Auf meinem Fenstersims sitzt eine schlanke Person, die einen Umhang trägt, so dass ich nicht erkennen kann wer darunter ist. "So lange ist das jetzt schon her.", haucht die Person mit einer rauen Stimme. Aha, also muss es ein Junge sein. "Wer bist du und wie kommst du hier hoch?", frage ich drohend. Er lacht und erwidert schmunzelnd: "Hast du mich etwa schon vergessen.. Wendy?" Fragend sehe ich ihn an, "Woher kennst du meinen Namen?" Ein weiteres Lachen, das mir einen Schauer über den Rücken jagt. Lässig steht er auf und springt von meinem Fensterbrett runter in mein Zimmer und zieht dabei den Umhang aus. Ich stocke und weiche einen Schritt zurück, als ich sehe, dass Peter vor mir steht. "Das kann nicht...Moment Mal! Was machst du hier, du miese Ratte? Du bist einfach abgehauen ohne mir wenigstens eine Nachricht zu hinterlassen! Du hättest..." Peter unterbricht mich, "Ach mein Engel! Sei doch nicht so nachtragend! Heute ist dein Geburtstag! Der muss gefeiert werden!" "Du mieser Hund, ich wer...", fauche ich, doch Peter kommt auf mich zu und legt mir eine Hand auf den Mund. "So ein hübscher Mund soll nicht fluchen und drohen!" Er dreht mich so zu sich, dass ich ihm direkt in die Augen schaue. Wütend blitze ich ihn an, "Es tut mir aufrichtig Leid, Wendy. Du kannst meine Beweggründe nicht verstehen, noch nicht jedenfalls. Ich hoffe, dass du mir vertraust und mir bitte, bitte verzeihst." Seine Worte triefen vor Ehrlichkeit, dass ich mich entspanne. Er hat Recht, ich kann nicht ewig lange nachtragend sein. Stumm nicke ich. Lächelnd nimmt er seine Hand von meinem Mund und entfernt sich. "Ich muss leider wieder gehen, aber dieses Mal nehme ich DICH mit!" Geschockt blicke ich ihn einen Augenblick lang an und realisiere schließlich, dass er mich entführen will! Schnell drehe ich mich um und will wegrennen, als er plötzlich vor mir steht. Wie hat er das geschafft? Böse grinsend packt er mein Handgelenk und schleift mich zum Fenster. Er will mich nicht entführen, er will uns beide umbringen. Ich wehre mich, versuche meinen Arm loszureißen, versuche zur Tür zu gelangen und flehe ihn mit Tränen in den Augen an, "Bitte, bitte! Tu mir das nicht an! Ich bin noch viel zu jung! Ich bitte dich! Lass mich hier! Entschuldige, dass ich dich beleidigt habe, aber bitte nimm mich nicht mit!" Er bleibt stehen. "Gott sei Dank!" Langsam dreht er sich um. Schon wieder dieses schreckliche Lächeln, "Das geht nicht, meine Liebe. Du hast keine andere Wahl!" "Bitte! Ich kenne dich doch kaum! Ich habe dich nur ein einziges Mal gesehen! Ich wollte dir nur helfen, dass du nicht mehr auf der Straße leben musst." Er lacht laut auf. Hört meine Mutter das etwa nicht? "Erkennst du mich nicht? Erinnerst du dich nicht mehr? Vor fast einem Jahr? Wer hat dich denn durch dein Fenster geflogen und dich in dein Bett gelegt? Na, wer war das?" Das kann nicht sein! Das war nur ein Traum! "Ich habe dir nie von meinem Traum erzählt!" Wieder berühre ich meine Stirn, die im Traum geküsst wurde. "Nein, Darling, das war alles ICH! Ich habe dich von der Insel in dein Zimer geflogen, ich habe dich zugedeckt und dir einen Kuss gegeben!" Ich weiche zurück, "Wer bist du?", frage ich eindringlich. Grinsend antwortet er:" Ich? Ich bin Peter. Peter Pan." Danach kommt er auf mich zu und küsst mich nochmal auf die Strin. Ich hebe meine Hand zu meiner Stirn, um den Kuss abzuwischen. "Und was willst du dann von mir, wenn du mich nicht umbringen willst?" "Ich bring dich nach Hause.", antwortet er knapp. "Nach Hause? Ich bin zu Hause!", schreie ich schon fast. Wie können die Unten das bloß nicht hören? "Nein, Wendy. Du bist nicht zu Hause. Dein zu Hause ist Neverland!" "Was ist Neverland?!", frage ich verwirrt. "Genug gefragt, jetzt geht es los!" Er greift meine Hand und geht zielstrebig zum Fenster. Ich schreie und trete wild um mich, versuche vergeblich mich zu befreien. Er ist einfach zu stark. Leise Tränen kullern meine Wangen hinunter. Am Fenster angekommen zieht Peter Pan mich zu sich hoch und fasst mich um meine Taille. Dann springt er ab und ich warte auf den Fall. Doch er kommt nicht. Ich öffne langsam meine zugekniffenen Augen und bemerke erschrocken, dass ich fliege. "BRING MICH ZURÜCK! ICH WILL ZU MEINER MUTTER!", schreie ich verzweifelt. Keiner der Menschen, die auf den Straßen laufen, scheinen mich gehört zu haben. "Nein, du willst nicht zurück zu deiner 'Mutter'. Du hasst sie und jetzt hör auf zu weinen, du siehst scheußlich aus, wenn du weinst." Er scheint mehr über mich zu wissen als ich dachte. Ich habe aber keine Lust mehr mit ihm zu reden und konzentriere mich auf den Flug. London habe ich noch nie so schön erlebt. Von oben sieht alles so wunderschön aus. Peter trägt mich so, dass ich unter ihm fliege und ich breite meine Arme aus. Irgendwie bin ich froh weg zu sein von meinem alten Leben. Jetzt würde ich ein Neues anfangen, allein oder vielleicht mit Peter.
Irgendwann fliegen wir steil in die Luft. Mein Magen verkrampft sich und ich kneife meine Augen zusammen. Nach einigen Momenten traue ich mich meine Augen zu öffnen. Plötzlich wird es immer heller und heller. Was meine Mutter wohl sagen wird, wenn sie sieht, dass ich nicht mehr da bin? Bestimmt wird sie sich freuen. Und Tante Mary und David? Was werden sie wohl sagen? Werden sie traurig sein, dass ich verschwunden bin oder ist es ihnen egal? Kurz darauf ist es so hell als würde ich direkt in die Sonne schauen. Instinktiv schließe ich meine Augen, doch das hilft nicht. Ich wende meinen Kopf ab und versuche das durchzuhalten. Nach gefühlten Ewigkeiten wird es dunkler und ich öffne meine Augen. Unter uns sind Wolken, so dass ich nicht erkennen kann was unter uns ist. "Das war unsere Reise nach Neverland! Flieg einfach vorbei am zweiten Stern rechts und dann immer geradeaus bis zur Morgendämmerung in dieses wunderbare Land Neverland! " Verwirrt schaue ich hoch zu Peter, doch er deutet nur mit seinem Kopf nach unten und ich folge seinem Blick. Da stockt mir der Atem. Das Meer glitzert tiefblau und mittendrin befindet sich eine kreisförmige, grüne Insel mit einem vulkanartigen Berg. Es ist so wunderschön, dass ich automatisch an mein altes zu Hause denken muss. Was wird meine Mutter wohl dazu sagen, dass ich nicht mehr da bin? Wahrscheinlich wird sie sich freuen, es aber vor Tante Mary und David als Trauer ausdrücken, damit sie sich noch mehr bei ihnen durchfüttern kann. Und Tante Mary? Ihr und David wird es bestimmt das Herz brechen, dass ich so plötzlich verschwunden bin. Ich hätte wenigstens eine Nachricht zurücklassen sollen und ihnen erklären sollen, dass es mir besser geht. Ich merke gar nicht richtig, wie Peter Pan zur Landung ansetzt und wenige Momente später landen wir auf weichem Sandboden. Ich klopfe mir den Sand von meinem Kleid und blicke mich dann ehrfürchtig um. "Willkommen zu Hause, Wendy Darling!", einladend schwenkt Peter seinen Arm so, als könnte er mir mit dieser Geste ganz Neverland mit einem Blick vorstellen, "Ich würde sagen wir gehen erstmal zum Camp, damit du dich ausruhen kannst. Immerhin hast du einen sehr langen Flug hinter dir!" "Langer Flug? Wir sind maximal eine halbe Stunde geflogen!", antworte ich mehr als verwirrt. Er lacht und geht los. Um mich nicht zu verlaufen gehe ich schnell hinter her und warte ungeduldig auf eine Antwort. "Nein Kleines, wir sind drei Tage geflogen!", antwortet er kichernd. Drei Tage? Das kann nicht sein! Es hat sich angefühlt wie Minuten. Nachdem er das gesagt hatte, holte mich ganz plötzlich eine endlose Erschöpfung ein und ich hatte Mühe aufrecht zu stehen. Ich beschließe mich ganz kurz auszuruhen. Ich werde den Weg schon finden, darüber mache ich mir keine Sorgen. Laut lasse ich mich auf den Waldboden plumpsen und mache Anstalten mich hinzulegen, als eine empörte Stimme mich unterbricht: "Ist das dein Ernst? Wir sind gleich da, na los steh auf! Du kannst hier nicht liegen bleiben, was ist wenn Insekten dich über Nacht auffressen. Stell dir nur vor wie sie mit ihren vielen Beinen über deinen schlafenden Körper krabbeln, deine Haut mit ihrem Speichel wegätzen und sich über dein Fleisch und deine Organe hermachen!" Das hat gesessen. Mehr als nur angeekelt springe ich kreischend auf. Peter lacht von ganzem Herzen über mich. Wütend blitze ich ihn an und laufe an ihm vorbei. Nach mehreren Minuten sehe ich einen Platz, der sehr nach einem Camp aussieht. Waren das Minuten oder doch Stunden? Seit wir aus dem Fenster hinausgeflogen sind, habe ich jegliches Zeitgefühl verloren. Peter scheint zu wissen was ich denke und sagt: "Zeit ist hier nicht wichtig. Auf Neverland altern wir nicht, niemand altert hier." Bewundernd verlier ich mich in Gedanken, doch als wir stehen bleiben und nichts machen, frage ich Peter gespannt: "Und was jetzt?" Auf mein Stichwort kommen eine Menge Jungen und ich werde eingekesselt. "Das ist also das Mädchen, das du holen wolltest Pan?", fragt ein blonder Junge. er sieht sehr unheimlich aus und ich weiche zurück, erinnere mich jedoch wieder daran, dass hinter mir AUCH NOCH Jungs stehen. "Sie sieht anders aus als ich dachte!" Plötzlich werden es immer mehr die etwas zu sagen haben, bis schließlich alle durcheinander reden. Langsam halte ich es nicht aus. Ich bin immer noch todmüde und diese vielen fremden Stimmen bereiten mir schreckliche Kopfschmerzen. Ich halte mir meine Ohren zu und schreie "RUHE!!!" Alle verstummen und sehen mich an. Erleichtert nehme ich meine Hände von den Ohren und falle zu Boden.Als ich aufstehe liege ich auf einem erdigen Boden. Wo ist mein Bett?
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Ich würde euch ein frohes neues Jahr wünschen, wenn es nicht schon seit dem 28. Dezember los geht mit "Guten Rutsch!", "Guten Rutsch!", "Guten Rutsch!"... und nach Silvester geht es weiter mit "Frohes Neues!", "Frohes Neues!", "Frohes Neues!"... ;D Ich glaube, ihr versteht was ich meine. Wie auch immer, habe ich nach langer Zeit ein laaanges Kapitel geschrieben, aber meine Ideenkapazität ist schon vollkommen erschöpft, bis auf die zwei Gedanken die mir durch den Kopf gehen. Leider kann ich diese nicht ohne Zusammenhang aufschreiben. Wo wir schonmal dabei sind, da ihr mir bis jetzt keine Antworten gegeben habt, werde ich euch ein bisschen seeehr lange zappeln lassen ;P Bis die nötige Inspiration sich bei mir meldet. Alsooo dann gibt es irgendwann was Neues von mir.
Eure Mila010
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The Never Neverland
FantasiMein Name ist Penelope. Penelope Pan. Ich wohne seit hunderten von Jahren zusammen mit Peter Pan auf einer fantastischen Insel, auf der mit uns Meerjungfrauen, Piraten und Indianer wohnen. Diese Insel, die wir erschaffen haben und unsere Heimat nenn...