Cry [Sugawara]

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Diese beiden Lieder Cry (https://www.youtube.com/watch?v=5QqOGgo8s4Cry) und One more light (https://www.youtube.com/watch?v=Tm8LGxTLtQk") haben mich beim Schreiben dieses Oneshots begleitet. Ein paar Tränchen sind auch bei mir geflossen und ich hoffe ich konnte es richtig rüber bringen.

***

Die Wolken zieh'n vorüber,
So dicht gedrängt und grau,
Und trüber, immer trüber
Wird rings des Himmels Blau,

Und du, wie ist entflogen,
Dir alle Heiterkeit,
Die Seele überzogen
Von unnennbarem Leid!

Die Wolken strömen nieder,
Wie blau der Himmel scheint!
Und heiter bist du wieder!
Hast du vielleicht geweint?
- Philipp Spitta

***

„Er ist soeben verstorben."

Das Handy rutschte mir aus der Hand und landete mit einem dumpfen Aufschlag auf dem Hallenboden. Diese vier kleinen Worte, hatten mir buchstäblich den Boden unter den Füßen weggezogen. Mein Herz setzte einige schmerzhafte Schläge lang aus und meine Brust begann sich zuzuschnüren. Alle Geräusche um mich herum verstummten, doch in meinem Inneren tobte es. Unglaube, Trauer und Zorn kämpften erbittlich um die Vorherrschaft und ich drohte an all diesen Emotionen zu ersticken. Darum bemüht mich irgendwie zusammen zu halten, schlang ich die Arme um meinen Oberkörper. Nein, nein, nein. Das durfte nicht sein. Das durfte einfach nicht sein! Er durfte nicht weg sein! Er hatte mir versprochen mich nie alleine zu lassen. Was sollte ich ohne ihn machen? Jetzt war ich ganz alleine auf der Welt, ich hatte niemanden mehr der für mich da war. Eisige Kälte umklammerte mein Herz und drückte es schmerzhaft zusammen. Ein unterdrücktes Schluchzen entfuhr mir. „Kobayashi-senpai?", erklang Hinatas Stimme hinter mir. Apathisch wandte ich mich zu dem Rotschopf um. Er hatte seine Stirn sorgenvoll in Falten gelegt und umklammerte den Volleyball in seiner Hand. „Ist alles in Ordnung?", wollte er wissen. Sein ruhiger und ernster Ton irritierte mich, es stand im kompletten Kontrast zu seinem sonstigen aufgedrehten und freundlichen Wesen. Was sollte ich ihm sagen? Wollte ich ihm überhaupt etwas erzählen? Obwohl ich die zweite Managerin des Volleyballclubs der Karasuno High war und mich eigentlich gut mit den Spielern verstand, konnte man uns nicht unbedingt als enge Freunde bezeichnen. Doch das lag nicht daran, dass die Jungs nicht versuchten mich näher kennenzulernen. Mein Privatleben hatte ich seit jeher für mich behalten. Sollte ich ausgerechnet jetzt, in dieser Situation, damit anfangen die von mir erschaffenen Grenzen aufzuweichen? Hinata beobachtete mich genau, wartete geduldig auf meine Antwort. Als diese nicht kam, machte er langsam zwei Schritte auf mich zu.

Nein. Ich war nicht bereit ihm oder jemand anderem von meinen Problemen zu erzählen. Verstört starrte ich Hinata an und schüttelte schließlich heftig den Kopf. Mich erfasste das dringende Bedürfnis davon zu rennen, den Schmerz und die Trauer hinter mir zu lassen. Ebenso die Sorge und den Trost die Hinata ausstrahlte und mir zu geben bereit war, wenn ich es denn zuließe. Doch dazu war ich nicht bereit. Nicht jetzt. Nicht heute. Eine einzelne Träne rann über meine Wange. Ich drehte mich auf dem Absatz um und rannte aus der Halle, bevor Hinata mich daran hindern konnte. Er rief meinen Namen, doch ich lief weiter an der Längsseite der Turnhalle entlang. Das aufgeregte Rufen der anderen Teammitglieder drang aus der offenen Hallentür. Tränen verschleierten mir die Sicht. Ich hatte keine Ahnung wo ich hin sollte oder wollte. Stolpernd rannte ich um die Halle herum. Ein kleines Dickicht am hinteren Ende der Turnhalle tauchte vor meinen Augen auf. Zwei große Kiefern flankierten mehrere Farne. Die Pflanzen waren so angeordnet, dass sie einen Halbkreis bildeten und mich somit vor neugierigen Blicken verbergen würde. Meine Schritte wurden langsamer. Ich lief um die Kiefern herum, lehnte mich an den Stamm der einen und rutschte an ihr herunter. Ich umklammerte meine Beine und vergrub mein Gesicht in meinen Knien.

Was die Liebe und das Leben so mit sich bringtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt