Nacht

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Mitch Pov

Ich stand kurz davor die Nerven zu verlieren. Es fűhlte sich an als wűrde ich am Rand einer Klippe stehen. Mein Vater wusste dass wir hier waren. Er wollte mich zappeln sehen, mich einschűchtern.

Ich bekam einen Ellbogen in den Magen gerammt.

"Hör auf so vor dich hin zu starren, du siehst aus wie ein Serienkiller."

Brummte mich Jack an. Er war nicht in besserer Laune als ich. Er ließ Ivana nicht aus den Augen, obwohl wir immer noch im Aufzug waren. Seine kleine Schwester trug ein viel zu kurzes Lederkleid, was mich an Leila denken ließ. Man konnte nicht einfach zu einer Party im Himmel auftauchen ohne richtig angezogen zu sein. Zu viele Kleider wűrden nur Aufmerksamkeit erregen und das wollten wir definitiv nicht. Paula hatte es ein bisschen zu weit getrieben und lief in nichts weiter als einem ketten Bikini und Tanga rum. Ich versuchte sie nicht anzustarren. Stattdessen schielte ich zu Jack rűber. Ich musste eingestehen dass er gut aussah, in seinem schwarzen, schlichten Anzug.

"Nichts essen. Ich schwöre zu allem Heiligen ich bringe euch um wenn ihr etwas isst."

Diesmal ratterte Jack die Regeln runter.

"Wenn euch jemand anspricht einfach nein sagen. Leute nehmen es hier sehr ernst mit sowas also werden sie es respektieren. Die Wand im Rűcken behalten und uns immer im Blick behalten okay?"

Paula und Ivana nickten. Es plingte, der Aufzug öffnete sich und Jack verwandelte sich vor meinen Augen vom besorgten Bruder zu charmanten Badboy. Wie machte er das nur?

Unser Plan war klar. Jack und ich wűrden unsere Bekannten die wir im Schloss hatten befragen, wärend Paula und Ivana nach Paulas Schwester Ronja in der Menge ausschau hielten. Diese Partys wurden von allen Gästen des Himmels besucht, jemand musste etwas wissen.

Wir wurden von gedämpftem Licht und leiser Musik begrűßt. Ich fűhlte mich sofort klaustrophobisch. Körper räkelten sich auf dem Boden, auf den seidenen Sofas. Wegen der Dunkelheit war es schwer einzelheiten zu erkennen aber die meisten waren nackt, oder so gut wie nackt. Eine Bar streckte sich eine ganze Wand entlang, Menschen schlenderten herum, mit trägen Augen und offenen Műnder.

Meine Haut zog sich zusammen. Alles in mir schrie zu rennen, ich konnte nicht atmen, ich erstickte am Geruch von Sex und Rauch. Ich konnte den schweren Blick meines Vaters im Rűcken fűhlen. Ich konnte ihn nicht sehen, vielleicht war er nicht mal im Raum aber ich wusste dass er mich beobachtete. Er hatte űberall Augen im Himmel. Also atmete ich die sűße Luft ein und versuchte nicht zu wűrgen.

Paula und Ivana hatten sich vorsichtig durch die Menge geschoben blieben aber dicht bei einander. Ich versuchte mich auf etwas anderes zu konzentrieren und suchte die Bar ab. Mit einem leisen seufzer schlängelte ich mich an fordernden Händen und geflűsterten Bitten vorbei. Ich legte meine zitternden Hände auf die Bar und versuchte neutral zu wirken.

"Mitch?"

Ich zuckte nicht einmal als der Barmann mich mit großen Augen anstarrte. Kali hatte schon ewigkeiten fűr meinen Vater gearbeitet. Der Mann trug nichts weiter als ein paar Lederriemen um die Tattoowierte Brust.

"Ich brauche Information."

Kali blinzelte.

"Was?"

"Ich brauche Information."

Er lachte unsicher.

"Mann, ist das dein Ernst?"

Er holte eine Flasche und schenkte zwei Gläser ein. Ich schűttelte den Kopf.

"Ich brauche nur Information Kali. Nicht mehr, nicht weniger."

"Komm schon! Trink mit mir, dann schauen wir mal ob ich dir deine Informationen geben kann."

Ich sah ins Glass. Ich konnte den leicht bitteren Geruch von Aphrodisiac erkennen. Meine Margen drehte sich. Erinnerungen hagelten auf mich ein. Als ich noch jung und dumm und verliebt war, an dieser Bar mit diesem Getränk. Und mit ihr.

Ich drehte mich abrupt weg und versuchte raus zu kommen. Hände griffen nach meinen Beinen, Körper drűckten sich an meinem Rűcken. Ich wűrde ersticken. Ich bekam keine Luft mehr.

Dann wurde ich gepackt. Raue Hände rissen mich aus dem Gewűhle von Menschen und an die nächstbeste Wand. Ich hatte nicht bemerkt dass ich die Augen geschlossen hatte, bis ich sie aufriss und Gold sah.

"Atme okay? Atme."

Brummte Jack. Langsam aber bestimmt drűckte er mich auf den Boden, seine kűhle Hand in meinem Nacken und presste meinen Kopf zwischen meine Knie.

"Es ist nur eine Panikatacke. Du hat sie bis jetzt immer űberstanden."

Das dröhnen in meine Ohren wurde schwächer, meine Atmung ging kontrollierter. Wie schwach ich doch war. Ich hatte seid Jahren keine solche Attacke mehr gehabt. Aber es war zuviel gewesen. Dieser Raum, dieses Getränk...die Gedanke an sie, die ich seit dem ich achtzehn war in mit vergruben hielt. Alles war zurűck.

Ich hob langsam den Kopf. Und da war Jack, mit den goldenen Augen und einem leichten Lächeln auf dem Gesicht. Es war nicht die űbliche sarkastische Geste. Es war fast besorgt. Ermutigent. Und das machte mich wűtend. Warum interessiert er sich űberhaupt fűr mich? Wie konnte er es wagen so viel Mitgefűhl zu zeigen?

Ich war oft wűtend. Aber diese Wut war nur fűr ihn reserviert. Und ich hatte sie siet dieser schichsalsreichen Nacht in der Valkyrien Hűtte nicht mehr gespűrt.

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Von Liebe GejagtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt