16 | "Hat dir jemand weh getan?"

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Die Monate vergingen, die Zeit war stressig. Ich war immer noch eine Hure, stand jetzt aber jeden Tag auf der Straße. Ich musste es, nachdem die Miete angehoben wurde. Ich kam kaum mehr über die Runden, hatte Probleme mit den Prüfungen. Einfach gesagt fiel mein Leben in sich zusammen. Wenn ich nicht unbedingt Sex hatte, dann versuchte ich auf der Straße zu lernen. Ich versuchte es wirklich, hatte auf mein Handy kleine Notizen geschrieben. Es klappte nur so zum Teil.

Es war kalt, bestimmt hatten wir selbst jetzt am Ende Herbst schon niedrige Temperaturen. Ich sehnte mich zurück nach dem Sommer, an dem alles noch so viel einfacher war. Ich sehnte mich nach der Zeit an dem ich noch keine Geldprobleme hatte. Selbst meine hart verdienten 600€ durch diesen beschissenen Dreier, der mir so überhaupt nicht gefallen hat, habe ich schon verbraucht. Ich hasste es so sehr, wie viel ich jetzt auf der Straße stand. 

Ich zog mir den Mantel näher, unterdrückte ein Zittern und kreuzte meine Beine. Ich wollte verdammt noch einmal nach Hause und ins warme Bett. Ich wollte jetzt viel lieber leckere Kekse backen, als auf den nächsten Kunden zu warten. Meine Nase war mir bestimmt rot. 

Mit Jungkook und Taehyung war jetzt wieder alles in Ordnung. Soweit ich das sah. Ich verschloss mich jetzt aber immer, wenn wir über die Arbeit redeten. Immer noch log ich nur. Es war in Ordnung so. Auch wenn ich nicht glücklich war. Mit der Zeit wird es besser werden. Das redete ich mir immer wieder ein. Ich wollte, dass unsere Freundschaft besser wurde, aber das wird es wohl nur, wenn ich mich ihnen endlich öffne. Ich kann das nicht mehr. Früher war es in Ordnung gewesen vielleicht. Jetzt aber steckte ich viel zu sehr in dieser Scheiße drin, als wenn ich es einfach zugeben könnte. 

"Hallo?" Ich lächelte breit, nahm die Hände aus den Taschen. "Hi." Ich drehte mich zu dem älteren Mann zu. Mein Atmen bildete eine Dampfwolke. "Also...äh." Ich trat näher. "Was kann ich für dich tun?" Ich leckte mir über die trockenen Lippen. "Also... Machst du es?" Ich nickte schnell. "Ich mache alles." Er hielt mir einen Schein hoch. "Wie viel machst du für 50?" Ich hasste Chim. "Alles." Das Grinsen von dem Mann war viel zu breit. "Würdest du in mein Auto steigen?" Ich fühlte mich unwohl. "I-ich weiß nicht. Sex mit mir kostet 100." Ich hätte die 50 nehmen sollen. Ich hätte mich zurückhalten sollen. "100? Was denkst du, was du bist?" Ich fiel unsanft auf den harten Boden. "Eine viel zu selbstsichere Hure." Er spuckte neben mich auf den Boden. Ich wollte doch nur nach Hause! Ich hasste die Arbeit im Winter!! 

"Hoseok!" Ich schniefte auf, ließ mich auf einen Hocker fallen. Er sah mich besorgt an. "Alles gut, Chim?" Ich schüttelte den Kopf, schluckte den Kloß runter. Ich hatte Hunger und mir tat mein Hals weh. "Bitte sage mir, dass du Arbeit für mich hast!" Ich wollte wirklich nicht mehr. Jeden Tag stand ich mindestens sechs Stunden in der Kälte, hielt es nicht mehr aus.

Hoseok lächelte gekränkt, schob mir heißes Wasser hin. Ich wärmte meine Finger an der Tasse. "Tut mir leid, Chim. Derzeit nicht." Ich könnte heulen. Ich biss mir auf die Lippe, ließ meinen Kopf hängen und presste meine Knie aneinander. "A-aber ich frage bei Freunden nach! Ich besorge dir einen Job in einem anderen Club." Ich wischte mir über die Wange. Ich wollte nicht weinen. "Danke, Hoseok." Er seufzte auf. "Ist es bei dir gerade so schwer?" Ich nickte niedergeschlagen. Mische Privates nicht mit der Arbeit. "Jimin..." Hoseok nahm meine Hand in seine. "Ich besorge dir Arbeit. Keine Sorge. Morgen sage ich dir Bescheid, ja?" Ich nickte schnell, nahm schnell mein Handy an. "Alex?" Ich rutschte vom Barhocker. "Nein. Ich habe Zeit. Ja." Ich winkte Hoseok nach, verzog mich nach draußen. "Ja, ich bin in zehn Minuten bei dir." 

Der Sex tat weh und kurz hätte ich wirklich geweint. "Chim?" Ich zog mir meine Stiefel an. "Hm?" Er war immer noch nackt, hielt eine Zigarette zwischen den Lippen und reichte mir einen Schein. Hundert. "Weil du heute so brav durchgehalten hast." Ich nahm ihn schnell, lächelte gequält. "Danke." Ich war so dankbar. "Kein Problem. Wir sehen uns bald wieder." Er schlug mir die Tür vor der Nase zu. Was für ein Arschloch. Chim? So geht das nicht mehr und das wusste ich doch eigentlich ganz genau. Irgendwas muss ich wieder in meinem Leben ändern. 

Rotlicht || YoonminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt