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Du hast echt so ein Glück, weißt du das?!", quengelte Lira gefühlt seit einer Stunde. Gerade hatte es zur siebten Stunde geklingelt und wir schlenderten gemeinsam am Pausenhof entlang. „So ein Glück auch wieder nicht.", erklärte ich ihr und versuchte kein allzu angespanntes Gesicht zu ziehen. „Du kannst jetzt aber los und ich muss noch zwei Stunden Sport aushalten, zwei Stunden!", maulte sie weiter und sah sehnsüchtig zum Ausgang. „Nach Hause? Ich muss arbeiten, dass weißt du doch, ansonsten hätte mir die Schule niemals erlaubt den Sportunterricht zu schwänzen und hey, ich muss jedes halbe Jahr eine Prüfung ablegen um auch eine Note zu bekommen.", aufmunternd verpasste ich ihr einen sanften Stoß mit der Schulter und schob sie somit Richtung Turnhalle „Viel Spaß.". Seufzend, aber geschlagen lief sie los und winkte mir beim gehen zu, bis sie durch die Tür trat.

„Ich wünschte ich könnte mit euch Sport machen.", flüsterte ich leise und atmete einmal tief ein. Früher konnte ich noch mit machen, nicht richtig gut und mit vielen kleinen Pausen, doch irgendwann wurden aus kleinen Pausen große und bald darauf fehlte mir einfach die Kraft nach dem Unterricht noch Sport zu machen, zumindest den Schulsport und somit schaffte ich die Ausrede, dass ich arbeiten musste. Zwar musste ich wirklich arbeiten, da Isabellas Job uns zwar über Wasser hielt und Dad uns schon ein kleines Vermögen hinterließ, aber wir hatten auch einige Schulden, Isabellas Therapiestunden, nicht dass sie wirklich was gebracht haben, ihr eigenes Fitnessstudio und noch ein paar Dinge. Hinzu kam, dass ich lieber die Schule abbrechen würde, als meinen Job zu kündigen. Es war dieses ganz besondere Ding der Dinge die mich mit Dad verbanden, das Tanzen.

Ein schwaches Lächeln umspielte meine Lippen, als ich mich auf den Weg zum Studio machte, zu dem ich sogar meinen eigenen Schlüssel bekommen hatte. Es stand mitten auf einer Wiese, umzingelt von einzelnen Bäumen und glücklicherweise abgegrenzt von der viel zu lauten und erdrückenden Stadt. Seine Wände erhoben sich prachtvoll und strahlten in hellen Farben. Ich spürte sofort wie sich meine Laune hob und trat ein.

„Melde mich pünktlich zum Dienst Elisa.", begrüßte ich die junge Frau, gleichzeitig Studiobesitzerin und Freundin von mir die an ihrem Schreibtisch über einige Unterlagen gebeugt da saß. „Ah, hallo Kate! Stimmt, sogar überpünktlich, wieso können nicht alle meine Tänzerinnen so sein?", lächelte sie und strich sich eine rote Locke hinters Ohr. Schulterzuckend und mit einem gespielten eingebildeten Blick stolzierte ich an ihr vorbei zu meinem Saal, meinem Reich, dem Ort der mich an das jetzt und hier fesselte, an dem ich einfach alles vergessen konnte.

„Guten Morgen Frau Archer!", erklang es im Chor, als ich die Tür öffnete. Lächelnd wandte ich mich zu den kleinen Mädchen um die in wunderschönen, rosanen Kleidern zu mir gelaufen kamen. „Guten Morgen Mädchen. Seit ihr bereit zum üben?", antwortete ich Ihnen. Sofort fingen sie an zu nicken. „Gut, dann fangen wir mit unserem Stück an, dass wir in einigen Tagen vorführen.", zufrieden klatschte ich in die Hände, legte meine Sachen ab und startete die Musik. Wie geübt stellten sie sich in drei Reihen auf und begannen die ersten Bewegungen auszuführen. Auch ich hätte am liebsten beim Klang der Musik angefangen zu tanzen, denn auch wenn ich wusste, dass es meine Schülerinnen waren, die sich bewegten, hatte ich das Gefühl mittendrin zu sein. Es war einfach zu schwer sich nicht mit zu reißen.

„Schön, aber vergesst nicht auch beim schnelleren Part die Bewegungen ganz auszuführen!", wies ich sie an und sah dabei zu wie sie aus den Positionen raus kamen und einen bewegenden Kreis bildeten. Lächelnd klatschte ich in die Hände, als sie die Endstellung einnahmen.

Überrascht sah ich zur Tür, als ein weiteres Klatschten ertönte und erblickte den Jungen mit den blonden Haaren. „Das war wirklich sehr gut.", rief Jake den Mädchen zu und kam dann mit einem strahlenden Lächeln auf mich zu. Erst dann erblickte ich das kleine Mädchen, welches er an der Hand hielt. Ihr langes, blondes Haar war zu einem Zopf geflochten und ihre dunkelblauen Augen, die mir irgendwie bekannt vorkamen sahen sich erstaunt um. „Hallo Jake, da seid ihr ja.", begrüßte ich die beiden lächelnd. „Hey Kate, dass ist Lilly, die Schwester von meinem Kumpel.", stellte er das Mädchen vor, welches mich unsicher ansah. „Willkommen Lilly, ich hoffe es wird dir hier bei uns gefallen.", reichte ich ihr aufmunternd meine Hand. Schüchtern ergriff sie diese und nickte „Hallo.". „Möchtest du dich kurz den anderen Mädchen vorstellen?", fragte ich sie. Ihr Blick huschte fragend zu Jake und als dieser ihr bestätigend zu nickte, lächelte sie und nickte ebenfalls.

Heartbeat(ABadboyStory)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt