Teil 9- Orchidee

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Um 19 Uhr stand ich mit meinen Sportsachen auf der Wiese vor der Universität.
Nachdem ich zwei Stunden von Eloise ignoriert worden war, war dies an sich gar kein so schlechtes Ende für den Tag.
Zwar konnte ich mich nicht auf meinem Niveau auspowern, aber zumindest ablenken. Der Rest der Gruppe war gelinde gesagt sehr motiviert. Es hatten sich Grüppchen gebildet, die jetzt auf der Wisse lagen oder hockten, sich dabei dehnten, teilweise Partnerübungen machten und auf der Stelle joggten. Meine Gruppe bestand aus den anderen fünf, die wie ich, nicht freiwillig an diesem Theater teilnahmen. Sie dehnten sich lustlos und auch ich saß lediglich auf dem Boden und drehte meinen Nacken. Die Blondine, Christina, ihren Namen habe ich heute durch Zufall dann doch noch erfahren, joggte fröhlich zwischen zwei ihrer Freundinnen hin und her, sie winkte mir und ich hob aus reiner Höflichkeit die Hand, in der Hoffnung sie würde nicht zu mir kommen.
Ein Mann ende zwanzig stand jetzt in der Mitte von uns allen. Breitbeinig, die Hände in die Hüfte gestemmt, spante er seine Muskeln an und schaute uns erwartungsvoll an. Christinas Gruppe kicherte und die zwei neben ihr Schmachteten ihn unverhohlen an. Als er anfing zu sprechen, strotze seine Stimme nur so von Arroganz und Selbstgefälligkeit. Er war der Meinung eine ganz große Nummer zu sein und machte daraus auch keinen Hehl.

„So Leute, endlich gehts los! Ich bin total froh, dass ihr doch so zahlreich erschienen seid. Hätte ich von euch Kunstleuten gar nicht gedacht." Er grinste dreckig und rieb sich seine gebräunten Hände. „Ich bin der Sebastian und das sind Paul und Christian. Meine Aufgabe ist es hier mit euch ein paar Kraftübungen zu machen. Keine Sorge wir fangen ganz langsam an! Die zwei werden mit euch an der Kondition arbeiten, wir wollen ja alle den Spendenmarathon im Herbst mitmachen. Gleich kommt noch ein Prof von euch dazu, der sich bereit erklärt hat, dass ganze ein bisschen mitzubetreuen. Dann laufen wir uns mal warm."
Er grinste wieder in die Runde, sein Blick blieb bei Christina und ihren Freundinnen hängen. Sein Grinsen wurde dreckiger und er schaute weiter, auf der Suche nach weiteren bewunderten Frauen. Er schaute mich an und entblößte perfekte weiße Zähne, die im Kontrast mit seiner braunen Haut, unnatürlich leuchteten.
Selbstverständlich lief er voraus, umgeben von Christina und ihren Freunden und zwei anderen Mädchen. Sein Lachen war dumpf, gezwungen, als er mit ihnen sprach.
Lachend warfen sie ihre Haare nach hinten, diskutierten irgendetwas von perfekten Beachbodys und er gab seine Weisheiten preis.
Seine Art war anstrengend. Der Gedanke einfach zu gehen wurde bei mir immer präsenter. Anstatt diesen Kurs hier zu machen, könnte ich einfach den Dekan davon überzeugen meine Fehlstunden zu streichen, es wäre einfacher.

Da sich die Sporthochschule auf dem gleichen Gelände befand wie die Kunstuniversität, rannten alle nach einer Viertelstunde in die angrenzende Sporthalle. Ein großer Fitnessraum wurde geöffnet und Laute Bässe fingen an aus den Lautsprechern zu hämmern. Wir fanden wieder in einem Kreis zusammen. Rollwägen wurden hineingeschoben und Sebastian erklärte uns das wir einfache Kraftübungen machen würden.
„Für die Ladys habe ich hier die leichten 2,5 kg Hanteln. Holt euch eine ab und tragt euch gleich in die Teilnehmerliste ein."
So musste Schule sein, schoss es mir durch den Kopf. Ich war eine der letzten, es waren nur noch die „schwereren" Hanteln übrig. Unbeirrt griff ich mir zwei.
„Blöd gelaufen, ich hab nicht gedacht das so viele Ladys wirklich mitmachen würden. Ich kann dir gleich helfen, nimm am besten dann einfach nur eine." Er entblößte wieder seine perfekten Zähne und wollte mir eine abnehmen.
„Geht schon." Erwiderte ich und ging ohne weiter auf ihn einzugehen.
Die nächsten zwanzig Minuten zeigte er uns Übungen, die für einen „sexy Körper" sorgen sollten. Zur Demonstration zog er sein Shirt aus und ließ seine Muskeln spielen. Es wurde geflüstert und gekichert. Ich wollte eine rauchen, oder ihm sein Grinsen austreiben. Einige der anderen Kerle eiferten ihm nach, andere versuchten sich gegenseitig zu übertreffen, nur wenige fanden keinen gefallen daran.
„Jetzt drehen wir aber richtig auf!" Schrie Sebastian.

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