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Genervt und angespannt zugleich stocherte ich in meinem Salat herum, vielleicht etwas zu feste. Der Hunger war mir schon längst vergangen, aber aufschauen wollte ich auch nicht. Lira hatte sich noch nicht in der Mensa blicken lassen weswegen ich mich allein an unseren Tisch gesetzt hatte, nur zu dumm, dass die netten Sportler, die wir letztes Mal eingeladen hatten, es sich zur Aufgabe gemacht hatten mich mit ihrer Gesellschaft bei Laune zu halten bis meine beste Freundin auftauchen würde, meine Freundin nach der ich bereits seit zwanzig Minuten Sehensucht hatte. Die Jungs redeten so laut und wirr durcheinander, dass ich mich nichtmal in meinen Gedanken in Sicherheit flüchten oder an Jakes Zustand erinnern konnte.

„Also Kate, nächstes Spiel bist du dabei richtig?", grinste der eine Typ, der auch letztes Mal mit mir geredet hat. Wie hieß er nochmal? Mike? Martin? „Sei doch noch aufdringlicher Mark.", lachte einer seiner Freunde mit lustigen krausen Haaren. Mark, naja fast. „Wenn ich Zeit finde komme ich bestimmt, aber ihr wisst ja, dass ich nebenbei arbeite.", antwortete ich zögerlich und versuchte nicht allzu gezwungen bei dem Lächeln auszusehen. „Also falls du es schaffst, dann kannst du sogar meine Jacke mit meiner Zahl tragen Kit Kat.", erzählte Mark weiter und ich zwang mich nicht die Augen zu verdrehen oder zu schnauben bei seinem Nicknamen für mich, also nickte ich nur. Immer nett bleiben Kate, genieße jede Begegnung, jeden Menschen, jede Sekunde solange sich die Chance noch bietet. „Und wie sieht's mit deiner Freundin aus? Der rothaarigen? Würdest du sie mitbringen?", fragte der Typ mit den krausen Haaren dazwischen.

„Lira mag Sport nicht wirklich, deswegen werde ich mit Kate zu eurem Spiel kommen.", antwortete eine raue Stimme hinter mir ehe ich den Mund aufmachen konnte „Aber naja, ich wir haben eher etwas wichtigeres vor, also wenn ihr mal Platz machen würdet.". Ohne mich umzudrehen wusste ich welche Präsenz hinter mir war. Zwar wollte ich protestieren, da Noah sich nicht in meine Angelegenheiten einzumischen hat, aber als die Jungs wirklich grummelnd aufstanden, atmete ich leise aus. „Was haben wir denn so wichtiges zu tun?", funkelte ich den Braunhaarigen an, als er gegenüber von mir Platz nahm. Mit einem herausforderndem Funkeln in den Augen sah er mich an „Naja, ich muss dich dazu überreden weiter beim Tanzbattle mit zu machen und vielleicht ja sogar mit mir.".

Ehe ich eine patzige Antwort ansetzen konnte, öffnete sich die Tür der Mensa und ich erkannte den rothaarigen Wirbelwind. Doch obwohl ich so lange auf sie gewartet hatte, gewann jemand anderes meine Aufmerksamkeit. Lira kam mit Jake im Schlepptau und stützte ihn leicht. „Ich glaub's ja nicht!", flüsterte ich und sprang auf um den Beiden Platz zu machen, als sie bei uns ankamen. „Wie, du solltest doch im Krankenhaus sein!", stellte Noah ebenfalls verblüfft fest. „Krankenhäuser sind grausam. Ich wollte raus und dass dürfte ich auch, naja unter dieser Bedingung.", grinste Jake und wedelte mit seinen Krücken als er saß „Danke übrigens Lira.". „Gerne.", lächelte die Angesprochene sanft und half ihm die Krücken zur Seite zu stellen. Entschuldigend sah sie mich kurz an, doch ich nickte nur belustigt und ließ mich wieder auf die Bank fallen, neben Noah.

„Also, was hab ich verpasst?", fragte Jake und stützte sich spielerisch verwundet an Lira ab, wogegen das rothaarige Mädchen nichts hatte. Sie ging auf ihn ein und streichelte seinen Arm mit einem aufgesetztem mitfühlendem Blick wobei ihre Wangen einen zarten rosanen Ton annahmen, der sich verriet, für mich zumindest. „Du hast nichtmal zwei Tage gefehlt.", schmunzelte ich und stellte fest, dass bereits ein weiterer Tag vergangen war und ich immer noch nichts wegen dem Battle unternommen hatte. „Oh stimmt.", nuschelte er überrascht und klaute sich den Muffin von Lira. Die zwei waren echt süß zusammen. „Aber obwohl so viel Zeit vergangen ist, hat unser kleiner Tiger immernoch keinen Partner akzeptiert und weiß nicht ob sie weiter mitmacht.", offenbarte Noah ihm mit einem verschwörerischem  Blick und stupste mich in die Seite. Überrascht schnappte ich nach Luft und schlug seine Finger weg. Wütend funkelte ich ihn an, als Jake anfing mir aufzuzählen wieso ich das ganze ja nicht aufzugeben wage und unbedingt weiter machen sollte. Belustigt erwiederte er meinen Blick und nickte Jake immer wieder bestätigend zu.

Seufzend ließ ich meinen Kopf auf den Tisch gleiten „Leute lasst es einfach, ich lass mich sowieso nicht überreden, wenn dann treffe ich die Entscheidung alleine.". Lira tätschelte mir ermutigend den Kopf und nickte „Und bis jetzt waren ihre Entscheidungen auch immer richtig, also gebt ihr einfach ein bisschen mehr Zeit.".

„Okay, ich muss jetzt los, die Mädchen werden gleich auch schon da sein.", verabschiedete ich mich von ihnen und stand auf. „Jap, ich hole Lilly auch von der Schule ab und bringe sie dann zu dir.", meinte Noah. Auch wenn ich es nicht wollte, schlich sich ein Lächeln auf mein Gesicht. Er hält sein Wort.

Als ich draußen angekommen war, schwirrte mir immernoch der Kopf von all den Gesprächen, Argumenten und Fragen. Wieso konnte keiner von ihnen verstehen, dass es wirklich nicht richtig war ohne Jake dort weiter zu machen? Natürlich war sein Unfall auch nicht richtig, aber trotzdem. Ich konnte mir nichtmal vorstellen, wie es wäre an seiner Stelle zu sein. Was wäre wenn ich mich verletzt hätte? Wenn nicht Jake das Projekt aufgeben müsste sondern ich? Mich würden nicht nur die Schuldgefühle zerfressen dass ich meinen Partner allein gelassen habe, sondern ich wäre auch noch niedergeschlagen wenn jemand anderes meine Rolle übernehmen würde und ich war mir sicher, dass Jake das hinter seinem Humor genauso empfand. Natürlich würde ich mich auch freuen, dass er immerhin weiter kommen würde, aber es würde mir weh tun zu zu schauen.

„Ach was für ein Dreck!", stieß ich verzweifelt aus und kickte eine leere Dose weg. Es war wie ein Teufelskreis, würde ich mitmachen, mit einem anderen Partner, wäre Jake bestimmt unsicher oder gar verletzt, wenn ich aber nicht mitmachen würde, hätte ich das Gefühl alle zu enttäuschen und das war das letzte, dass ich  jetzt vorallem jetzt machen wollte!

Seufzend sah ich zum Tanzstudio, friedlich stand es dort auf der Wiese. Den Kopf frei bekommen und alles vergessen, nur für einen kurzen Augenblick, dass brauchte ich jetzt eindeutig und natürlich hilft tanzen mir dabei am besten.

Heartbeat(ABadboyStory)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt