Seufzend schloss ich die Schublade, in die ich gerade ein paar kleine Schachteln einsortiert hatte.
"Mein Kopf dröhnt", hörte ich meinen Kollegen hinter mir stöhnen.
Schmunzelnd drehte ich mich zu ihm um. Er saß am Tisch, hatte den Kopf auf seine Hände gestützt und massierte sich seine Schläfen.
"Bedien dich, du hast genug da."
Ausladend wies ich mit einer weiten Handbewegung auf die deckenhohen Schränke und Regale, die uns umgaben.
"Kümmer dich lieber um den Kunden, der gerade gekommen ist", erwiderte er recht trocken, als es läutete, und griff zu seiner Wasserflasche.
"Nichts lieber als das, dann vergeht die Zeit wenigstens", sagte ich belustigt und zog mir kurz meinen Zopf etwas fester.Mit einem aufgesetzten Lächeln begab ich mich in den Verkaufsbereich.
Doch mit dem Blick zu meinem Kunden wurde mein Lächeln zu einem Grinsen. Einem ehrlichen Grinsen.
"Guten Tag, wie kann ich Ihnen denn dienen?", fragte ich besonders höflich.
Ich bekam ein breites Grinsen zurück. Er sprang darauf an. "Ich bräuchte etwas gegen Kopfschmerzen, dieses Wetter macht einen ja wahnsinnig. Können Sie etwas empfehlen?"
"Ein Gleichgesinnter", kam es begeistert und gedämpft aus dem hinteren Bereich.
Nickend drehte ich mich um, griff zielsicher nach einer Packung Ibuprofen und erklärte sehr viel ausführlicher als notwendig, was bei der Einnahme zu beachten war.
"Zum Glück haben Sie mir das noch erklärt, sonst wäre ich echt aufgeschmissen gewesen. Vielen Dank."
Ich verdrehte meine Augen und musste ein Lachen unterdrücken."Wie hast du dich überhaupt hierher verirrt?", fragte ich schließlich, während Alex sein Portemonnaie aus der Hosentasche zog.
"Ich wollte die Tabletten eben bei meiner Lieblingsapothekerin kaufen", sagte er mit vollem Ernst und nickte mir bedeutungsvoll zu.
"Schleimer", sagte ich lachend und nahm den 20-Euro-Schein entgegen, den er mir reichte.
"Und dich fragen, ob du heute zufällig Zeit hättest", ergänzte er, als ich ihm das Wechselgeld in die Hand drückte.
Ich stützte mich auf der Theke ab und sah ihn an.
"Na ja, ich muss mich um Mailin kümmern", begann ich. "Sie braucht noch Hilfe wegen ihrer Schulsachen. Meine Mutter kann ihr dabei ja nicht wirklich helfen, das weißt du."
Alex zog eine Augenbraue in die Höhe."Wenn du das nicht schaffst, kann ich das übernehmen. Mach ich doch gerne. Wenn du dafür mal wieder irgendwann mehr Zeit hast. Für dich. Und für mich."
"Wenn du das möchtest, kannst du gerne vorbeikommen", sagte ich.
Alex nickte. "Aber ich hätte eher mit einer anderen Antwort gerechnet", gestand er und musterte mich prüfend. "Sag nicht..."
Ich schnitt ihm das Wort ab. "Doch, David ist wieder mit seinen Kumpels unterwegs. Aber wir hatten gestern erst einen schönen Abend zu zweit, also es ist alles gut zwischen uns."
Er sah nicht so aus, als würde er meinen Worten Glauben schenken, doch dafür gab es keinen Grund. Zwischen David und mir lief alles gut, ohne Zweifel. Und er brauchte ja auch mal Zeit, um etwas mit seinen Freunden zu unternehmen.Alex setzte zu einer Erwiderung an, als sich hinter ihm die Ladentür öffnete.
"Du, die Arbeit ruft. Dann heute um 18 Uhr bei mir, okay?", wimmelte ich ihn ab, mein Blick lag schon auf der älteren Frau, die nun hinter ihm stand.
"Ja, bis dann." Alex schnappte sich die Schachtel und verschwand schnell durch die Glastür.
Ich wandte mich direkt an die neue Kundin und schob alles andere in den Hintergrund. "Guten Tag, wie kann ich Ihnen helfen?"
"Guten Tag, mein Hausarzt hat mir ein Rezept gegeben…", begann sie mit zittriger, altersschwacher Stimme und kramte in ihrer Tasche.
Ich nahm den kleinen Zettel entgegen, den sie mir reichte, und warf einen kurzen Blick darauf. Mein Blick überflog automatisch unser Sortiment hinter mir.
"Entschuldigen Sie einen Moment, das haben wir im Lager", erklärte ich ihr höflich und lächelte sie kurz an.
Die Frau nickte und ich verschwand durch die Tür in den Hinterraum.Einen Moment lang blickte ich stirnrunzelnd auf meinen Kollegen, der mittlerweile halb auf dem Tisch lag. Er konnte den Sommer so gar nicht leiden und fand jede einzelne Bewegung zu anstrengend. Weshalb dann meistens ich den Großteil der Arbeit übernahm.
Belustigt schüttelte ich den Kopf und suchte dann die Tablettendose für die Kundin aus dem Regal heraus, bevor ich wieder an die Theke trat.
Ich reichte der Frau das Medikament in einem kleinen Beutel verpackt.
"Alle Hinweise zu Einnahme und Nebenwirkungen finden Sie in der Packungsbeilage", fügte ich freundlich hinzu.
"Vielen Dank und auf Wiedersehen!", sagte die Frau und nahm die Tabletten entgegen.
"Auf Wiedersehen!", erwiderte ich und die Frau verließ die Apotheke.Seufzend schleppte ich mich wieder hinter und ließ mich neben meinem Kollegen auf einen Stuhl fallen. Ich brauchte Feierabend. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es nur noch eine halbe Stunde war. Wenigstens etwas.
Ich drehte unseren Ventilator in meine Richtung, um kühle Luft abzubekommen. Was von einem Murren seitens meines Kollegen begleitet wurde. Ich grinste etwas.
Es war einfach Alltag.-----------
Herzlich willkommen zu unserer gemeinsamen Fanfiction!
Wir hoffen, dass sie euch gefallen wird und würden uns sehr über Feedback freuen.
Einen schönen Morgen, Tag oder Abend noch, macht etwas daraus :)
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Scars || ASDS
FanfictionFür ihre Schwester da sein, wenn die Mutter nicht kann, und sich auch um diese kümmern, wenn sie es selbst nicht schafft, ist für die 24-jährige Talessa Alltag. Wie wichtig ein bester Freund in diesem Leben sein kann, weiß sie. Sie weiß auch, wie wi...