2 | Neues Semester, alte Freunde, Arbeit

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"Jimin!" Ich drehte mich schnell um. "Hey, Kookie." Er stupste mich an. Seine brauen Haare glänzten leicht in der Morgensonne. Seine Augen strahlten, sein Lächeln war süß.
"Bereit für den neuen Kurs?" Ich nickte schnell, machte etwas langsamer. Die schwarze Jeans war dann wohl keine so gute Idee gewesen. Es wird heute bestimmt wieder richtig heiß werden.
"Ich bin so was von bereit!" Er grinste breit, holte sein Handy raus und schoss ein Foto von mir. "Jungkook? Was soll das?" Er lachte etwas. "Ein Erinnerungsfoto an unser zweites Semester!" Ich verdrehte meine Augen. Jungkook und seine Fotos. Er schaut sie sich bestimmt nicht einmal an, so wie ich ihn kenne. "Sehe ich wenigsten gut aus?"

Im Hörsaal war es mal wieder richtig laut, als wir eintraten. Sofort zog mich Jungkook in die mittleren Reihen. "Du willst doch bestimmt neben mir sitzen?" Ich lachte laut los. "Klar doch!" Ich hatte nicht viele Freunde auf der Universität, aber genug. Ich war glücklich so. Nicht viele Freunde zu haben, brachte auch Vorteile mit sich. Zum Beispiel, dass man sich auf die guten beschränken konnte. Oder so ähnlich auf jeden Fall. Vielleicht war es so einfacher sie nicht alle zu verlieren. "Hast du Taehyung heute schon gesehen?", erkundigte ich mich bei Jungkook. Er schüttelte den Kopf. "Er kommt bestimmt zum Mittagessen."

"Jimin? Was machst du heute noch?" Ich machte meinen Laptop zu, sah auf Jungkook. "Arbeiten auf jeden Fall." Er stützte sein Kinn auf seiner Hand. "Wo arbeitest du nochmal?" Ich lachte auf, stand auf und packte meine Sachen zusammen. "Im Supermarkt. Ich räume nach Ladenschluss Kisten ins Lager." Das war eine Lüge, aber es war eine gute.
"Achso. Dann willst du bestimmt am Nachmittag noch schlafen?" Ich schüttelte den Kopf. "Komm, lass uns Essen gehen und dann lernen." Jungkook stolperte mit mir aus dem Hörsaal. "Lernen? Das Semester hat doch gerade erst angefangen." Ich lachte leise auf, zog meine Tasche näher an mich. Mittlerweile machte es mir ja nicht einmal etwas aus, meine Freunde anzulügen. "Und ich wette, du hast schon alles vom letzten vergessen." Mein Freund schmunzelte leicht.

"Wenn du mir das Mittagessen bezahlst, gerne." Das war nicht fair. "Du musst nicht mit mir lernen, wenn du nicht willst.", beharrte ich. Ich wollte ihn ja zu nichts zwingen. Er schüttelte schnell den Kopf. "Nein, das war ein Scherz. Ich bezahle mein Essen selbst." Wir Studenten hatten es schwer. Vor allem die, die sich kaum über Wasser halten konnten. Nebenjobs waren stressig, raubten einem Zeit und Kraft. "Nein, das kann ich gerne machen.", lächelte ich leicht. Deswegen habe ich bei allen drei Nebenjobs, die ich hatte, gekündigt.
Jungkook strahlte mich an. "Echt?" Ich nickte schnell. "Wenn du mir nächstes Mal ein Kaffee ausgibst." Wir setzten uns auf eine Bank draußen. Das helle Holz war aufgewärmt, dabei stand der kleine Tisch hier im Schatten. Der Sommer war ätzend und er war schön. Jungkook schoss ein weiteres Foto. "Ich schreibe mal Taehyung, wo er bleibt."
Die Sonne schien schon wieder so heiß. "Aber den Kaffee willst du nicht bei Starbucks, oder?", kam er auf meinen Wunsch zurück. Ich grinste ihn an. "Nein, Jimin! Der ist viel zu überteuert. Ich hole dir einen aus dem Supermarkt." Schmollend holte ich mir meinen Geldbeutel raus. "Die für 80 Cent?" Er lächelte entschuldigend. "Die sind doch lecker!" Ja, und billig. Vielleicht tat mir die Arbeit nicht gut, aber ich war alles andere als billig. "Schon gut. Ich bringe dir trotzdem etwas mit." Manchmal, da tat mir Jungkook leid und ich hatte gerade genug Geld -auch für zwei.

"Hallo, Jimin!" Ich umarmte Taehyung schnell. "Na, wo warst du denn?" Er wuschelte mir durch die Haare. "Im Unterricht. Du weißt doch, wie ich es hasse zu spät zu kommen." Ja und dafür wollte er nicht einmal Morgens zu uns stoßen. "Ich habe dir auch etwas mitgebracht." Schnell verteilte ich die belegten Brötchen. "Das ist sehr nett, Jimin! Danke." Ich liebte es meine Zeit mit meinen Freunden zu verbringen. "Und was habt ihr in den Ferien gemacht?", fragte ich die beiden. Jungkook zuckte mit den Schultern. "Serien geschaut. Ich habe The Walking Dead durch." Ich zog die Augenbrauen hoch. "Schon wieder?" Jungkook wusste wirklich nichts mit sich anzufangen. Taehyung lachte leise. "Ich war die ganze Zeit bei meiner Familie und dort habe ich auch für kurze Zeit in einem Cafe ausgeholfen." Ja, als Student hatte man es nicht leicht. Jungkook nickte schnell. "Stimmt. Das habe ich auch noch gemacht. Ich war im Krankenhaus putzen." Ich lächelte vorsichtig. Jungkook hatte es wirklich sehr schwer. Vielleicht schaute er deshalb so viele Serien doppelt und dreifach, weil er alle schon kannte und so entspannen konnte. "Und was hast du gemacht, Jimin?"

Ich verschluckte mich fast. "Ich?" Das war neu. Eigentlich sprachen sie mich nicht oft an. "Ich habe gearbeitet und..." Ich musste mich an die letzten Wochen erinnern. "Ich habe neue Rezepte gelernt. Das übliche..." Kochen war einer meiner Leidenschaften. Koch werde ich aber trotzdem nicht. "Wir müssen unbedingt mal zu dir und irgendwas probieren." Taehyung nickte schnell. "Am Ende lügst du uns nur die ganze Zeit an." Ich lachte verlegen und ertappt. Denn nichts anderes tat ich. Ich belog meine Freunde. "Würde ich niemals." Und schon wieder log ich.

Am Ende sind wir dann doch nicht in die Bibliothek gegangen. Die Sonne war einfach zu schön. Taehyung lag auf Jungkooks Schoß, schlief seelenruhig. Vielleicht ruhte er sich auch nur aus. Jungkook hingegen kopierte meine Notizen. Ich liebte es zu lernen, so war das nicht, aber das Studentenleben war hart. Da schätzte man die ruhigen Momente nur noch mehr. Mein Handy piepste mir. Ich schaltete den Wecker aus. "Ich muss los. Die Arbeit ruft." Taehyung öffnete seine Augen ein Stück. "Bis morgen dann, Jimin." Ich umarmte Jungkook von hinten. "Bringe mir meinen Block einfach morgen mit, gut?" Er seufzte etwas. "Ja, danke." Für meine Freunde würde ich alles machen, nur jetzt rief meine Arbeit.

Rotlicht || YoonminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt