Ein zartes Klirren zog durch den Garten, als sich die Sektgläser feierlich berührten und den melodiösen Klang erzeugten. Beinahe hatte ich Angst, Alex' schweres, mit Apfelsaft gefülltes Glas würde die anderen dünnen Gläser zu Bruch bringen; doch es passierte nichts.
Das Feuer strahlte eine angenehme Wärme aus, die sich mit dem lauen Abendwind vermischte und einen automatisch zu guter Stimmung einlud. Das Knistern verlieh dem ganzen Moment eine schöne Atmosphäre und unterstrich die sanften Stimmen der anderen.
Ich guckte kurz auf meine rechte Seite, an der Alex saß. Sein Blick war starr in die lodernden Flammen gerichtet, die sich in seinen dunklen Augen spiegelten."Hey, Talessa, hast du eigentlich schon von Alex' neuestem Fall gehört?", sprach mich Paula plötzlich von links an und brachte mich dazu, meinen Blick von Alex zu lösen.
"Was für ein neuer Fall denn?", hinterfragte ich ehrlich interessiert.
Bevor Paula loslegen konnte, fiel sie schon in ein amüsiertes Kichern.
"Das ist nicht so wichtig", schritt Alex schnell ein, bevor er sein Glas mit dem Saft in einem Zug leerte. "Ich hol mir noch was." Damit war er auch schon weg.
Paula beruhigte sich derweil wieder etwas. "Pass auf." Sie legte mir eine Hand auf meine Schulter. Wäre Paula mir gänzlich unbekannt gewesen, hätte ich gesagt, dass ihr Grinsen im Schein des Feuers schon fast etwas Hinterlistiges hatte. "Und zwar hatte Alex im letzten Fall gedacht, dass der Freund der Patientin ihr Vater war." Ihre Stimme bebte vor unterdrücktem Lachen. "Dann hat er ihn natürlich auch so angesprochen. Und ja, zum Schluss hat er das Ganze dann aufgeklärt."
Ihr erneutes Lachen verschluckte beinahe die letzten Wörter. "Du hättest mal sehen müssen, wie rot er geworden ist."
Alex räusperte sich und setzte sich wieder. "So lustig war das nun auch nicht", murmelte er, kam aber selbst nicht um ein verlegenes Schmunzeln herum.
Ich musste ebenfalls grinsen. Ach ja, das war einfach typisch Alex.Nachdem Paula sich wieder beruhigt und ein Gespräch mit Phil begonnen hatte, ließ ich meinen Blick durch die Runde schweifen.
Die Sektgläser in den Händen der anderen spiegelten das Lagerfeuer wider. Auch das in Francos Hand. Ich musterte ihn genauer. Gedankenverloren starrte er auf sein Glas, nahm langsam einen Schluck und musterte es dann wieder. Kurz darauf hob sich sein Kopf leicht. Erst da merkte ich, dass ich ihn schon angestarrt hatte, und wollte mich schnell abwenden. Doch sein Blick traf zielstrebig auf Alex. Francos Miene verhärtete sich unter den Schatten, die das Feuer auf sein Gesicht warf und er wirkte sehr nachdenklich.
Einen Moment später hatte er seinen Blick wieder auf sein Glas gerichtet, bevor er es komplett leerte und dann bei einem Gespräch Anschluss suchte. Mein Blick wanderte auch kurz zu Alex, doch er war mit Stephan in eine angeregte Diskussion verfallen.
Meine Wahrnehmung von Francos kurzzeitig veränderten Gesichtszügen verblasste bereits wieder, als Paula sich erneut an mich wandte.Sie zog ihr Handy hervor und begann mir Bilder von Louisa zu zeigen. Einmal mit Phil zusammen im Sandkasten, einmal alleine auf einer Schaukel. Und dann ein gemeinsames Bild der kleinen Familie bei Louisas viereinhalbten Geburtstag. Der natürlich nur auf ihren Wunsch hin stattfand.
"Aww", sagte ich dann hingerissen, als ein Bild von Paula und Phil, wo sie sich küssten, auf dem Display erschien.
"Oh", murmelte Paula etwas peinlich berührt und schaltete ihr Handy schnell aus. Durch das Licht des Lagerfeuers meinte ich zu sehen, wie ihr eine leichte Röte den Hals hochkroch. Was mich zum Grinsen brachte.
"Ist doch süß", meinte ich strahlend.
Eine weitere Spur rot legte sich auf Paulas Gesichtszüge.
"War aber nicht zum Zeigen beabsichtigt", murmelte sie und strich sich verlegen eine Strähne hinter das Ohr.
"Ach komm", grinste ich und wollte gerade noch etwas ergänzen, als sich Phil zu uns umwandte.
"Was ist nicht zum Zeigen gedacht?", wollte er sofort wissen und zog Paula in seine Arme. Ihr Gesicht hatte mittlerweile, sofern das möglich war, einen noch dunkleren Rotton angenommen.
"Sie hat mir versehentlich ein Bild gezeigt, wo ihr euch küsst", sagte ich grinsend.
Phil lachte. "Bin ich dir etwa peinlich?", grinste er an Paula gewandt und küsste sie.
Mein Grinsen wurde noch breiter. Die beiden waren einfach das Traumpaar schlechthin.Ich griff zu meinem Sektglas und leerte den letzten Rest in einem Zug. In dieser Gruppe hier zu sitzen, fühlte sich wirklich gut an. Und brachte mich auf eine ganz angenehme Art von meinem Alltag weg.
Mit einigen Umarmungen und Versprechungen, bald wieder so einen Abend zu machen, fuhr ich schließlich mit einem Lächeln im Gesicht nach Hause. Es gab selten Momente, wo ich wirklich sagen würde, dass ich glücklich war. Aber jetzt war so einer. Die Sorgen wirkten so fern, so unscheinbar.
Ob das an der kleinen Menge Alkohol lag, was ich intus hatte, oder an meiner generellen positiven Einstellung zum Leben, konnte ich nicht sagen. Fröhlich vor mich hinpfeifend parkte ich mein Auto, schloss es ab und machte mir es dann in meiner Wohnung auf der Couch gemütlich.
Ich zog mein Handy hervor, welches ich die letzten Stunden wohlverpackt in meiner Tasche gelassen hatte und las Davids neueste Nachrichten.
Vor einer halben Stunde hatte er mich gefragt, ob ich Lust hätte, zu telefonieren. Sofort antwortete ich ihm, dass er gerne anrufen könnte, wenn er noch wollte.
Wenige Augenblicke später war er online und rief dann auch direkt an."Hallo David", begrüßte ich ihn fröhlich, als ich annahm.
"Hey Tessa, wie war der Abend?", fragte er mich direkt. Meine gute Laune schien auf ihn überzugehen.
Begeistert berichtete ich ihm von dem Grillen, dem Lagerfeuer und wie gut ich mit Alex' Kollegen klarkam. Und natürlich von meiner wahrscheinlichen Ananas-Allergie.
"Huch", sagte er überrascht, "Dann weiß ich ja, mit welchem Fruchtcocktail ich dich mal nicht überraschen werde."
Ich grinste.
"Aber meine Vorliebe für Erdbeerbowle bleibt immernoch bestehen", versicherte ich ihm.
Er lachte kurz auf.
"Ja klar, das weiß ich. Hast du Lust auf ein Treffen morgen?", wollte er dann wissen.
Ich nickte sofort begeistert, bis ich bemerkte, dass er das gar nicht sehen konnte.
"Ja, natürlich!", beeilte ich mich deshalb zu sagen. "Immer doch."
"Das freut mich", antwortete er, "Dann lasse ich mir mal was einfallen." Ich konnte ihn förmlich grinsen hören.
"Du bist der Beste", sagte ich lachend.
"Klar doch", sagte er gespielt selbstgefällig.Nach einigen weiteren Minuten verabschiedeten wir uns und ich ging mit einem Grinsen im Gesicht zu Bett.
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Einen schönen Morgen, Tag oder Abend noch, macht etwas daraus :)
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Scars || ASDS
FanfictionFür ihre Schwester da sein, wenn die Mutter nicht kann, und sich auch um diese kümmern, wenn sie es selbst nicht schafft, ist für die 24-jährige Talessa Alltag. Wie wichtig ein bester Freund in diesem Leben sein kann, weiß sie. Sie weiß auch, wie wi...