„Noch einmal!" Genervt donnerte meine Stimme über die Wiese und ließ die Gruppe aus zehn Personen leicht zusammenfahren. Unter leisem Gemurre setzen sie sich wieder in Bewegung und fingen an, eine erneute Runde auf dem Sportplatz zu drehen. Es war ihre achte, noch immer waren sie langsam, träge und ihre Reaktionszeit war Grottenschlecht. Ich griff in den Korb neben mir und warf einen Tennisball im hohen Bogen auf das Mädchen in der pinken Leggings. Quietschend sprang sie zur Seite und schaute mich böse an. „Du sollst den Ball fangen, wie oft den noch?" Sie rollte bei meinen Worten mit den Augen und setzte sich dann wieder in Bewegung. Die anderen gaben ein ebenso trauriges Bild ab und so langsam hatte ich keine Lust mehr, meine Aggressionen an den „Kindern" auszulassen. Jedes Jahr waren neuen die Geschaffenen hier, sie lernten in den Sommermonaten alles, was sie für ihr neues Leben brauchten. Es war wie zur Schule zur gehen, mit dem großen Unterschied, das die Kinder allesamt Erwachsene waren. Resigniert hob ich die Hände und entließ sie für heute. „Trainiert mehr, das kann man ja kaum mit ansehen." Ich erhob mich von dem Baumstamm, auf dem ich seit heute Morgen gehockt hatte und entfernte mich von ihnen. „Ihre Laune ist ja kaum mit anzusehen." Miit dem Wind wurden diese Worte zu mir herübergetragen und ich machte das Mädchen mit der pinken Leggings als Quelle aus. Sie stand am anderen Ende des Feldes, blitzschnell überwand ich die Distanz zwischen uns und kam hinter ihr zu stehen. „Vielleicht arbeitest du ein bisschen mehr an dir, wohl möglich würde das meine Laune anheben." Raunte ich ihr zu. Erschrocken fuhr sie zu mir herum und hielt ihre Hand gegen ihren Mund gedrückt. Ihr Gesicht glühte und die anderen konnten sich nur schwer ein Grinsen verkneifen. Ohne sie weiter zu beachten, lief ich zu dem großen Gebäude davon.
Seit knapp zwei Wochen war dies mein Alltag. Zwölf Tage waren wir schon hier und ich hatte Eloise seitdem nur zwei Mal gesehen. Sie wurde abgeschirmt von mir, gesprochen hatte ich sie seither nicht mehr. Keiner gab mir Auskunft, alle meine Fragen blieben unbeantwortet, meine Versuche zu ihr zu gelangen wurden unterbunden. Man versicherte mir, dass es ihr gut ginge, ich glaubte ihnen nicht. Wir hatten uns zwei Tage nach unserer Ankunft das erste Mal sehen dürfen, wobei dürfen es nicht wirklich traf. In Begleitung von Semjon wurde Eloise durch die Flure geführt, als ich ihr über den Weg lief. Semjon zog sie mit sich, fort von mir. Er behauptete es sei das beste, das einzige, was wir jetzt tun könnten. Ihre Seele sei im Moment auf der Suche, jeder neue Eindruck würde den Prozess verlangsamen. Ich verstand nicht, wovon er sprach, er weigerte sich mir mehr zur erzählen. Ich hatte Angst, Panik, um Eloise ... Um uns. Ich verlor sie, täglich, von Stunde zu Sekunde mehr, immer weiter entfernte sie sich von mir. Es war ein Gefühl, etwas das ich tief in mir spürte, meine Seele schrie nach ihr. Sie war so nah und doch so fern. Wir waren im selben Gebäude, doch trennten uns Kontinente, ja ganze Welten voneinander. Mir blieb nichts anderes übrig, als es zu akzeptieren, ich konnte sie nicht einfach herausziehen aus ihrer Welt. Dies Gefühl, dass sie sich gerade fand, beherrschte mich, ließ mich Nachts nicht schlafen. Suchend wanderte ich Nacht für Nacht durch die dunkeln Flure, immer mit den Gdanken daran, sie vielleicht zu finden. Nicht nur die Furcht davor sie in ihr Unglück gestürzt zu haben, sondern auch die Angst davor was sie ihr antun könnten, brachte mich um. Semjon entzog sie mir komplett, lediglich von Damjan bekam ab und an Informationen. Als Arzt durfte er zu ihr, sie vertrauten ihm. In ihren Augen war ich ein Verräter, ein Dilettant, sie duldeten mich aufgrund meines Standes und weil ich eine exzellente Kriegerin war, doch sie würden mich niemals akzeptieren. Mir blieb nichts anderes übrig, als es zu resignieren und mich so gut wie möglich abzulenken. Seit einer Woche unterrichtete ich die neuen Geschaffenen, so war ich wenigstens für einige Stunden am Tag beschäftigt und konnte meine Wut anderweitig kanalisieren. Ich hatte mich stets geweigert auch nur einen einzigen Schritt ihrer Ausbildung zu begleiten oder zu vollziehen. Der ganze Prozess war mir lästig gewesen, doch ich hatte nichts anderes zu tun hier, nichts lenkte mich sonst ab. Innerlich hoffte ich darauf, dass wir, Eloise und ich, sobald wie möglich von hier verschwinden konnten.
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SEELENWANDERER
Paranormal„Es war wie ein Traum, einer den ich vergessen hatte zu träumen. Zu zerbrechlich war er, zu verlockend, ich wusste, ich würde daran verbrennen. Meine Gedanken schwebten davon als sie meinen Namen rief. Wie ein Seil das mich aus den Fluten meines Ver...