Prolog

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Tanzen, für viele eine Nebensächlichkeit, für einige ein einfacher Sport, für andere eine Leidenschaft.
Denn sie verstehen das Gefühl, welches in ihnen aufkommt wenn die Musik ansetzt und der Körper sich wie von alleine mit einer solchen Leichtigkeit zu den ersten aufkommenden Tönen bewegt. Das Gefühl das jede einzelne Zelle im Körper mit einem lodernden Feuer füllt bis man sich in jenem verliert.
Es kann einem dabei helfen seine Geschichte auszudrücken oder sich einfach nur fallen zu lassen und zu wissen, dass man jetzt frei sei.
So als ob alle Sinne abgeschaltet wurden, fokussiert man sich auf diesen Moment, den Moment der am liebsten niemals enden sollte, dieses Gefühl war für die Ewigkeit bestimmt und niemand sollte es einem nehmen können.
Doch für mich war es das Ende.
Meine Geschichte beginnt und endet mit dem Tanzen, mein Herzschlag begann und endete damit.
Ich erinnerte mich so als ob es gestern gewesen wäre, mit dem wunderschönem weißen Kleid saß ich damals in der ersten Reihe und sah mit großen Augen dabei zu wie we sich seiner Leidenschaft hingab, mit der Musik verschmolz und lächelte wie er es sonst nie tat.
Ich war so geblendet und mitgerissen von dieser atemraubenden Vorstellung, dass ich den Schmerz in seinen Augen nicht wahr nahm, aber ich war ja auch erst sieben. Trotzdem erinnerte ich mich daran, dass ich das Gefühl hatte, es würde etwas nicht stimmen, als er mich umarmte und auf die Bühne ging, aber dafür war es jetzt sowieso zu spät.
Als die letzten Töne ansetzten, drehte sich sein Gesicht zu uns nach vornehme er begegnete meinem Blick. Für einen kurzen Moment fingen seine Augen an heller zu scheinen und sein Lächeln wurde noch breiter. Doch Momente sind dafür da um vorbei zu gehen und genau das geschah auch.
Einen Herzschlag später verschwand das Funkeln und auch das Lächeln fiel, genauso wie er.
Mit einem letzten Blick auf mich, landete er dumpf auf dem Boden.
Die Musik verstummte, die Menschen holten erschrocken Luft und ich, ich sah nach vorne und spürte wie sich mein Herz zusammenzog.
Ich spürte jeden einzelnen Muskel, als ein kalter Schauer an meinem Rücken hinunterlief und dann kam er, der Schrei der mich bis heute noch verfolgte.
,,Dad!'' stieß ich heiser aus, als mir die Bilder von damals in den Sinn kamen, aber kein Wunder bei dieser Nachricht.
Zitternd holte ich tief Luft und krallte meine eisigen Finger tiefer in das Stück Papier.
>>Aufgrund des späten Befundes, ist eine Heilung gering<<
Kopfschütteln lehnte ich mich an die kahle Wand.
Ich hatte das Gefühl alles würde sich drehen, es wurde mir viel zu viel mit den ganzen Ärzten, Patienten und dem Desinfektionsmittel um mich herum. Schwer atmend trat ich hinaus in den Regen und ließ mich an einer Mauer sinken.
Den Kopf auf den Knien und das Gesicht in den Händen vergraben saß ich da. Dass meine Kleider vom Regen durchnässt wurde, war mir egal, es war so als ob alles an mir vorbei zog, ich hatte kein Gefühl mehr in mir. Nichtmal als der Himmel über mir nochmal aufriss und der Donnerschlag die Erde zum beben brachte rührte ich mich.
Ich wusste nicht mehr wie lange ich dort saß, aber irgendwann drang ein Schluchzer aus meiner Kehle und mein Körper erzitterte bei jedem weiteren erneut auf. Verloren und hoffnungslos sah ich zum Himmel auf und schrie ihm verzweifelt entgegen. Die kalten Regentropfen vermischten sich mit meinen heißen Tränen und erneut kamen Erinnerungen in mir hoch.
Das warme Lächeln und die hellen braunen Augen die mich aufmunternd anlächelten ,,Denk dran Kate, verliere niemals den Glauben an das Gute, manchmal ist das Leben unfair, aber man muss trotzdem jeden Augenblick genießen! Versprichst du mir das ? Versprichst du mir, dass wir glücklich werden?''.
Erschüttert sah ich hinauf und sah zu, wie der graue Himmel heller wurde. So als hätte ich eine wichtige Erkenntnis getroffen, stopfte ich den Zettel in meine Jackentasche und richtete mich mühsam auf.
Ich hörte meinen eigenen Herzschlag in den Ohren als ich den Blick senkte ,,Ich verspreche es Dad! Ich werde meine letzte Zeit ausnutzen, für dich, für uns!". Mit einem letzten Blick hinauf atmete ich aus um meinen Herzschlag zu beruhigen.
Versprochen.

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Dankeschön nochmal für das Cover @Majesty-A !

Heartbeat(ABadboyStory)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt