nineteen

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Ich schreckte auf und saß auf einmal kerzengerade im Bett. Das Zimmer war lichterfüllt. Die Sonne schien gerade erst auf zu gehen und hüllte das Zimmer in einen gelblich/orangenen Schein.

War das alles ein Traum gewesen? Hatten mich die drei gestern nicht verprügelt? Meine Erinnerung war wie weg.

Unsicher griff meine Hand an meinen Kopf und sofort spürte ich den stechenden Schmerz wieder an meinem Hinterkopf. Ich kniff meine Augen zusammen und nahm die Hand schnell weg.Nein, es war kein Traum gewesen.

Ich rieb mir über die Augen und versuchte mir alles, was gestern noch passiert war, vor Augen zu führen. Ich erinnerte mich daran, dass Hyunjin mich gestern „gefunden" hatte. Mir wurde kurz warm und meine Wangen färbten sich rot. Er hatte sich so um mich gekümmert, die ganze Zeit. War er noch hier? Schnell schaute ich mich um. Nichts.

War schon Schule?!

Schnell nahm ich mein Handy, das auf dem Nachtschrank lag und schaute auf die Uhr oben am Rand des Bildschirms. 6:34 Uhr...

Ich war pünktlich. In 11 Minuten würde mein Wecker klingeln.

Ich entspannte mich wieder etwas und lehnte mich zurück. Leicht stoß ich mit dem Hinterkopf an der Wand an.

,,Argh-", verließ es meinen Mund. Die Wunde würde ewig brauchen, bis sie wieder in Ordnung ist. Ich seufzte. Das müsste ich jetzt durchstehen. So schlimm kann es nicht sein, immerhin lebe ich noch und kann alles sehen, hören, riechen, fühlen und schmecken. Zumindest bis jetzt.

Mein kompletter Körper fuhr zusammen, als sich die Tür zu meinem Zimmer laut öffnete. Sofort zog ich die Decke mehr über mich und sah gespannt Richtung Tür. Dort stehen tat Hyunjin. Er hatte einen Plastikbeutel in der Hand und sah mich besorgt an.

,,Geht es dir besser?", fragte er sofort und kam auf mich zu. Er beugte sich über mich und hielt eine Hand auf meine Stirn. Sofort durchfuhr mich die Berührung des Älteren und ich wurde rot.

,,Naja, besser vielleicht nicht, aber es ist jetzt etwas ertragbarer.", sagte ich ehrlich und lächelte ihm zu. Wahrscheinlich wäre ich ohne ihn gestern verblutet.

Sanft setzte er sich neben mich auf die Seite des Bettes und stellte den Beutel ab.

,,Ich habe etwas Medizin und noch Verband mitgebracht.", meinte er dann und deutete leicht auf den Plastikbeutel. Das war ja süß von ihm.

Leicht musste ich lächeln und gab ein stilles „Danke" von mir.

Er erwiderte das Lächeln kurz, doch es ging wieder verloren. Sein Gesichtsausdruck war wieder ernst und besorgt.

,,Wer war das? Und sag nicht, dass du hingefallen bist. Das glaube ich dir nicht! Du kommst täglich mit neuen Verletzungen zurück! Das kann nicht von Tollpatschigkeit kommen! So tollpatschig warst du vorher ja auch nie gewesen!", gab er laut von sich und griff in meine Bettdecke. Er schien sichtlich sauer. Ob auf mich oder die Person, die er glaubte, die mir was angetan hatte, wusste ich nicht.

,,Hyunjin, bleib ru-", wollte ich sagen, doch seine nun noch lautere Stimme hallte durch den Raum.

,,Du wirst verletzt und ich soll mich beruhigen?!", schrie er und griff mehr in den Bettbezug. Seine plötzlich wütende Aura ließ mich zusammenfahren. Ich hatte gerade wirklich Angst vor ihm. Ich hatte ihn schon damals nicht gerne wütend erlebt, aber jetzt gerade am aller wenigstens. Er war fast angsteinflößend.

,,Hyunj-", gab ich leise von mir und geriet in Panik. Ich wollte nicht sagen, wer mir das angetan hatte. Das hieß nur noch mehr Prügel für mich und darauf konnte ich verzichten.

,,Sag doch einfach die Wahrheit, Yang Jeongin!", schrie er aus Verzweiflung.

Ich hatte mich noch nie so unter Druck gesetzt gefühlt, wie gerade. Tränen stiegen in meinen Augen auf und ich schaute meinen besten Freund entgeistert an.

Sofort wurden seine Gesichtszüge sanfter.

,,Entschuldige Innie... Ich wollte nicht laut werden...", sagte der Ältere und fuhr sich durchs Haar.

Ich wollte gerade einfach heulen. Mein bester Freund sorgte sich einfach nur um mich und ich war zu feige ihm alles zu gestehen.

Vereinzelte Tränen verließen meine Augen und ich begann zu schluchzen.

Hyunjin sah mich alarmiert an und zog mich vorsichtig an sich. Seine Arme schlangen sich um mich und eine warme Umarmung begann. Auch wenn ich weinte, genoss ich diese Umarmung wie keine andere. Ich brauchte diese Umarmung gerade einfach.

,,Ok, wenn du mir nicht sagst, was passiert ist, dann versprich mir wenigstens heute und morgen hier zu bleiben, ja?", hauchte er in mein Ohr und malte kleine Kreise auf meinen Rücken.

Auch wenn ich gerne zur Schule wollte, hatte er Recht. Am Ende verliere ich noch mitten auf dem Schulhof das Bewusstsein oder so was. Stumm nickte ich und kuschelte mich mehr an ihn und verinnerlichte seinen Geruch.

Können wir bitte für immer diesen Moment erleben?

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-On Track-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt