35 |In ihm verloren

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Als wir fertig gegessen und bezahlt hatten, traten wir aus dem Restaurant und gingen den schmalen Weg entlang zur Limousine, die einige Straßen weit weg stand. Mein Blick flog über jeden Menschen der an uns vorbei ging. Ich wusste, dass ich es jetzt ansprechen musste, selbst wenn ich eine riesige Angst in mir spürte.

Dieser Abend sollte der letzte gemeinsame Abend gewesen sein. »Wir müssen reden.« ich drehte mich zu Rowan und zeigte auf die Bank, die vor einer kleinen Wiese stand und an der nur wenige Menschen vorbei liefen. Wir brauchten Ruhe. Rowan spannte sich an und setzte sich auf die Bank. Sein Blick brannte sich in meinen Körper und nahm alles in sich auf. Verschlang mich. -wie so oft schon. »Ich habe nachgedacht.« flüsterte ich schaute überall hin, nur nicht in seine dunklen Augen. Ich wollte nicht sehen wie verletzt er mich gleich anschauen würde, weil ich mich entfernte. Weil ich das was wir hatten, weil ich uns, aufgab. »Rowan, wir Leben zu verschieden. Wie in zwei verschiedenen Welten.« hauchte ich und schaute in seine Augen, die mich stumm betrachteten. Er verstand was ich meinte, aber wollte es nicht wahr haben. »Ich will nicht ständig in Angst leben. Ich-« ich brach ab und spürte die ersten Tränen, die sich aus meinem Auge bahnten. »Ich fühle mich sicher bei dir, obwohl ich nicht sicher bin« es war nur ein Hauchen das meine Lippen verließ.

Ein Hauchen, das voller Schmerz war. Rowans Körper spannte sich an und sein Blick verdunkelte sich. Er wollte es nicht. Er wollte nicht, dass ich von ihm getrennt war. »Ich weiß, dass du alles für mich tun würdest.« ich rückte näher an ihn ran und legte meine Hand auf seine Wange, um mit meinem Daumen sanft über seine Wange zu streicheln. Niemals hätte dieser Mann mir etwas angetan, aber andere, seine ganzen Feinde, wollten mir etwas antun und ich wollte keine Zielscheibe in einer kriminellen Unterwelt sein. »Aber kannst du mich auch gehen lassen, weil ich nur sicher bin, wenn ich nicht bei dir bin?« ich schniefte leise und wischte mir mit meiner anderen Hand meine Tränen weg.

Seine Hände packten meine Taille und drückten mich an seinen Körper, auf seinen Schoß. Bei ihm hatte ich mich immer sicher gefühlt. Immer beschützt, obwohl alle um mich herum, mit Waffen auf mich zielten. Mit tödlichen Waffen. Ich spürte seinen Schmerz und auch wenn er mich nicht gehen lassen wollte wusste ich, dass er es tat, weil er wusste, dass ich ich wirklich nur sicher war, wenn ich nicht bei ihm war. Wenn ich nicht von Waffen umzingelt war. Mein Kopf legte sich auf seine Schulter und Träne für Träne bahnte sich den Weg aus meinen Augen. Es war ein herzzerreißender Moment, der mir die Luft zum Atmen raubte. Ich wollte Rowan nicht verlassen, weil ich mich in ihn verliebt hatte.

Weil ich mich in ihm verloren hatte. Jetzt war es das Rettungsseil das mich aus dem Loch zog und mich in die Realität zurück brachte. In die eiskalte, gefährliche Realität, die mich die ganze Zeit über versucht hatte zu erreichen. Es musste doch so kommen. »Ich habe lange nachgedacht-« gab ich zu und drückte mich eng an ihn. »ich habe nach anderen Auswegen gesucht, aber-« Rowan unterbrach mich mit einem shhh und küsste meine Schulter. Er verstand es, obwohl ich seinen Schmerz spürte. Meinen Schmerz. Ich spürte eine leichte Nässe an meiner Schulter. Er weinte und es gefiel mir nicht. Er sollte nicht weinen, aber ich wollte nicht ständig in Angst leben.

Außerdem gab es da noch Liana, die vermutlich die ganze Zeit über alleine war. Weil meine Mutter verantwortungslos war. Es war also nicht nur die Gefahr, die mich von ihm trennen würde, sondern auch sie. Mein kleiner Engel. Für sie würde ich jeden Schmerz ertragen. »Mein Fahrer wird dich nachhause fahren.« hauchte Rowan in mein Ohr und küsste darunter. »Versprich mir nur eines, meine Schönheit.« bat er und drückte mich enger an sich. Seine Tränen glitten über meine Haut und verpassten mir eine Gänsehaut. Es tat mir so verdammt weh ihn so zusehen und zuhören »Vergiss mich nicht.« es war ein Flehen. Ein leises, verzweifeltes Flehen. »Wie könnte ich.« Ich lächelte und schloss meine Augen.

Mein Herz fühlte sich betäubt an und mein Atem versuchte mich zu ersticken. Ich löste mich sanft von Rowan und stand auf. Ich richtete das Weiße Seidenkleid und schaute zu Rowan, der mich intensiv musterte und sich alles versuchte einzuprägen. Jedes noch so kleinste Detail. Jeden Ausdruck in meinem Gesicht, jede Träne, die über meine Wange glitt und jedes Detail meines Körpers. »ich liebe diese wunderschöne Frau, die vor uns steht, Kleines.« flüsterte er und wandte seinen Blick ab. Meine Augenbrauen zogen sich zusammen und meine Augen suchten nach seinem Blick, der versuchte mir auszuweichen. Er mochte es nicht Gefühle zu zeigen. Er wollte nicht schwach sein, aber das war keine Schwäche für mich. Gefühle waren keine Schwäche. »Das habe ich zu deiner Schwester gesagt.« hauchte er und schaute mir direkt in meine Augen.

Mein Atem stockte und ging stoßweise über meine Lippen. Ich konnte garnicht anders als mich zu ihm runter zu beugen und meine Lippen ein letztes mal auf seine zu legen. Ein wohliges Gefühl durchstreifte meinen Körper und umhüllte mich vollkommen. Dieses Gefühl war atemberaubend und es war das letzte mal, das ich es spüren durfte, weshalb ich es mit jeder Sekunde genoss. Ich prägte mir das Gefühl, seine Lippen auf meinen zu spüren ein und entfernte meine Lippen einige Zentimeter wieder.

Meine Augen blickten in seine Augen, die mich voller Trauer ansahen. »Ich liebe dich.« gab ich zu und spürte mein Herz, das gegen meine Brust prallte. Er war kriminell, gefährlich und ein Kartellboss, aber er war ein Mensch. Ein Mensch, den man lieben durfte. Mein Körper drehte sich um und ging zur Limousine, an der ich die Tür öffnete und mich in das Auto setzte. Ich drehte meinen Kopf nicht noch einmal zu Rowan, weil ich wusste, dass ich sonst nicht aus dem Loch kam. Aus der Sehnsucht. Aus der unvergesslichen Liebe.

Gefährliches Verlangen |MafiaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt