fifteen

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Es war der 16. März. Der Tag an dem Juhee gehen würde. Wirklich glücklich war keiner darüber und ich am allerwenigstens. Heute war Sonntag, also weder Schule, noch Club-Treffen. Alle hatten frei und durften machen was sie wollen. Unser Film-Club war um 10 Uhr am Schultor verabredet, um Juhee zu verabschieden. Gerade war es 9:30 Uhr, aber ich zögerte mich fertig zu machen. Ich werde die ganze Zeit nur heulen. Das war zu hundert Prozent sicher.

Ich seufzte aus und fuhr mir durchs Haar. Aber ich wäre ein schlechter bester Freund, wenn ich nicht gehen würde, nur weil ich Angst habe.

Entschlossen stand ich von meinem Bett auf und begab mich ins Bad. Ich ging kurz duschen und zog mir frische Klamotten an.

Meine Augen fielen zu der Uhr, die auf meinem Nachtschrank steht und weiteten sich kurz. Schon 9:56 Uhr?!

Mist! Jetzt hieß es: keine Zeit verlieren!

Ich griff nach meinem Schlüssel schlüpfte in meine Schuhe. Noch bevor ich sie richtig an hatte, lief ich los und legte mich deswegen fast. Ich ließ die Tür hinter mir fallen und rannte die Treppen runter. Danach lief ich über das halbe Schulgelände, bis zum Eingang. Dort standen alle und schienen sich zu unterhalten.

,,Hey Leute", sagte ich, als ich auf sie zu lief und eine kurze Stille entstand. Alle sahen zu mir und antworteten mit einem kurzen „Hallo". Die Stimmung war, wie erwartet, gedrückt und jeder sah immer mal wieder zu Juhee. Diese hatte Koffer und andere Taschen in der Hand. Um 10:15 Uhr würde ihr Freund hier aufkreuzen und sie abholen.

Mit langsamen Schritten ging ich auf sie zu und umarmte sie von der Seite. Das Mädchen stellte ihre Taschen ab und umarmte mich zurück. Gerade brauchten wir keine Worte. Sie würden diesen Moment einfach zerstören. Gerade brauchten wir einfach die letzten Minuten zusammen. Meinen Kopf legte ich auf ihrer Schulter ab und spürte, dass meine Augen schon wieder brannten. Aber weinen wollte ich noch nicht.

Alle wussten nicht so ganz, was sie sagen sollten und standen monoton daneben. Obwohl nichts geschah, ging die Zeit trotzdem wie im Flug vorbei.

Auf einmal hörten wir ein Rauschen von Autoreifen neben uns und schauten auf. Ein schwarzes Auto war vorgefahren und hielt neben uns an. Das musste ihr Freund sein. Etwas neugierig, wie er aussieht, war ich schon.

Juhee löste sich leicht und beobachtete, wie sich die Autotür öffnete und ein Mann mit einer Sonnenbrille aus dem Auto stieg. Juhee hopste lächelnd zu ihm und blieb vor ihm stehen. Der Junge vor ihr lächelte sanft und setzte die Sonnenbrille ab. Woah er war hübsch und seine Gesichtsform war anders, aber sie passte irgendwie perfekt. Keine Frage, ich konnte verstehen, warum Juhee ihn liebte. Er sah wirklich aus, wie ein Mann fürs Leben. Das Pärchen küsste sich, bevor sie die Koffer und Taschen in dem Kofferraum verstauten.

Als dies beendet war, traten beide vor und obwohl es ein trauriger Moment war, lächelten alle. Was mich etwas verwunderte war, dass Hyunjin am breitesten lächelte. Was auch immer Juhee im letztes mal nach dem Club Treffen gesagt hat, schien seine Meinung über sie etwas geändert zu haben. Hyunjin schien sie wirklich aufgegeben zu haben.

,,Also... das ist Donghun. Donghun, das sind Hyunjin, Chan, Minho, Felix, Jisung, Changbin, Seungmin und Jeongin", zählte sie jeden unserer Namen schnell auf. An Donghun etwas überforderten Blick war zu erkennen, wie viel er sich gerade gemerkt hatte. Richtig. Gar nichts. Juhee konnte halt schnell sprechen.

Alle von uns winkten ihm zu und lächelten höflich. Bis auf einer. Nicht nur Juhee, sondern alle von uns waren etwas verwirrt, als Chan zu ihm ging und beide sich brüderlich umarmten.

,,Woah, du hast dich seit dem letzten mal, als ich dich gesehen habe, echt verändert.", gab Chan zu, als er sich löste und lächelte.

,,Du auch, Channie", sprach er aus und schmunzelte.

,,Ehm woher kennt ihr euch denn?", kam es aus Juhee, die beide skeptisch musterte.

Beide lächelten.

,,Wir waren jahrelang Nachbarn, bis wir auf andere Schulen gewechselt sind.", erklärte Chan und lächelte Donghun zu.

Das erklärte einiges.

Trotzdem sollte es jetzt nicht darum gehen, sondern um den Abschied von Juhee. Nach und nach umarmte sie jeden einzelnen von uns. Jeder wünschte ihr und Donghun viel Glück in allem, was folgen würde.

Zuletzt blieb sie vor mir stehen und stumm verließ eine Träne ihr Auge.

,,Bis dann, Innie. Ich werde dich so sehr vermissen. Pass auf dich und die anderen auf, ja?", bat sie mich und zog mich in eine warme Umarmung.

,,Das mach ich. Versprochen", meinte ich und erwiderte die Umarmung fest.

Gute 2 Minuten lösten wir uns nicht von einander, bis Donghun sich räusperte und wir beide auseinander fuhren. Juhee sah zu ihrem Freund und winkte uns ein letztes Mal zu. Mein Herz schmerzte und ich beobachtet jeden Schritt, den sie machte, bis sie schließlich in das Auto einstieg. Donghun verschwand auf der anderen Seite des Wagens.

Die Scheibe wurde heruntergelassen und Juhee schaute uns mit glasigen Augen an. Ihr Lächeln verlass ihre Lippen aber nicht. Der Rest von uns stand in einer Reihe am Straßenrand und winkten. Ich schniefte und Träne für Träne bannte sich ihren Weg aus meinem Auge.

,,Bis dann. Ich werde euch vermissen.", sagte sie laut und warf uns einen Kuss zu.

Kurz danach hörte man den Motor anspringen und wie das Auto langsam geradeaus fuhr. Wir winkten noch so lange, bis wir sie nicht mehr sehen konnten.

Schon fühlte sich etwas in mir so leer an. Als würde ein Teil von der Schule fehlen. Danke Juhee für alles. Ich werde dich vermissen.

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-On Track-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt