14 |Über Angst und Tote Männer

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»Jetzt musst du aber wirklich schlafen.« ich lachte meine kleine Schwester an, die in meinem Bett lag und sich gegen das schlafen sträubte. Sie wusste, dass ich morgenfrüh nicht neben ihr liegen würde und dieser Gedanke gefiel ihr ebenso wenig wie mir. »Ich liebe dich, Engelchen.« meine Lippen legten sich auf ihre Stirn und mein Körper erhob sich von der alten Matratze. »Ich dich auch.« flüsterte sie und zog die Decke bis zu ihrem Kinn hoch. Ich schaltete das kleine Nachtlicht an und schloss die Tür, wobei die Wohnungstür gerade aufging. »Mum.« mit langsamen Schritten ging ich zur Tür und sah meine Mutter, die überrascht ihre Augenbrauen hob. »Evette.« sie lachte und legte ihre Arme um mich.

Ich erwiderte die Umarmung kurz, entschied mich dann aber dazu, mich zu lösen. Sie sollte endlich aus ihrem Loch kommen und sich ordentlich um Liana kümmern. »Wir müssen reden.« ich zeigte auf das Wohnzimmer und bekam ein verwirrtes Nicken als Antwort. »Liana darf nicht den ganzen Tag alleine zuhause sein.« ich setzte mich auf den alten Stoff des Sofas und legte meine Hand auf den weißen Kater, der zufrieden anfing zu Schnurren, was mir ein angenehmes Gefühl auf meiner Haut verschaffte. Es beruhigte mich. »Ich muss arbeiten.« sie seufzte theatralisch aus und lehnte sich in die Couch zurück.

»Du weißt, dass die Kindersitter in dieser Gegend nicht teuer sind-« ich stoppte und zog meine Augenbrauen zusammen als ich die Weinflasche und das Glas auf den Tisch sah. Ich wollte meinen Engel nicht hier lassen. »Du wirst das Geld, dass du für den Alkohol ausgibst, für einen Kindersitter aus geben, der auf Liana aufpasst.« meine Augen sahen sie streng an. »Und du liest ihr vor dem schlafen etwas vor. Sie ist erst sechs, Mum. Sie braucht ihre Mutter.« ich legte meine Hand auf die meiner Mutter und schenkte ihr ein warmes Lächeln. »Es ist schwer, aber ich werde nicht immer weg sein.« meine Arme legten sich um den Körper meiner Mutter, bevor ich mich erhob und aus dem Wohnzimmer trat.

»Ich muss leider zurück.« auf einmal packte meine Mutter mein Handgelenk und sah mich ernst an. »Gehört der Porsche dir?« ihre Augen strahlten Misstrauen aus, was mich in anderen Momenten zum Lachen gebracht hätte. »Nein, er ist von ihm.« ich zischte leise und entriss ihr mein Handgelenk. Sauer öffnete ich die Tür und trapste die Treppen herab. Meine Hand umfasste die Türklinke und öffnete die nächste Tür. Meine Augen erblickten den schwarzen Porsche, was mich erleichtert ausatmen ließ. Für Kriminelle war dieses Auto die perfekte Beute. »Ms?« Ein großer Mann kam auf einmal rasend schnell auf mich zu. Ich zuckte zusammen und wich zurück, doch der Mann packte mich und riss mich vom Auto weg. »Finger weg!« fauchte ich und schaute in das Gesicht des Mannes, doch ich erkannte durch die Dunkelheit nicht fiel. »Lass sie los.« ein klicken war zu hören. Eine Knarre? Der Mann neben mir ließ mich los und hielt wie aus dem nichts eine Knarre in der Hand. Er wollte sie auf mich richten, doch ein Schuss ertönte und schallte von Gebäude zu Gebäude. Mein Atem stockte und meine Augen rissen sich schlagartig auf.

Er war Tod. »Wa-« ich wollte etwas sagen, doch mein Atem holte mich ein und war so schnell, das ich nicht reden konnte. Mein Körper fing qualvoll an zu zittern. Schweißperle für Schweißperle rollte über meine Stirn und meine Augen glitten von der Leiche zu dem Mann, der ihn erschossen hatte. Rowan. Was tat er hier? Zwei Arme legten sich um mich und die Wärme des Männerkörpers nahm mich vollkommen ein und beruhigte jeden Zentimeter meines Leibes. »Alles ist gut.« hauchte Rowan mir in mein Ohr und setzte einen leichten Kuss darunter. Hatte der Tote Mann vor mich zu entführen? Ich drückte mich stillschweigend an Rowan und versuchte die Tränen zu unterdrückten, die sich aus meinem Auge bahnten. »Wir sollten uns jetzt hinlegen.« der Mann, der seine Arme um mich geschlungen hatte, löste sich von mir und zog mich in den Porsche, wobei er fuhr. Der schwarze Jeep wurde von zwei anderen Männern gefahren. Ich hätte darüber nachdenken sollen, doch mein Körper war schlaff und zitterte noch immer leicht.

Ich hatte noch nie einen Toten gesehen, der vor wenigen Sekunden noch gelebt hatte. Nur eine Sekunde und ein Leben konnte ausgelöscht werden. Rowans Hand legte sich für einige Minuten auf meinen Oberschenkel, bevor das Auto hielt und ich luftschnappend heraus sprang. Ein Mensch war Tod. Wegen mir.

Evette, dieser Mann wollte dich entführen. Ich atmete tief durch und schaute zu Rowan, der mit großen, langsamen Schritten auf mich zukam. »Ich würde gerne schlafen.« hauchte ich und ging zur Haustür, ohne mich wiedermal von Rowan berühren zu lassen. Er kontrollierte mich und das gefiel mir ganz und garnicht. Rowan nickte und folgte mir ins Schlafzimmer. Ich wusste, dass ich jetzt erst einmal nicht schlafen konnte, denn wenn ich meine Augen schloss, dann sah ich den Mann. Den toten Mann. Durch Rowans Hand ermordet. Rowan war gefährlich. Niemals durfte ich vergessen wie gefährlich er eigentlich war.

Er war ein krimineller, ein Mörder -Er war ein Soziopath. Ich zog mir die Kleidung aus und schlüpfte in ein T-Shirt. Meine Gedanken waren aber ganz wo anders. Wie ein Mensch, der zwar körperlich anwesend war, aber trotzdem in einer anderen Welt gefangen war. »Willst du darüber reden?« fragte Rowan als ich mich zu ihm in das Bett legte. Sein Arm umschlang meinen Bauch und zog mich an seinen warmen Körper. »Nein.« ich schüttelte meinen Kopf und atmete leise aus. »Ich will einfach nur schlafen.« ich knipste das Licht aus und schloss meine Augen. Nach wenigen Sekunden öffnete ich sie aber wieder. War Rowan mir gefolgt, obwohl ich nicht wollte, dass er mir folgte? Verwirrt zog ich meine Augenbrauen zusammen. Ich entschied mich aber dazu morgen darüber zu sprechen, da mein Körper sich nicht einen Zentimeter bewegen wollte. Das würde eine schlaflose Nacht werden. Rowan hatte diesen Mann einfach so, vor meinen Augen, ohne Gnade oder Zweifel erschossen. »Ich würde jeden Menschen töten, der dir etwas antun will.« flüsterte Rowan mir zu und beendete das Thema wohl. Zumindest aus seiner Sicht.

Gefährliches Verlangen |MafiaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt