𝕃𝕖𝕧𝕚 𝔸𝕔𝕜𝕖𝕣𝕞𝕒𝕟𝕟

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„Hä, spinnst du?" Die eiskalten Augen meines Gegenübers blitzten auf und sprühten graue, verärgerte Blitze auf mich hinab, aber ich ließ mich nicht einschüchtern, falls das sein Ziel war.

„Das fragst du mich, huh?" Wenn der Mann das durfte, durfte ich das auch, ich hielt mich mit meinen Worten also nicht zurück.
Was eine Unverschämtheit, so mit einer jungen Frau zu reden.
Der Fremde wollte gerade den Mund aufreißen, um etwas weiteres Bissiges zu entgegnen, aber meine Schwester kam ihm zuvor, ein schüchternes Lächeln zierte ihr Gesicht.

„(V/N), sag bitte nichts mehr. Das ist Levi Ackermann", erklärte sie mir dann aber taff und zog mich von der Straße, damit der schlecht gelaunte Typ seinen gewollten Platz bekam.
Levi Ackermann also. Nett dich kennenzulernen...
„Aha, dann kann er mich ja endlich in Ruhe lassen", meinte ich patzig und sah hinter ihm her, wie er mit seinem Pferd davon stolzierte. „Die vom Aufklärungstrupp sind ja echt zum kotzen."

(S/N) räusperte sich und blinzelte mich an.
Ich wusste insgeheim, was sie dachte. Teilweise hatten wir eine starke Bindung zueinander, wir dachten oft das selbe oder wussten, was die Andere von uns dachte.
Halt die Klappe (V/N), du bist grade extrem peinlich. Jeder hier kann dich hören.

Ich schnaubte und stellte mich neben meine kleine Schwester, sah nach vorne, direkt zu den Kutschen und Wägen, in denen die Toten lagen. „Nicht hinsehen!" Ich rümpfte die Nase beim Anblick der blutbefleckten weißen Lacken und verdeckte mit meiner Hand die hellen Augen meiner sich wehrenden Schwester.
Ich will nicht, dass du irgendwann einmal auch mal so endest, wie die.
Auch wenn meine Schwester wohl die nervenaufreibendste Person in meinem Leben war, ich liebte sie. Sie durfte auf keinen Fall als Titanenfutter enden, das würde ich nicht zulassen.

„Ich kann gut auf mich selber aufpassen, aber danke für diese sozialen Einwände, echt süß von dir." Mit einem sarkastischen Kichern, bei dem sogar die vorbeigehenden Soldaten aufschauten, riss (S/N) meine Hand nach unten und drückte sich vor mich, für eine wunderschöne, für sie wohl interessante Aussicht auf die grausamen Schicksale der gefallenen Soldaten.
Ich musste mir nun selbst ein Lachen verkneifen, obwohl ich sehrwohl stink sauer auf (S/N) war.

„Sei froh, dass ich mich überhaupt um dich sorge", meinte ich belustigt mit einem Augendrehen und verschränkte die Arme.
Meine Schwester warf mir einen unbeeindruckten, mehr herausfordernden Blick zu, als würde sie hinterfragen wollen, wer auf wen aufpasste.
Dieser Dickkopf!

Es dauerte nicht mehr lange, bis auch die letzten Soldaten verschwunden waren und sich die Menschenmasse aufgelöst hatte. Ich konnte von Glück reden, denn keiner der Leute hatte nach Verwandtschaft oder Ähnlichem gefragt, so blieb uns wenigstens der Anblick auf abgerissene Körperteile oder Leichen erspart.
Endlich schlenderte meine Schwester wieder zum Haus zurück und ich schloss die Haustüre hinter mir und lehnte mich gegen sie.
Ich stützte meinen Arm auf der Klinke ab und schnaufte aus.

„Ich bin absolut begeistert von dir!" Innerhalb weniger Sekunden platzte meine Schwester vor Aufregung und quasselte wie ein Wasserfall daher. „Du. Meine Schwester. Du hast mit Levi Ackermann geredet!"
Ich schaute desinteressiert auf. „Wer war das noch gleich?"

(S/N) schnappte nach Luft und krallte ihre Finger auf eine tragische Weise in ihre Haare. „Mensch, das ist einer der höchstrangigen Teamleiter des Aufklärungstrupps. Er wird als der stärkste Soldat der Menschheit angesehen."
Ich schüttelte meinen Kopf, Unwissen glomm in meinen Augen auf. „Soll ich jetzt stolz auf mich sein, dass ich mit ihm reden durfte oder wie?"

Levi X Reader || Die Stimme der LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt