14

10 5 1
                                    

Müde öffnete ich meine Augen und blinzelte der Sonne entgegen. Meine Gelenke schmerzten und ein seltsames, dumpfes Pochen zog sich quer durch meine ganze Brust. Mühsam richtete ich mich auf und wäre am liebsten sofort wieder zurück gefallen, als mein Nacken leicht knackste. Meine Atmung war deutlich zu hören, als würde ich durch einen dünnen Strohhalm atmen und als ich mit meinen Beinen den Boden berührte und mich aufrichtete, begann sich die Welt um mich zu drehen. Trotzdem riss ich mich zusammen und lief ins Bad. Heute wird das Video gedreht, du kannst es dir nicht leisten, ausgerechnet heute einen Schwächeanfall zu haben, nicht heute, nicht jetzt!

Mühsam stütze ich mich an der Wand ab, nachdem ich mich fertig gemacht hatte und in die Küche lief. Angespannt stützte ich mich am Tisch ab und atmete tief durch „okay, komm schon Kate. Du trinkst etwas, isst etwas und dann geht es dir besser.". Doch gerade als ich die Flasche an meine Lippen führte, klingelte es an der Tür. Hektisch sah ich zur Tür und betete stumm, dass Isabella nicht aufgewacht war, sie hatte sich gestern erneut die Kante gegeben. Schnell lief ich zur Haustür und öffnete sie ohne umzufallen. Doch als die Tür öffnete, drohte dies wirklich zu passieren.

„Was willst du denn hier?", rief ich histerisch und dämpfte sofort meine Stimme, als ich die leere Bierflasche hinter der Tür erblickte. „Ich soll dich abholen.", gab Noah knapp von sich und sah sich desinteressiert um. „Abholen wofür?", blaffte ich ihn leise an. „Das Video, Jake und ich haben eine Lagerhalle gefunden.", schnaubte er und sah mich genervt an. „Kannst du vergessen.", knurrte ich und wollte die Tür schließen, doch er schob seinen Fuß blitzschnell dazwischen. „Wieso?", fragte er mich allenernstes. „Ich bin sauer auf dich!", fauchte ich und trat zu ihm raus um die Tür zu schließen. Isabella würde mich umbringen wenn ich sie wecken würde. „Las ob das was Neues wäre? Außerdem, Lilly ist meine Schwester.", knurrte er genervt. „Und eine tolle Tänzerin die gerne tanzt!", ich betonte jedes einzelne Wort und blitzte ihn wütend an. „Pass auf Tiger, ich helfe euch nur mit diesem verdammten Video, also mach es mir nicht so schwer, denn eine Wahl hast du sowieso nicht.", gestresst fuhr er sich durch das dunkle Haar. „Und wie ich die habe.", erwiderte ich trocken und wollte wieder ins Haus verschwinden.

Erschrocken quiekte ich auf, als sich starke Hände um mich schlangen und mich hoch hoben. Nichtmal blinzeln konnte ich, so schnell hatte Noah mich über seine Schulter geworfen. „Spinnst du? Lass mich sofort wieder runter!", schrie ich und klopfte gegen seinen Rücken, als er mich zu seinem Wagen trug. Doch als Antwort bekam ich nur ein tiefes, leises Lachen, was mir ungewollt eine Gänsehaut bescherte.
Ich hatte das Gefühl, die Welt würde sich schneller drehen, weswegen ich mich fluchend an diesem Idioten festklammerte, da ich mir nicht sicher war, ob er mich wirklich nicht fallen lassen würde.

Wie ein kleines Kind setzte er mich auf den Beifahrersitz und schnallte mich an. Schnaubend wollte ich aus dem Auto springen, als die Kindersicherung mit einem Klick die Tür versiegelte. Ungläubig sah ich Noah an, der sich mit einem Schmunzeln ins Auto setzte und los fuhr. „Du bist so ein Arsch, Prince.", murrte ich verzweifelt und ließ meinen Kopf gegen die kühle Scheibe fallen.

Die Fahrt verlief daraufhin stumm und genauso liefen wir auch zu Jake, jeder hing seinen Gedanken nach und ich versuchte nebenbei noch ,nicht vor Müdigkeit umzufallen. „Na, wie findest du es?", begrüßte mich Jake mit einer Umarmung und präsentierte mir stolz das Innere. Noah neben mir brummte kurz und zuckte nur mit den Schultern, als ich ihn fragend ansah. Langsam ließ ich meinen Blick umher schweifen, da ich Angst hatte, mich bei zu schnellen Bewegungen zu übergeben.

Nickend erkannte ich buntes Graffiti und Sperrmüll herum stehen, eigentlich sah es wirklich schäbig aus, aber es passte einfach perfekt zur Choreografie. „Ich geh mich umziehen.", grinste ich zufrieden und schnappte mein Kostüm, dass Jake mitgebracht hatte.

„Seit ihr so weit?", rief Noah uns zu, als er die Kamera auf uns richtete. War ich so weit? Du musst dich jetzt zusammenreißen! Der Tanz muss sitzen, jeder Schritt muss sitzen, jede Bewegung. „Wir schaffen das!", aufmunternd drückte Jake mir meine Schulter und ich nickte entschieden. Ich würde das schaffen!

Die Musik setzte leise an, sanft, zerbrechlich und genauso waren unsere ersten Schritte. Der weiche, dunkelrote Stoff von meinem Knielangen Kleid, strich um meinen Körper und ließ meine Bewegungen magisch aussehen, wild und frei, desto schneller wir wurden. Mein Kopf leerte sich, meine Ängste verschwanden, jeglicher Schmerz war vergessen, als Jake mich durch die Gegend wirbelte. Mit einem sanften Ruck hob er mich hoch über sich und ich lief eine Lufttreppe hinunter ehe er mich wieder zu Boden ließ und von sich stieß. Im Sekundentakt änderte ich die Position meiner Hände und wusste, dass Jake neben mir genau das selbe tat, wir waren wie eine Einheit. Die Musik wurde noch lauter, als vorher schon und der zweite Akt setzte an, jetzt war der Höhepunkt dran, die Übung die wir neu einbauen mussten. Mit springenden Drehungen lief ich auf Jake zu und er fing mich gekonnt auf. Geübt platzierte er seine Hände auf meine Oberschenkel und mit einem aufstrebendem Schwung stand ich auf seinen Schultern. Die Hände hoch in die Luft gestreckt und mit dem Blick nach oben, fühlte ich mich frei. Es war einfach so leicht, so schön und befreiend. Doch leider konnte ich nicht für immer so bleiben und ließ mich in Jakes Arme fallen. Doch als ich in sein Gesicht sah, sah ich statt warmen, grünen Augen, blaue. Du bist nur übermüdet, dass ist nicht echt! Nicht davon abgelenkt setzte ich die nächsten Schritte und versuchte mich nur auf meine Bewegungen zu konzentrieren. Als ich erneut in Noahs, Jakes Gesicht sah, erkannte ich Jake auch wieder und ließ mich erleichtert in seine Arme fallen für die letzte Ausführung. Er winckelte sein Knie an, auf das ich mich stellte und von dem er mich langsam zu Boden gleiten ließ um sich dann selbst neben mich fallen zu lassen. Die letzten Töne verklangen und ich wurde aus meiner magischen Welt gerissen. Kuchend richtete ich mich auf und rieb mir über die Augen, es fing sich wieder an alles zu drehen. „Wie fändest du es?", hörte ich Jake Noah in der Ferne fragen und auch ich selber richtete meinen Blick auf den Braunhaarigen, der uns ansah. Irgendwas in seinem Blick war komisch, was genau, konnte ich selber nicht deuten, aber bevor ich länger darüber nachdenken konnte, wurde alles schwarz.

Heartbeat(ABadboyStory)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt