Mitch Pov
Scheiße. Ich hätte mich nicht entschuldigen sollen. Ich konnte seine Hand immer noch in meinem Haar fühlen und schüttelte mich. Trotzdem war es eine Erleichterung zu wissen dass er nicht wütend auf mich war. Ich wollte nicht darüber nachdenken warum. Ich hatte nicht bemerkt dass ich mit der Hand an meiner Krawatte da stand bis Paula auf mich zu kam. Dieses Mal trug sie nichts weiteres als ein durchsichtiges Kleid. Also war sie praktisch nackt. Ich schluckte und versuchte meine Augen auf ihrem Gesicht zu halten. Sie griff nach meiner Krawatte und begann sie für mich zu knoten.
"Ich wollte mich bedanken."
Es war das erste Mal dass sie sich wirklich unsicher anhörte.
"Du schuldest mir nichts und ich glaube nicht dass du mich besonders magst. Trotzdem bist du wieder hergekommen, an einen Platz den du hasst. Du hast mir geholfen meine Schwester zu finden. Dafür werde ich dir für immer dankbar sein."
Ich wusste nicht was ich sagen sollte. Also nickte ich einfach. Anscheinend war es genug denn sie lächelte leicht, richtete meine Krawatte und ließ mich stehen. Okay. Bevor ich mich mit dieser neuen Entwicklung auseinandersetzen konnte tauchte Jack wie aus dem Nichts auf, griff nach mir und zog mich in richtung Aufzug. Aus irgendeinem Grund fiel die genervte Reaktion die ich immer hatte wenn er mich irgendwo hinschleppte aus. Hmm, vielleicht werde ich krank.
"Okay Leute."
Rief er und warf die Hände in die Luft als er uns endlich alle in den Aufzug gequestsch hatte. Ich verdrehte die Augen.
"Wir wissen dass Ronja und Harris auf diese Party sein werden also teilen wir uns wieder auf. Jede halbe Stunde treffen wir uns am Aufzug und teilen Information. Wir wissen nicht wie lange es dauern wird die beiden Aufzuspüren also macht euch bereit."
Der Aufzug plingte. Die Türen gingen auf. Und da waren Ronja und Harris. Ich meine, es war wirklich schwer die beiden zu übersehen. Wir befanden uns in den Gärten des Himmels. Es roch nach süßlichen Blumen und Aphrodisiakum. Menschen tummelten sich in Pärchen oder Gruppen, sie bewegten sich träge, fast schläfrig. Eine lange Hecke teilte den Garten in zwei, Kali bewachte den Eingang. Immerhin konnte ich vielleicht mit ihm Verhandeln. Denn hinter der Hecke befand sich ein kleiner Bereich wo sich die wichtigsten Gäste tummelten und auf eine Bühne starrten. Und auf dieser Bühne waren Ronja und Harris.
"Ach du Scheiße..."
Murmelte Jack neben mir. Ich konnte hören wie Paula knurrte als wir zusahen wie ihre kleine Schwester nackt vor einem ebenfalls nackten Harris tanzte. Es war wirklich...faszinierend. Harris war vielleicht ein gefürchteter Berserker aber er war auch einer der schönsten Männer die ich in meinem Leben je gesehen hatte. Ein Blick von ihm war fast...euphorisch. Er hatte jedoch nur Augen für Ronja. Die Valkyrie bewegte sich so geschmeidig, so zuversichtlich. Sie war eine ganz andere Person als das ernste, unglückliche Mädchen dass ich vor einem Monat kennen gelernt hatte.
"Ähm Paula alles klar?"
Paula schien wirklich nicht okay. Aber ich fing wirklich an mir Sorgen zu machen als sie durch die Menge stapfte, direkt auf Kali zu. Wir wussten alle dass Ronja und Harris ineinander verliebt waren. Paula war die einzige die sich aus irgendeinem Grund eingeredet hatte dass Ronja wirklich gegen ihren Willen verschleppt wurde.
"Hey, hey, du kannst hier nicht rein!"
Kali stellte sich Paula in den Weg, war wirklich keine gute Idee war. Jack packte sie zum Glück bevor sie ihn schlagen konnte. Als Kali mich sah schien er sich wieder zu entspannen. Zum Glück. Es gab keinen schnelleren Weg für immer aus dem Schloss verbannt zu werden als einen der Arbeiter meines Vaters zu verärgern.
"Mitch, krieg deine Gäste unter Kontrolle."
"Tut mir leid, tut mir leid."
Ich nickte Jack zu. Ich erwartete dass er Paula selbst weg brachte aber stattdessen gab er die zappelnde Valkyrie weiter an Ivana. Seine Schwester packte Paula und zerrte sie in Richtung Bar. Ich warf ihm einen Blick zu, er zuckte mit den Achseln und blieb stur neben mir stehen.
"Kali, wir müssen da rein."
Er musterte mich abschätzend.
"Du willst nichts mehr mit uns zu tun haben, warum sollte ich dir helfen?"
Mein Kiefer spannte sich an. Im Himmel ging alles um loyalität, darum ein Teil der Familie zu sein. Und ich war es absolut nicht mehr. Mit einem grunzen drehte ich mich um. Wir würden eine andere Lösung finden müssen. Jack stellte sich mir in den Weg.
"Was?"
"Das hier ist vielleicht unsere beste Chance Ronja und Harris alleine zu kriegen."
Ich lachte höhnisch.
"Man ist nie alleine im Himmel. Außerdem vertraut mir Kali nicht. Ich bin nicht mehr einer von ihnen."
Ein leichtes Lächeln spielte um Jacks Mundwinkel.
"Dann zeig ihm dass du immer noch Teil der Familie bist."
Ich schluckte.
"Weißt du, was du da gerade vorschlägst? Ich kann nicht wieder...damit anfangen."
Jack lehnte sich leicht vor.
"Hör mal, mir gefällt es auch nicht. Aber entweder wir ziehen das hier jetzt durch oder wir müssen noch länger hier bleiben und auf eine neue Chance warte. Das will keiner von uns."
Ich begann zu schwitzen.
"Ich kann das nicht Jack. Ich kann nicht trinken und spaß haben und die Kontrolle verlieren. Ich kann einfach nicht."
Mein Magen schlug purzelbäume, verschleierte Erinnerungen schlugen auf mich ein. Seine Kühle Hand legte sich um meinen Nacken.
"Okay, okay, hör zu. Ich werde dir nicht von der Seite weichen. Ich werde nicht zulassen dass du irgendetwas tust dass du danach bereust. Dir wird nichts passieren."
Scheiße. Ich glaubte ihm. Ich wusste auch nicht warum. Aber ich tat es. Und obwohl es mein schlimmster Albtraum war, würde ich es tun. Weil es der einzige Weg war so schnell wie möglich den Himmel wieder zu verlassen.
Ich nickte kurz. Jack griff nach meiner Hand und zog mich in richtung Bar. Meine Beine waren zittrig. Paula und Ivana sahen uns kommen.
"Was ist los?"
Jack antwortete nicht sofort, sondern bestellte erst ein Getränk. Er reichte mir das Glas und drehte sich zu seiner Schwester um.
"Mitch wird beweisen dass er immernoch in den Himmel gehört."
Ivanas Augen weiteten sich.
"Nein. Absolut nicht! Seid ihr völlig übergeschnappt?"
Sie wollte zu mir aber Jack stellte sich zwischen uns.
"Er muss es tun um an Ronja und Harris zu kommen. Sei keine Memme, ich werde auf ihn aufpassen."
Sie stritten weiter, aber ich hatte nur Augen für Paula. Sie sah so niedergeschlagen aus. So ganz ohne Hoffnung dass es mir ein bisschen das Herz brach. Also biss ich die Zähne zusammen, bekämpfte meinen Würgereiz und trank.
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Von Liebe Gejagt
Fantasy((Dies ist das zweite Buch in einer Triologie! Bitte lest "Vom Tod geliebt" zuerst!!)) Mitch war verwirrt. Und er hasste es verwirrt zu sein. Er war ein simpler Mann, seine Arbeit als General war seine höchste Priorität. Sein Leben war ruhig. Angene...