Teil 25- Chrysantheme

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Ich wählte meine Worte mit bedacht, hauptsächlich, weil ich nicht wusste, wie viel sie von der Wahrheit ertragen könnte. Ganz zu schweigen davon, wie vielen Worten sie überhaupt Glauben schenken würde. Mir war bewusst, das es wie ein Märchen klang, etwas was man Kindern erzählt, vielleicht noch Leuten, die entweder ein überaus großes Maß an Fantasie besaßen, oder einfach nur verrückt waren. Eloise verriet mir nicht was in ihr vorging, was sie dachte. Ich schaute auf mein Weinglas und sah meine eigene Reflexion in der glatten roten Oberfläche, ich wirkte abgekämpft und so viel älter als mein Körper eigentlich war. Ein Räuspern, dann sprach ich erst weiter. „Also ich bin kein Vampir. Soweit ich weiß, gibt es die wirklich nicht. Dennoch haben die meisten Legenden über sie ihren Ursprung bei uns. Keine Sorge, du wirst nicht die zweite Jesse und ich nicht dein Lestat." Versuchte ich die Stimmung irgendwie aufzulockern, doch Eloise schaute mich nur fragend an und legte ihren Kopf schief. „Du kennst das Buch nicht? Den Film dann wahrscheinlich auch nicht, oder?" fragte ich sie und sie schüttelte nur den Kopf. „Der Fürst der Finsternis ist wirklich ein gutes Buch, solltest du mal lesen! Obwohl ich den Film auch ziemlich gut gemacht finde. Besonders der Soundtrack ist recht gut. Na ja egal, das spielt hier glaub ich keine Rolle." Ich war nervös, noch nie hatte ich einen Menschen das alles erzählt, was ich ihr jetzt offenbaren würde. Weder meine Geschichte noch die der Seelenwanderer. „Ok, unterbrich mich, wenn du fragen hast." Doch Eloise schaute mich immer noch mit steifer Miene an. „Ich werde mich zurückhalten.", sagte sie sarkastisch. Nun gut, es gab kein entkommen mehr, also fing ich einfach beim Ursprung an, meiner Kindheit.

„Wie du schon weißt ist Villads mein Stiefbruder, neben ihm hatte ich noch zwei ältere Brüder und eine Schwester." Eloise Augen weiteten sich leicht bei dem Worte 'hatte', doch ich fuhr einfach ruhig mit meiner Erzählung fort. „Meine leibliche Mutter war ein sehr liebevoller Mensch, leider starb sie bei der Geburt meiner kleinen Schwester, da war ich gerade erst fünf Jahre alt. Meine Schwester folgte ihr wenige Monate darauf, beide waren nicht stark genug gewesen für den ungewöhnlich kalten Winter, der in dem Jahr über unseren Stamm herein brach." Ich hielt kurz inne, die Erinnerung schmerzte mich nicht mehr, zu lange war es bereits her. „Mein Vater hat sie sehr geliebt, alle beide, dennoch musste er als Sohn des Stammesführers eine Frau haben und so nahm er Villads Mutter zur Gemahlin. Sie akzeptierte uns wie ihre eigenen Kinder, obwohl mein Vater sie von unseren Feinden geraubt hatte." „Moment, dein Vater hat seine Frau geraubt? Wie meinst du das?" Schockiert schaute sie mich an. „Das war damals üblich Eloise, wenn du es genau wissen willst meine Mutter hatte das gleiche Schicksal. Aber darum geht es nicht." Sie schnaufte nur auf, unbeirrt sprach ich weiter. „Mein Großvater war unser Stammesführer, unser Ältester und zudem einer der ersten Ralajanen , die die Götter erschaffen haben, ein Seelenwanderer der ersten Stunde, wenn du so willst." Zu meinen erstaunen hörte sie mir noch immer zu. „Er war ein Sterblicher, aber unglaublich alt als ich geboren wurde und er lebte leider nicht mehr so lange, als dass ich wirklich viel von ihm gehabt hätte." „Wie alte war er als er starb?" Bewusst fragte sie nach seinem Alter, nicht nach dem Jahr. „Er hat 5400 Vollmonde erlebt, so würden er es ausdrücken." Sie rechnete anscheinend nach, und verblüfft öffnete sie den Mund, um am Ende doch nichts zu sagen. „Er starb kurz nachdem ich selbst zudem wurde was ich jetzt bin, doch von ihm habe ich die ganzen Legenden erfahren über uns und unser Schicksal. Als Kind saß ich mit ihm am Lagerfeuer und hing benannt an seinen Lippen, dennoch waren es für mich einfach nur Geschichten. Nie hätte ich geglaubt das sie wahr sein könnten." Ich benetzte meine Lippen mit dem Wein und fing an ihr wie bei Großvater damals die Geschichte der Seelenwanderer, der Ralajanen zu erzählen.

„Als die Götter die Erde schufen, wollten sie einen Ort der puren Freude erschaffen. Sie errichteten Paläste, Gärten und alles was man sich nur vorstellen kann, ihr eigenes Paradies. Es gab alles im Überfluss: Tiere, Wälder und Meere, Nahrung, Vergnügen und himmlische Tempel, in denen die Götter zusammentrafen. Doch bald fehlte ihnen die Abwechslung, die Erde war zu perfekt, zu vollkommen, sie langweilten sich. Einer von ihnen schlug vor, einfach Kinder zu erschaffen, die sie dann auf der Erde ansiedeln könnten, alle stimmten den Vorschlag zu und so zeugten sie Kinder, die sie in die Tempel ließen, um dort zu leben. Doch die Kinder langweilten sich genauso wie die Götter auf der Erde, sie alle waren Nachkommen von Ihnen, ebenso perfekt und vollkommen, ohne jeglichen Makel. Zwei von ihnen beschwerten sich bei ihren Eltern, sie wollten etwas haben das nicht perfekt war. Wieder treffen die Götter zusammen. Dien Rufe seiner Kinder erhörend, schlug der Gott des Todes vor ihnen das zu nehmen, was sie so vollkommen machte, ihre Unsterblichkeit. Ohne ihre Kinder darüber zu informieren, nahmen sie ihnen die Naturgegeben göttliche Kräfte. Mit den Jahren merkten es die Kinder, sie waren selbst nicht mehr perfekt auch ihre Eltern hatten sich von ihnen abgewandt, sie waren menschlich geworden. Da ihre Eltern keinen Einfluss mehr auf sie hatten, waren sie frei. Sie durften sich verlieben und bekämpfen. Jahrhunderte lang gingen die Menschen ihrem einfachen Leben nach, erzählten sich die Geschichten von ihren Verwandten, den unsterblichen Göttern und der vollkommenen perfekten Welt. Einige von ihnen wollten ihr Schicksal nicht akzeptieren, sie wollten wieder unsterblich werden, sich im Paradies laben. Sie fingen an Kriege zu führen, gegen die, von denen sie glaubten sie seien daran schuld, dass sie jetzt nur noch Menschen waren. Es artete immer weiter aus, sie schlachten sich gegenseitig ab und wollten so die Aufmerksamkeit der Götter zu erlangen." Eloise lauschte neugierig meinen Worten, fasst erinnerte sie mich an Iruna, als sie zum ersten Mal die Geschichte von meinem Großvater erzählt bekommen hat. „Die Göttin der Liebe beobachte dieses Treiben und beschloss einzugreifen, zwar waren die Menschen nicht mehr unsterblich oder ein Teil von ihr, dennoch fühlte sie sich ihren Nachkommen verbunden. Auch einige der anderen Götter stimmten ihr zu. Lediglich der Gott des Todes wollte das die Menschen einfach sterblich blieben. Sie schlossen ein Kompromiss. Die Menschen, die ihnen als besonders weiße erschienen wurden zu ihren Kriegern erschaffen. Sie statten sie mit göttlichen Fähigkeiten aus, lediglich die Sterblichkeit behielten sie, wenn auch sie sehr viel älter werden konnten als ein normaler Mensch. Die Kriege wurden weniger, dennoch waren die Menschen unzufrieden, in ihren Reihen waren jetzt Auserwählte. Sie fingen an sie zu beneiden, sie zu hassen und richteten ihre Wut jetzt gegen sie. Da sie nicht unsterblich waren, konnte man sie töten und das geschah dann auch. Die Ralajanen schlossen sich zu Stämmen zusammen um sich besser verteidigen zu können. Da sie aber trotz dem Menschen waren, konnten sie ihre Art nicht ablegen, sie fingen an sich untereinander zu bekriegen, bis sie sich in vier Stämme aufteilten. Die Götter waren enttäuscht und zweifelten als ihrem Handeln. Wieder missfiel dem Gott des Todes das Geschehen, er wollte dem ganzen nicht mehr beiwohnen. Er hatte genug zu tun mit den ganzen toten, den Kriegern und den Menschen. Seine Meinung hatte sich nun geändert, er wollte wieder unsterbliche Krieger schaffen, damit sie über die Menschen wachen konnten. Und so geschah es dann auch, doch die Geschichte wieder holte sich wie zu Anfang. Die nun unsterblichen Krieger wurden übermütig, fühlten sich zu sicher und forderten sogar die Götter heraus. Der Göttervater sprach endgültig ein Machtwort. Die unsterblichen Krieger mussten alle vernichtet werden und solange es keine Lösung gab, durften keine neuen geschaffen werden. Die Jahre verstrichen, die Menschen bekriegten sich immer noch und auch die Ralajanen waren verfeindeter den je. Die Götter selbst hatten nun zwei Lager: das eine wollte unsterbliche schaffen und die ander es verhindern. Der Gott des Lichtes versuchte zwischen ihnen zu vermitteln, er machte ihnen ein verlockendes Angebot, das die andern Gottheiten nicht ablehnen konnten. Die sterblichen Krieger hatten Kinder gezeugt und unter ihnen waren auch einige, die den Göttern besonders durch ihre Klugheit, Schönheit oder Stärke imponierten. Sie wollten diese Nachkommen unsterblich machen und so neue Krieger schaffen. Jedoch sollten diese Kinder als normale sterbliche aufwachsen, damit sie die Ehrfurcht vor dem Leben und dem Tod lernten. So wiesen sie die Krieger an, diese Kinder auszubilden. Wenn die Kinder ein bestimmtes alter erreicht hatten, wurden sie unsterblich, so war zumindest der Vorschlag des Gottes des Lichtes. Doch die Liebesgöttin fand den Vorschlag zu einfach. Was wäre, wenn sie niemals geliebt hätten bis zu diesem alter? Würden sie dann jemals die Ehrfurcht vor Leben und Tod wirklich vollkommen verstehen? Und so beschlossen sie kein alter festzulegen, sondern die neuen Krieger wurden erst dann unsterblich, wenn sie ihr größtes Glück erlebt hatten, pure und reine Liebe.

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