-On Track-

eleven

Wieder einmal hatte Juhee den ganzen Abend bei mir verbracht und mich getröstet.

In der Zeit hatte ich ihr auch das Missverständnis zwischen mir und Hyunjin erklärt.

,,Jeongin... Du musst ihn wirklich gehen lassen. Das was er da gesagt hat, war echt unfair von ihm. Du verdienst das nicht und er verdient dich nicht. Vielleicht lernt er seine Lektion dann. Außerdem hast du schon so viel für ihn getan, obwohl er dir die ganze Zeit weh getan hat. Such dir irgendwen, der dich respektiert, versprichst du mir das?", sagte sie darauf und legte einen Arm um mich.

Inzwischen weinte ich nicht mehr, aber meine Augen waren immer noch angeschwollen von dem stundenlangen Weinen.

,,Ich wünschte es wäre so einfach, ihn einfach zu vergessen", seufzte ich aus und ließ mich nach hinten ins Bett fallen. Ich hasste Liebe. Sie macht einen blind. Ihnen noch mehr, als mich.

,,Wenn du dich weniger mit ihm beschäftigst, dann vergisst du ihn irgendwann. Das geht von ganz alleine, glaub mir", lächelte sie mir zu und schob sich ein Stück der Schokolade, die neben ihr lag, in den Mund. Ja, einen Abend ohne Essen gibt es bei uns nicht.

,,Das versuche ich schon seit einem Jahr und scheitere im-", wollte ich gerade weiter widersprechen, als mir Juhee einfach ein Stück Schokolade in den Mund schob, damit ich aufhörte zu reden.

,,Nein, du schaffst das. Und wenn ich das sage, dann ist das auch so", maulte sie und verschränkte die Arme vor der Brust. Darauf konnte ich nur lachen und aß das Schokoladenstück.

Sie war wirklich eine unglaublich ehrliche und glückliche Person. Ich bewunderte sie wirklich sehr dafür. Sie schien einfach locker und als könnte ihr niemand ihre Meinung verbieten. Juhee war einfach ein super Zuhörer und irgendwie nicht so das typische Mädchen-Mädchen.

,,Danke, Juhee", sagte ich nach ein paar Sekunden Pause und lächelte sie an.

,,Nichts zu danken. Freunde helfen sich und sind für einander da, oder nicht?", sagte sie lächelnd.

,,Naja nicht immer", hauchte ich eher, als ich dabei wieder an Hyunjin dachte. Argh, Jeongin! Hör auf die ganze Zeit an ihn zu denken.

,,Jeongin! In deinem Kopf ist ja nur noch Hyunjin!", beschwerte sich Juhee sich und rappelte sich auf, um aufzustehen.

,,Wir lenken dich jetzt mal ab", beschloss sie und suchte ihre Schuhe.

,,Los steh auf!", forderte sie mich auf.

Etwas verwirrt setzte ich mich auf. Was will sie denn jetzt machen? Voralledem... Wohin will sie?!

,,Sag mal spreche ich Chinesisch? Komm schon!", schmollte sie und zog mich mit Schwung aus dem Bett. Wie stark war dieses Mädchen bitte?!

,,Argh du hast deine Schuluniform ja immer noch an", maulte sie und ging zu meinem Schrank. Etwas überfordert schaute ich an mir runter und dann zu meiner besten Freundin, die durch meinen Schrank wühlte.

Ich ging etwas zu ihr, doch wurde aufgehalten, indem mir ein paar Sachen gegen die Brust gedrückt wurden.

,,Hopp hopp anziehen jetzt!", gab sie von sich und schob mich Richtung Bad.

Wohin zur Hölle wollen wir? Es war schon 21 Uhr. Wir durften nur bis 22 Uhr ausgehen. Wenn wir später als diese Uhrzeit wieder kommen, gibt es richtig Ärger. Aber naja, ich vertraute ihr mal.

Schnell zog ich meine Schuluniform aus und zog die Sachen an, die mir Juhee rausgesucht hatte.

Geschmack hatte sie allemal. Die Kombination stand mir echt gut.

Langsam trat ich aus und kassierte ein Pfeifen von Juhee.

,,Oh steht dir", sagte sie grinsend und deutete auf meine Schuhe, die im Flur standen.

Ich bedankte mich und zog diese dann an.

Nachdem Handy und Portmonee auch in der Tasche waren, verließen wir mein Zimmer, welches ich noch abschloss.

,,Und jetzt?", fragte ich das Mädchen neben mir.

,,Jetzt holen wir noch ein paar andere Freunde", sagte sie entschlossen und zog mich mit sich.

Kurz schaute ich zurück zu Hyunjin's Zimmertür. Er wird sauer sein, wenn wir etwas ohne ihn machen... Aber egal. Es war mir wirklich so etwas von egal, ob er morgen sauer sein würde oder nicht.

Als wir unsere Gebäude verlassen hatten, gingen wir zu dem anderen Gebäude, wo sich die anderen befanden. Wir hatten uns entschlossen die Mitglieder, ausgeschlossen von Hyunjin, aus dem Film Club mitzunehmen. Alle von ihnen waren zwar etwas überrumpelt, warum wir JETZT noch raus wollten, aber hatte nichts dagegen.

Und so verließen wir zu acht das Schulgelände und machten uns auf den Weg in die Stadt.

,,Wohin geht es eigentlich?", fragte Chan, der einen Arm um Felix geschlungen hatte.

Juhee lächelte leicht und schaute in den Himmel.

,,Karaoke? Einfach singen und ein bisschen trinken?", schlug sie vor. Ich lächelte übers ganze Gesicht. Ich liebte Karaoke. Leider war ich viel zu selten dort. Sie wusste wirklich, was mich aufheiterte.

Alle anderen stimmten mit ein und wir machten uns auf zu der nächsten Karaokebar.

Dort verbrachten wir bestimmt 2 Stunden. Pünktlich würden wir also auf jeden Fall nicht mehr zurück in die Schule kommen. Wir tanzten und sangen bei fast jedem Lied laut mit. Jisung war mit Abstand am aufgedrehtesten und lautesten von uns allen. Minho schämte sich fast für seinen Freund, doch konnte die Niedlichkeit des ihm jüngeren nur belächeln. Felix drehte auch auf und tanze irgendwelche Tänze, die er irgendwo mal auf Tiktok aufgeschnappt hatte. Changbin, der sonst auch eher ruhig war, rappte fast immer laut mit. Seungmin, der Vernünftige von uns schüttelte nur den Kopf über uns und saß auf der Bank. Als dann aber ‚Shoot Me' von Day6 ausgewählt wurde, sprang er auf und tanzte ebenfalls seinen bekannten Tanz. Alles war einfach perfekt und alle Probleme schienen wirklich wie vergessen.

Ein bisschen hatten wir auch getrunken, aber nicht viel, immerhin mussten wir noch zurück finden. Also hatte jeder nur ein bisschen und sonst gab es Cola.

Inzwischen war es fast 0 Uhr und wir liefen lachend durch die Straßen. Noch nie hatte ich mich so frei gefühlt wie gerade. Die Nacht war mild und jeder von uns schien einfach nur glücklich. Mein Kopf war frei. Kein Gedanke war an Hyunjin verschwendet worden in der Zeit und ich hatte ihn keine Sekunde vermisst. Ich machte Fortschritte.

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