Angestrengt mit zu Schlitzen geformten Augen beobachtete ich den schmalen, dunkelgrau gehaltenen Rand, der angesichts der Tatsache, dass hier überall bunte, spitze Glasscherben von zerbrochenen Flaschen und zerknüllten, alten Zeitungen nicht nur den Bürgersteig darstellte, sondern für viele Menschen wohl auch noch eine begehbare Müllhalde. Entrüst über die heutige Gesellschaft und da der Wind immer wieder gegen mich peitschte, zog ich meine Jacke enger an mich und seufzte.
Früher hatte ich mir nie über so belanglose Sachen Gedanken gemacht, ich meine, welcher normale Teenager schert sich besonders darüber wie eine sowieso schon kaputte Straße genutzt wird oder gar aussieht. Eigentlich ziemlich traurig dieses aneinander vorbei leben. Doch wie der wunderschöne Spruch es sagt, irgendwann ändern sich nicht Dinge, sondern die Bedeutung die wir ihnen geben.
Ein lautes Hupen und nah an mir vorbei rauschende Reifen die entsätzlich hoch aufquietschten, weil irgendjemand zu fest auf die Bremse gedrückt hatte, rissen mich abrupt aus meinen Gedanken und ich wich erschrocken zurück. Ganz toll Kate, stirb doch noch schneller, ist ja nicht so, dass deine Zeit eh fast abgelaufen ist! „Kannst du nicht aufpassen?!", knurrte eine tiefe Stimme wütend und als ich den Blick hob, würde ich mich am liebsten sofort in Luft auflösen. Hellbraune Haare, dunkelblaue, eisige Augen und ein überhebliches, arrogantes Lächeln, vor mir stand oder besser gesagt saß Noah Prince, das größte Arschloch der gesamten Menscheit, ich sagte ja bereits, die Gesellschaft geht den Bach runter.
Genervt hob er eine Augenbraue und setzte an etwas zu sagen, doch ein weiteres Hupen hinter ihm, hinderte ihn glücklicherweise daran und er fuhr weiter, natürlich nicht ohne mir nochmal einen arroganten Blick zu zu werfen und genervt zu schnauben.
Erst als mein Arm anfing zu zittern, bemerkte ich, dass meine Hand zu einer Faust geballt war und sich meine Fingernägel in meinen Handdruck bohrten. Ich hasste diesen Jungen, noch mehr als ich mein Schicksal hasste und dabei war nichtmal seine dämliche Arroganz Schuld. Ich hatte nichtmal etwas dagegen, solange es mich nicht betraf, mit seinem besten Freund Jake kam ich super aus, vielleicht auch weil wir die selbe Leidenschaft teilten, aber Noah, er war so selbstverliebt und eingebildet. Er hatte meine beste Freundin Lira ausgenutzt und da sie eigentlich zu den beliebten gehörte, hatte sie das nicht so wirklich verstanden, aber als es dann nach fünf Monaten endlich raus kam, war es zu spät und er brach ihr ihr Herz. Am schlimmsten war es, da Lira dass eigentlich nicht kannte, sie war hübsch, nett und klug und jeder wollte etwas von ihr. Der einzige Grund, wieso ich ihn noch nicht in kleine Stücke zerfetzt habe war, dass er sie niemals ins Bett bekommen wollte. Sie musste zwar Dreckssachen für ihn machen, aber wenigstens musste sie sich ihn nicht antun. „Das waren lange Therapiestunden", seufzte ich und blickte auf, als erneut ein viel zu schnellfahrendes Auto an mir vorbei raste. Wieso kann keiner im richtigen Tempo fahren?!
Schnell überquerte ich die Straße und lief auf das etwas ältere Gebäude vor mir zu, die Schule. „Hallo Kate", kam es von einigen Seiten und ich lächelte den anderen ehrlich zu. Ich war nicht ganz unbekannt an der Schule und kam auch so ziemlich mit jedem aus, naja fast und auch wenn mir klar war, dass nicht jeder die Freundlichkeit mir gegenüber ernst meinte, nahm ich es so hin, solange ich noch konnte. Denn ich wollte nicht mit einem Streit von dieser Welt gehen.
Langsam betrat ich den noch stillen Flur, indem nur ein paar einzelne Schüler rum standen und lief zu meinem Spind. Ich spürte bereits einen ersten, leichten Druck auf meiner linken Seite und versuchte tiefere Atemzüge zu nehmen. Nachdenklich blieb ich vor meinem grünen Spind stehen und presste die Lippen zusammen. Ob ich wohl jemals meinen Schulabschluss schaffen würde? Es waren nur noch einige Monate, um genau zu sein drei Monate und sechzehn Tage, eigentlich gar nicht mal so lange und trotzdem kritisch. Würde ich jemals mit den anderen mein letztes Zeugnis bekommen?
„Kate!", rief eine vertraute Stimme und als ich meinen Kopf zur Seite drehte, empfing mich bereits ein kleiner, rothaariger Wirbelsturm der mich zum wanken brachte. Lachend erwiederte ich ihre Umarmung und sah in ihre fröhlich leuchtenden hellbraunen Augen. „Hey Lira", begrüßte ich sie erfreut und ignorierte das jetzt etwas ziehende Gefühl an meiner Seite.
„Worüber hast du gerade nachgedacht, dass du so aussahst als hättest du in eine saure Zitrone gebissen?", fragte sie besorgt und tätschelte mir meine Wange. Schmunzelnd nahm ich ihre Hand weg und schüttelte den Kopf „Nichts besonderes, aber jetzt bist du ja da, also kann ich wieder lachen.". „Aww!", quietschte sie und drückte mich nochmal bevor sie mir aufgeregt anfing eine Geschichte zu erzählen.
Lächelnd beobachtete ich sie, wie sie wie ein kleines Mädchen mit ihren Händen herumfuchtelte und beinah kleine Freudensprünge machte um mir die Situation besser darzustellen. Ich würde ihr niemals diese Freude nehmen wollen, niemals. Lira war zwar meine beste Freundin, aber auch sie wusste nichts von meinem Geheimnis und so sollte es bleiben. Ich wollte niemandem zur Last fallen, vorallem nicht ihr und ihre Fröhlichkeit nehmen, dass würde ich mir niemals verzeihen. Deswegen war mir klar, dass ich irgendwann Abschied von ihr nehmen und verschwinden musste, damit sie mich vergisst und das tat verdammt weh. Es war nicht mit den Schmerzen zu vergleichen die ich von Isabella hatte, wenn ich daran dachte diesen kleinen Wirbelwind zu verlassen. Ich war mir noch nicht ganz sicher wie ich das anstellten sollte, aber sie zu ignorieren würde ich niemals übers Herz bringen, daran würde ich selber sofort kaputt gehen.
„Hey Kate, hey Lira, ich wollte dich was fragen hast du kurz Zeit?", unterbrach jemand die Geschichte meiner Freundin. Blonde Haare und grüne Augen erblickte ich, als ich mich umdrehte. „Hey Jake, klar womit kann ich dir helfen?", lächelte ich den großen Jungen an. „Hey Jake.", murmelte Lira neben mir. Überrascht von ihrer jetzigen Schüchternheit sah ich sie an, doch sie sah mich mit diesem Blick an, der sagte, nicht jetzt und wehe du sagst was komisches und sah dann wieder zu Jake. Aha, ich hatte wohl etwas verpasst.
„Du arbeitest doch noch in diesem Tanzstudio oder?", fragte er und kurz leuchtenden seine Augen auf. Wir hatten dort gemeinsam einige Tänze eingeübt und auch ich musste Lächeln, als ich daran dachte. Langsam nickte ich. „Also es gibt da so ein Mädchen, die Schwester von meinem Kumpel, die gerne tanzen würde, aber sie ist etwas schüchtern und ich wollte fragen, ob ich sie heute einfach mal vorbei bringen könnte?", fragte er unsicher. „Klar, bring sie einfach zu mir, du weißt ja was mein Saal ist, ich nehme gerne neue Schülerinnen.", sagte ich sofort zu und er atmete erleichtert aus. „Danke, also..". „Jake!", wurde er von jemandem unterbrochen und dann trat Noah Prince in mein Blickfeld. Heute magst du mich wohl besonders nicht Schicksal.
„Ich hab dich überall gesucht.", brummte Noah genervt, als er uns erreichte und seinen Blick einmal über die Gruppe schweifen ließ. Ich spürte wie sich Lira augenblicklich neben mir verspannte und sofort wäre ich diesem Idioten am liebsten an die Kehle gesprungen. „Hey, bist du nicht die, die ich heute beinah überfahren hätte weil sie nicht aufpassen konnte?", fragte er und musterte mich einmal von oben bis unten. Ich spürte die Wut in mir brodeln, als seine Lippen sich langsam zu einem arroganten Lächeln verzogen. „Süße, du musst nicht unbedingt vor mein Auto springen, damit ich dich bemerke.", grinste er und ich verzog angeekelt das Gesicht. Als er dann noch angewidert zu Lira blickte, packte ich sie an der Hand und zog sie mit mir davon, Noah ignorierend bevor ich meine letzten Tage noch in der Strafanstalt verbringen würde „Man sieht sich Jake!".
Verstehend nickte er und wunk uns noch kurz nach, als wir um die nächste Ecke verschwanden.
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Heartbeat(ABadboyStory)
Teen FictionZeit, sie ist von Anbeginn unserer Geschichte mit dabei. Sie bildet unsere Vergangenheit , begleitet unsere Gegenwart und bereitet unsere Zukunft vor ohne dass wir dabei Einfluss auf sie nehmen können! Für manche läuft sie langsam ab, für andere sc...