sein Knie an meiner Hüfte, seine Brust an meinem Rücken, seine Lippen auf meiner Wange, auf meinen Lippen. 

"Nochmal." Ich kicherte leise, als er mich wieder küsste. Er hatte eigentlich schon lange das Licht ausgemacht und jetzt lagen wir hier. "Und noch." Er küsste mich wieder. Ob seine Lippen auch so kribbelten und taub wurden? Ob sie meine Lippen auch sofort wieder vermissten, wie ich sie vermisste? Ich liebte das Küssen. "Und..." Er strich mir über die Haare. "Reicht es nicht langsam?" Ich schüttelte den Kopf, drückte meinen Mund diesmal auf seinen. "Nein..."

Er verstand nicht, wie sehr ich es liebte. "Wieso denn?" Er schien müde. Ich war es eigentlich noch mehr. "Na, weil ich schon so lange niemanden mehr geküsst habe." Ich sehnte mich seit Monaten und Jahren nach einer Beziehung. Zuerst hatte es die Schule nicht zugelassen. Ich brauchte schließlich perfekte Noten. Dann hat es die Uni nicht zugelassen. Ich musste schließlich richtig viel Lernen am Anfang und zum Schluss... Da hat es meine Arbeit nie zugelassen. "Küsst du keine Freier?" Ich schüttelte den Kopf, drückte mich an ihn. Er seufzte an meinen Lippen, ich holte tief Luft, dann küssten wir uns wieder. "Ich küsse keine Kunden. Das weißt du." Er war schließlich auch mal Teil davon gewesen. "Wieso nicht? Der Sex wäre so viel besser." Da konnten wir beide aus Erfahrung sprechen. 

"Ich will nicht, dass man mich küsst." Yoongi drückte mich an sich. Mittlerweile aber hatte ich mich umgedreht. Ich spürte seine nackten Oberschenkel an meinen, seine Hände an meinen Hüften, seinen Atmen an meinem Rücken. "Wieso nicht?" Ich hatte diese liebliche Zweisamkeit vermisst. Eine richtige Beziehung. "Sex ist Sex. Aber küssen sollte ich nur den, den ich wirklich mag." Yoongi lachte leise. "Du magst mich also?" Was war das für eine Frage. "Ja, natürlich." Ich würde ihn die ganze Nacht einfach küssen wollen. Weil er mein Herz so flattern ließ, weil mein Bauch voller Schmetterlinge war, weil ich es liebte, wie er mich ansah, wie er mich berührte, wie er mich wollte. Nicht als Chim, sondern als Jimin. Jeder wollte doch nur Liebe. 

"Denkst du nicht, dass ich dir fremd gehe?" Meine Stimme war leise. Vielleicht schlief Yoongi schon. Ich konnte es nicht genau sagen. "Nein... Das denke ich nicht." Ich verstand den Mann hinter mir nicht. "Ich habe Sex mit anderen." Yoongi drehte mich auf, strich mir über die Wange. Wieso war er so lieb zu mir? "Solange du dafür Geld bekommst, ist das nur deine Arbeit." Wieso war er so verständnisvoll? Ich verstand das nicht. "Und wenn ich dafür kein Geld verlangen würde?" Yoongi stupste seine Nase gegen meine. "Dann, mein liebster Jimin, ist das Fremdgehen." Er küsste mich kurz, ließ seine Hand an meiner Hüfte und legte sich vorsichtig auf meine Brust. "Ich habe nur eine einzige Sache..." Ich strich über seine Haare. Sie waren trocken und strohig vom Färben. "Du darfst wirklich niemanden auf den Mund küssen. Das wird für mich sonst auch Fremdgehen sein." Ich nickte leicht. "Gut, dass das sowieso verboten ist." Wir lachten zusammen, dann hörte ich Holly ins Zimmer kommen. "Holly. Komm her." Der Hund legte sich zu mir. Jetzt hörte ich nicht nur Yoongi atmen, sondern auch den Hund. 

"Hey, Yoongi?" Ich konnte einfach nicht schlafen gehen. "Was ist?" Ich kraulte Holly leicht. "Musst du manchmal noch an deine Ex-Freundin denken?" Sie war so dumm, einfach mit Yoongi Schluss zu machen. "Manchmal, wenn..." Ich wartete ab. Ich wartete lange, doch es kam nichts. "Wenn, was?" Die Hände meiner Freundes strichen mir über meine Haut. Ich seufzte auf. "Manchmal, wenn ich dich anschaue." Das tat irgendwie weh. "Wieso, dann?" Er rutschte zu mir, legte seine Lippen auf meine Wange. Es war die verletzte Wange. "Weil ich dann sehe... was für ein Glück ich mit dir habe." Ich glaubte ihm das nicht. Jimin war so... so anstrengend und nervig und er wollte -wie jetzt- nie schlafen gehen, weil er sich so unsicher war.

"Aber du hast sie geliebt." Yoongi lachte rau. Er war bestimmt müde und ich redete und redete und ließ ihn nicht in Ruhe. "Aber dich liebe ich noch viel mehr." Ich lächelte ehrlich, sah ihn vorsichtig an. Er war so lieb zu mir. "Wirklich?" Er nickte leicht, dann legte er sich zurück in sein Kissen. "War deine Freundin so wie ich?" Yoongi stupste mich mit seinem Fuß an. Ich wusste, ich sollte leise sein.

"Nein, ganz und gar nicht. Sie war das komplette Gegenteil von dir." Ich wollte mehr über die Frau wissen, die Yoongi geliebt hat. "Was ist denn anders?" Yoongi zog mich in seine Arme. Diesmal lag ich auf ihm. "Sie war sehr laut, wenn sie redete." War ich denn nicht laut? "Und sie war sehr... verklemmt." Verklemmt also. "Beim Thema Sex?" Yoongi nickte, lachte dann. "Wir hatten immer und immer wieder nur den gleichen, langweiligen Sex." Ich kicherte in seine Schulter. "Dabei magst du neue Stellungen so sehr." Manchmal fragte ich mich, wo Yoongi sie herzauberte. "Oh, ja. Danke, dass du da mitgemacht hast." Hast... "Wer sagt, dass ich da nicht mehr mitmache?" Er schwieg eine Weile. "Keine Ahnung... Vielleicht willst du jetzt auch immer langweiligen und super kitschigen Blümchensex?" Ich schüttelte den Kopf. "Nein... Außer ich will das wirklich." Yoongi nahm meine Hand. "Abgemacht." Vielleicht war Yoongi so langweilig, dass er sich nicht mehr anders zu helfen wusste und mich -einen Stricher- ansprach. 

Ich kuschelte mich in mein Kissen hier bei Yoongi. "Und jetzt schlafe Jimin. Ich doch, dass du müde bist." Oh, ja. Müde war ich allemal. "Ja, Yoongi. Schluss mit dem  Mitternachtsgespräch."

Rotlicht || YoonminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt