Teil 24- Anemone

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„Du musst dazu nichts sagen, es ist schon in Ordnung. Nur hör bitte auf zu weinen." sanft wischte Eloise mir die Tränen weg. Ich lehnte mich in ihre warme Hand um ihr noch näher sein zu können. „Wenn du nicht so fühlst, dann akzeptiere ich das auch Mira." Fuhr sie fort und wand ihren Blick ab und starte den Boden an. Ihr Kiefer spannte sich an, ich hörte das leichte knirschen ihre Zähne als sie die Hand sinken ließ und leicht seufzte. Keine Worte hätten die Gefühle, die in mir aufbrodelten beschreiben können, kein einziges noch so schönes wäre dieser Situation gerecht geworden. Und so zog ich wieder zu mir, für einen ewig langen Moment verlor ich mich in dem grün ihrer Augen, bevor ich sie küsste. Ein erlösender Schmerz bäumte sich in meiner Brust auf, so lange hatte ich darauf gewartet, schon längst hatte ich die Hoffnung abgegeben und jetzt saß ich hier mit ihr und drückte meine Lippen zaghaft auf ihre. Es war wie der erste Kuss, dem man jemanden schenkt, so vorsichtig und sanft. Eloise wurde stürmischer, lehnte sich mir weiter entgegen und fing an ihre Hand über meinen Nacken wandern zu lassen. Ich zog sie zu mir auf meinen Schoss, es war zu viel Raum zwischen uns, jeden Millimeter ihres Körpers wollte ich spüren. Keuchend fing sie an ihre Bluse zu öffnen, zu viel Verlangen und Sehnsucht hatte sich zwischen uns aufgestaut, keiner von uns wollte warten. Ohne ein Wort zu verlieren hob ich sie hoch, während sie ihre Beine um meine Hüfte schlang. „Warum bist du eigentlich so stark?" Eloise ihren Kopf in den Nacken, sodass ich ihren Hals mit hastigen Küssen bedecken konnte. „Wo ist dein Schlafzimmer?" Eloise stöhne auf, als ich meinen Weg zu ihren Brüsten fand. Noch immer hielt ich sie in meinen Armen und stütze ihren Rücken mit meiner unverletzten Hand. „Oben, zweite Tür." Sie wollte sich von mir lösen, doch ich krallte ihr leicht meine Finger in den Rücken. Erneut stöhnte sie auf. „Nein, ich lass dich nicht mehr los."

„Wir sollten trotzdem noch über einiges sprechen, ich habe einige Fragen an dich." Eloise hatte ihr Kinn auf meiner Brust abgestützt und schaute sich meine noch nicht ganz verheilten Narben am Oberkörper an. Vorsichtig glitten ihre Fingerkuppen darüber, an einer blieb sie hängen und streifte immer wieder auf und ab. „Sicher, aber nicht jetzt Babe." Um ihre Augen bildeten sich winzige Fältche, bevor sie amüsiert auflachte. „Babe also?", fragte sie und lehnte sich jetzt in ihre Kissen zurück. „Ja Babe. Gefällt dir das nicht?" Ich drehte mich ihr zu um sie besser anschauen zu können. „Doch, aber es passt nicht zu meinem Alter. Babe wäre eher etwas für dich." Sie schaltete das kleine Licht neben dem Bett aus und rückte wieder näher zu mir. „Mhm, nein. Babe passt perfekt zu dir." Eloise lag mit dem Rücken an mich gedrückt und zog meine Hand enger um ihre Taille. „Lass uns ein bisschen schlafen. In drei Stunden müssen wir schon raus." - „Du meinst wohl eher du." widersprach ich ihr, was sie wieder zum Lachen brachte. „Nein, ich meine wir."

Kurz nach acht Uhr wachte ich auf, Eloise hielt mir eine dampfende Tasse Kaffee entgegen. Ihre Haare glänzten und einzelne Wassertropfen hatten sich auf ihren Bademantel verirrt. „Seit wann bist du wach?", verschlafen dehnte ich mich und nahm ihr dankend den Kaffee ab. „Eine Weile schon." Noch immer glaubte ich zu träumen, als ich sie dabei beobachtete wie sie zu dem großen Schrank ging, ihren Bademantel fallen ließ und anfing mehrere Sachen herauszuziehen. Mein Blick haftete an ihrem Körper, erst jetzt hatte ich die Gelegenheit dazu sie ausgiebig anzuschauen. Deutlich hoben sich ihre definierten Muskeln am Rücken ab und ließen ihre Tattoos bei jeder Bewegung tanzen. Zu den mir bereits bekannten, hatten sie sich jetzt mehrere kleine neue Tattoos stechen lassen, die sich anschaulich von den anderen abhoben. Waren die alten eher schlicht, so waren diese so detailliert wie es nur ging. Schwerter und Bögen, mehrere kryptische Symbole, die mir nicht bekannt vorkamen und unzählige winzige Lilien zierten sie. Wie passend, dachte ich bei mir. „Du solltest dich fertig machen Mira, wir müssen bald los." Ich konnte meinen Blick nicht von ihr abwenden. „Wohin?"
„Wirst du schon sehen, jetzt zieh dich an. Wir können noch bei dir vorbeifahren, wenn du das möchtest. Und danach beantwortest du mir meine Fragen." Eloise machte eine geheimnisvolle Miene, ohne mir verraten zu wollen, wo wir hin mussten. „Ich habe nicht viel zu erzählen, wir können das auch jetzt tun, oder ganz sein lassen." die letzten Worte murmelte ich mehr, als das ich sie laut ausbrach. Meine Sachen lagen fein säuberlich gefaltet neben mir auf dem Bett. „Du musst nicht immer so geheimnisvoll tun. Ich möchte nur einige Antworten." Sie platzierte sich von einem Spiegel und fing an sich zu schminken. „Verrätst du eigentlich je irgendjemanden was in dir vorgeht?" Sie schaute mich durch den Spiegel an. „Das musst du gerade sagen. Aber nein, selten." antwortete ich ihr. „Warum das?", entfuhr es ihr. Ihre Neugier brachte mich zum Schmunzeln, so kannte ich Eloise nicht. „Warum möchtest du mich den durchschauen Eloise?" Sie hielt in ihrer Bewegung kurz inne bevor auch sie sich zu mir drehte und mich strahlend anlächelte. Es war ein Lächeln, das sie mir in all den kurzen Momenten, die wir bis jetzt hatten, noch nie gezeigt hatte. Ich kam nicht drum rum meine Gedanken wieder schweifen zu lassen. Bald, in ein paar Jahren schon würde ich Eloise wieder gehen lassen müssen. Und wieder kam mir das Erlebnis von gestern Nacht in den Kopf, indem ihre Aura wieder so golden und pur geleuchtet hat. Fast hatte ich das Gefühl gehabt sie berühren zu können, das flüssige Gold durch meine Finger rinnen zulassen. Unentschlossen hatte ich meinen Zeigefinger dem goldenen Kranz, der ihren Körper mit wenig Zentimeter Entfernung einrahmte, entgegengestreckt. Sofort wurde ich davon eingesogen, umschlossen bis in mein inneres. Ich fühlte ihren Herzschlag an meinem Finger, pulsierend weitete es sich voran bis es mein Herz erreicht hatte. Mit einem Schlag passte sich mein Herzschlag ihrem an, solange wie ich meinen Finger an ihre Aura hielt. Erschrocken und doch fasziniert unterbrach ich es. Es war nicht menschlich, nicht sterblich gewesen. Kurzerhand schrieb ich Damjan eine Nachricht und teilte ihm mit, dass ich seine Hilfe brauchte. Ich konnte es mir nicht erklären, noch nie hatte ich von so etwas gehört. Das ungute Gefühl, das Eloise mir etwas verheimlichte fiel nicht von mir ab. Zwar spürte ich, dass sie gestern vollkommen aufrichtig zu mir gewesen war, dennoch gab es den ein Funken der mich Zweifeln ließ. Wohl Möglich wusste sie selbst gar nichts davon. Damjan antwortete mir sofort, etwas was mich noch mehr beschäftigte. Wir würden morgen telefonieren, er müsse vorher einige Informationen einholen.

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