„Damjan, ich habe jetzt absolut keinen Nerv auf so etwas. Was soll das heißen?" Wütend knallte ich meine Tasche auf den Boden und trat die Tür mit deutlich mehr Gewalt auf, als eigentlich notwendig gewesen wäre. Meine Laune hatte sich im Verlauf unseres Gespräches um einiges verschlechtert. Seufzend fing er wieder von vorne an, zum dritten Mal. „Ihr müsst ins Hauptquartier kommen, das hab ich dir doch gerade schon gesagt. Es gibt in den Aufzeichnungen keinen einzigen Eintrag darüber, das gab es in der Geschichte noch nicht. Vadim erwartet Euch." Ich konnte mich nicht entscheiden was mich in diesem Moment wütender machte, die Tatsache das er Vadim eingeweiht hatte, oder das er verlangte, dass ich nach Dänemark fahren sollte. „Hör zu, es geht nicht. Vor allem nicht jetzt. Eloise meldet sich seit dem Abend nicht mehr wirklich und geht mir aus dem Weg. Ich befürchte sie glaubt mir die ganze Sache nicht, wer könnte es ihr schon verübeln." murmelte ich und zündete mir eine Zigarette an am offenen Fenster. „Wie soll ich ihr das deiner Meinung erklären? Ah übrigens, ich kann auch noch deine Aura sehen und deine ist nicht normal. Aber mach dir keine Gedanken, in Dänemark können wir das sicher klären, dafür musst du dich nur ins Koma versetzen lassen, also alles easy." Auf der Wiese tummelten sich die ersten Studenten und lachten unbeschwert um diese frühe Stunde. Gestern hatte ich die frohe Botschaft erhalten, das mein üblicher Raum aufgrund eines Wasserschadens für unbestimmte Zeit nicht mehr betretbar war. Stattdessen hatte man mir einen der Säle im Westflügel gegeben. Einen alten Raum, der zwar groß war aber so niedrige Decken hatte, das man denken könnte man stößt sich gleich den Kopf. Zudem war er von oben bis unten voll gestellt mit Müll, was im Endeffekt bedeute, dass ich gleich erst einmal mit meinen Studenten aufräumen musste. „Liebes, Solnoschka, ich kann dir auch nur das sagen, was man mir gesagt hat. Außerdem dachte ich, du würdest dich mittlerweile mit den Weisen wieder einigermaßen verstehen? Warst du nicht sogar vor einigen Wochen bei ihnen zum Trainieren?" Damjan verstand nicht den ernst der Lage. „Kann sein, keine Ahnung. Da wussten sie auch noch nicht das ich einen Sterblichen von uns erzählt habe. Du weißt wie sie mit Menschen umgehen, die aus dem Raster fallen." Er wusste es nur zu gut und es war nicht fair von mir ihn das noch einmal spüren zulassen, besonders nachdem er mir geholfen hatte. Damjans Geschichte war nicht minder traurig, sie war eigentlich die selbe wei die der meisten Seelenwanderer, auch er hat sein größtes Glück verloren. Doch er hat Anfang 1900 wieder sein Glück gefunden, er hatte sich verliebt. Genaueres wusste ich nicht, er mied das Thema so gut es ging. Doch sie war besonders, hatte von Beginn an ein Gespür dafür das Damjan kein Mensch war. Soweit ich wusste sind mehrere Sachen vorgefallen, die ihm zu den Entschluss brachten, dass auch sie nicht menschlich war. Er suchte Rat bei den Weisen, die ihm auch bereitwillig halfen. Doch sie fanden nichts, sie war ein Mensch. Die ganze Prozedur hatte sie mitgenommen, sie verändert. Dennoch beschlossen beide das sie eine Seelenwanderin werden sollte, sie überlebte nicht. Ihn traf keine Schuld, später fand er heraus das sie psychisch krank gewesen war und sich all die Sachen nur in ihrem Kopf ausgedacht hatte, die sie ihm erzählte. Damjan hat es sich nie verziehen. „Na gut überleg es dir." Wir verabschiedeten uns, ich verpasste den Moment mich für meine Worte zu entschuldigen. Die Situation mit Eloise setzte mir einfach zu sehr zu. Seit Tagen schrieben wir uns nur kurze belanglose Nachrichten, immer hatte sie einen Grund warum sie keine Zeit hatte, weshalb wir uns nicht sehen konnten. Ich drückte die Zigarette an dem Fensterbrett aus, die ersten Studenten steckten ihren Kopf in den Saal herein. „Kommt ruhig rein, wir haben eine Menge zu tun heute."
„Wir sehen uns dann morgen und Danke noch Mal." Nickend verabschiedete ich mich von ihnen und wartete geduldig bis sie alle ihre Sachen zusammengesucht hatten. Keiner war begeistert darüber gewesen, das wir heute nicht zum eigentlichenArbeiten gekommen sind, sondern über zwei Stunden Kisten geschleppt haben. Der Saal, den Namen finde ich auch nach dem Leerräumen unpassend, wirkte jetzt zwar viel ordentlicher, aber immer noch stapelten sich die restlichen Kisten an den Wenden und eine dicke Staubschicht, die wir immer wieder aufgewirbelt hatten, lag auf wirklich allem, was sich hier drin befand. Pünktlich zur Mittagspause hatten auch die wenigen motivierten unter den Studenten keine Lust mehr gehabt, sodass ich die restliche Arbeit auf morgen verschieben musste. Unschlüssig ob ich Eloise suchen sollte blieb ich einfach draußen vor der großen Wiese stehen und schaute mich um. Gelangweilt ließ ich meinen Blick streifen, ich musste mir eingestehen, dass ich Eloise vermisste. Zwar war sie da, das wusste ich, ihr Auto stand schließlich heute Morgen auf dem Parkplatz, dennoch hatte ich das Gefühl, sie entfernte sich von mir, ohne das sie es mir zeigen wollte. Es war komisch, unsere Beziehung hatte sich um 180 Grad gedreht. Vor wenigen Tagen hatte sie mich gefragt, ob ich sie zu einer Seelenwandlerin machen konnte und heute ignorierte sie mich. Wahrscheinlich ist ihr erst im Nachhinein bewusst geworden, was ich ihr erzählt hatte, wie unglaubwürdig mein Geständnis wirkte. Vielleicht zweifelte sie an mir, an meiner geistigen Verfassung. In Gedanken versunken überquerte ich die Wiese und steuerte das große Hauptgebäude an, in dem unter anderem Eloise's Büro lag. Erst erkannte ich sie nicht, als mein Blick erneut auf die Gestalt fiel, sah ich das es Eloise war. Sie saß quer auf der Bank unter dem großen Eichenbaum und hatte locker ihre Beine überschlagen neben sich abgelegt. Ihr rechter Arm ruhte auf der Rückenlehne und ihren Kopf hatte sie mit ihrem Arm abgestützt, mit der anderen Hand hielt sie ein Buch auf ihrem Schoß und blätterte mehrere Seiten zurück. Langsam ging ich auf sie zu, jedoch bemerkte sie mich nicht, da ihre ganze Aufmerksamkeit dem Buch galt.
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SEELENWANDERER
Paranormale„Es war wie ein Traum, einer den ich vergessen hatte zu träumen. Zu zerbrechlich war er, zu verlockend, ich wusste, ich würde daran verbrennen. Meine Gedanken schwebten davon als sie meinen Namen rief. Wie ein Seil das mich aus den Fluten meines Ver...