Teil 37- Strelizie

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Unschlüssig wohin ich gehen sollte, blieb ich einfach an der wieder verschlossenen Tür stehen. Eloise öffnete ihren Mantel, aber ließ ihn angezogen, als sie vorsichtig in den großen, dunklen Raum trat.
„Darf ich?" Sie deutete mit dem Kopf auf die Stehlampe neben sich und legte ihren Mantel über das Sofa.
„Klar, ähm ja dann setzt dich. Ich mache uns Tee." Wie ein Kind, das gerade erst laufen gelernt hat, stolperte ich in die offene Küche. Ungelenkig griff ich zwei Tassen aus dem Schrank und stellte sie vor mir ab. Es gab keinen Grund für mich nervös zu sein, geschweige den, mich derart lächerlich zu verhalten, dennoch konnte ich den inneren Drang nicht kontrollieren und stützte mich seufzend an der Kante der Anrichte ab.
„Kann ich dir helfen?" Eloise Atem an meinem Ohr jagte mir einen Schauer über den Rücken.
„Nein, nein schon in Ordnung. Was für einen Tee möchtest du?"
Eloise lehnte sich zurück und strich über die kleinen silbernen Dose, die neben mir stand. ‚Mach sie nicht auf' flehte ich bei mir. Aus einer dummen Angewohnheit heraus bewahrte ich dort die Kanülen für meine Infusionen auf. Eloise streifte noch einmal über die Dose.
„Überrasche mich einfach."
Mit zwei dampfenden Tassen Tee und einem Teller aufgetürmter Kekse torkelte ich zurück ins Wohnzimmer.

„Ich hoffe, Minze ist ok für dich?" Fragte ich möglichst beiläufig, während ich ihr eine der beiden Tassen reichte. Nickend nahm sie ihre Tasse und legte ihre Hände um sie, so als müsste sie sich aufwärmen.
„Hmm, der schmeckt wirklich gut." Stolz, als hätte ich irgendetwas zu dem Geschmack beigetragen, setzte ich mich zu ihr und verfolgte unauffällig jede ihrer Bewegungen.
„Und ich habe dich wirklich nicht geweckt?" Eloise stellte die Tasse auf dem Tisch vor ihr ab.
„Nein, ich hab noch nicht geschlafen." Zum ersten Mal seitdem sie meine Wohnung betreten hatte, schaute sie mich genau an.
„Stimmt, du hast noch deine Sachen an." Hitze überkam mich, stieg von meinem Brustkorb zu meinem Kopf.
„So hab ich das nicht gemeint. Also,"
„Schon gut." Fiel ich ihr ins Wort und versuchte wieder Herr über meinen Körpers zu werden. Wie konnte es sein, das ich mich in ihrer Gegenwart so komplett hilflos fühlte? Vor allem nachdem, was wir alles bereits miteinander geteilt hatten. Dadurch das Eloise ihr Gedächtnis verloren hatte, hatte auch ich das Gefühl sie nicht mehr zu kennen. Ich denke, so fühlt es sich an, wenn man einen Menschen kennenlernt. Etwas, das ich nie wirklich getan hatte. Mir war immer bewusst, dass sich unsere Wege, früher oder später trennen würden und so hatte ich mir nie die Mühe gemacht, einen Menschen ganz kennenzulernen. Und auch Eloise hatte ich nie wirklich kennengelernt. Ich kannte nur einen Bruchteil ihrer Geschichte, einen winzigen Funken aus ihrem Leben. Alls das war absolut neu für mich.
„Mira?" Eloise streifte mich mit einem prüfenden Blick und legte ihren Kopf schief.
„Hmm?" Schuldbewusst hielt ich ihren Blick stand.
„Ob du hier alleine wohnst, das war die Frage. Du musst darauf nicht antworten, wenn du das nicht möchtest." Sie biss sich auf die Unterlippe.
„Quatsch, wieso sollte ich? Ja, ich wohne hier alleine. Wieso fragst du?" In mir kam die Hoffnung hoch, dass Eloise wohl Möglich so etwas wie Eifersucht empfinden könnte. Diese einfache Frage ließ mich nervös auf meinem Platz hin und her rutschen. Eloise hob ihre Augenbrauen und senkte sie wieder, bevor sie mit ruhiger Stimme weiter sprach.
„Ich wollte nur sichergehen niemanden aufzuwecken." Ernüchternd sank ich in die weichen Polster des Sofas.
„Du bist aber ganz schön besorgt, jemanden um seinen schlaf zu bringen was?" Sofort hätte ich mich für meine Worte Ohrfeigen können. Eloise lief rot an, ein leichtes rot, kaum merklich.
„Tja, ich möchte niemanden zur Last fallen."
Mir fehlten die Worte, die richtige Antwort. Von einer Sekunde auf die anderen war die Stimmung gekippt. Wir schienen es immer noch Meisterhaft zu beherrschen uns misszuverstehen. „Wie ist das eigentlich? Musst du zurück nach Paris?" Wechselte Eloise wie aus dem nichts das Thema.
"Ich denke erst ein Mal nicht. Es sei den du möchtest das."
Eloise fand ihr Lächeln wieder, wenn auch nur sehr langsam und dezent.
„Stimmt ja, ich bin deine Chefin, oder wie war das?" Sie legte ihren rechten Arm auf der Lehne des Sofas ab und drehte sich zu mir. Ich nickte befürwortend und überlegte, ob ich noch etwas hinzufügen sollte, beließ es aber dabei.
„Und wie bin ich als Chefin?" Eloise Stimme klang wieder amüsiert. Erstaunt über den erneuten Stimmungswechsel ließ ich mir Zeit mit der Antwort auf ihre Frage.
„Ich denke, du bist jemand der es gern hat, wenn nach deiner Vorstellung gearbeitet wird. Dennoch lässt du einem die Freiheit, seine eigenen Vorstellungen zu verwirklichen. Am Anfang hatten wir unsere Differenzen, doch Paris, die Akademie, sie ist nicht vergleichbar mit HUNTED damals." Ohne zu fragen, stand ich auf und holte die Fernbedienung für die Musikanlage.
„Willst du etwas bestimmtes hören?" Die Antwort nicht abwartend, drückte ich auf Play und brachte, als ich mich setzte, noch mehr Raum zwischen uns.

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