21 |Über jugendliche Dummheiten

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Vor einem halben Jahr

Meine Augen sahen beleidigt zu meiner Mutter, die gestresst vor einem Vertrag saß. »Ich muss zu diesem Treffen, Mum.« sagte ich befehlend und kassierte dafür einen wütenden Blick meiner Mutter. »Nicht diesen Abend.« zischte sie genervt und unterschrieb irgendwelche Unterlagen. »Mir wird schon nichts passieren, Mum.« ich seufzte und setzte mich auf den Holzstuhl. »Die Diskussion ist beendet!« sie sah mich mit ihren ernsten Blick an, den man einfach nicht widersprechen sollte. »Außerdem wird Liana dich vermissen, wenn du einfach gehst.-« sie stoppte und hob endlich ihren Kopf. »Du weißt, dass sie es liebt, wenn du ihr was vorliest.« sie lächelte mir aufmunternd zu und schaute wieder auf die Unterlagen.

Frustriert atmete ich aus. »Und wenn ich ihr zuerst was vorlese und dann gehe?« ein schiefes Grinsen bildete sich auf meinen Lippen, doch die Antwort meiner Mutter war klar gewesen, weshalb ihr Mund verschlossen blieb. Nickend stand ich auf und verschwand aus der Küche, um ins Wohnzimmer zu gehen. »Engelchen?« Ich lugte ins Wohnzimmer und sah Liana auf der Couch sitzen. »soll ich dir was vorlesen?« ich grinste und bekam ein heftiges Nicken meiner kleinen Schwester als Antwort. Sie sprang vom Sofa und rannte den Flur runter, um in unser Zimmer zu gelangen. Ich folgte ihr und suchte eines der Bücher aus dem Holzregal, das sich neben der Tür befand. »Die drei Musketiere.« ich grinste und schaute zu Liana, die freudig lächelte. Ich legte die Decke über ihren zarten Körper und setzte mich neben sie. Meine Augen huschten von Zeile zu Zeile und immer wieder zu Liana, die nach einigen Minuten im Schlaf versank. Leise schloss ich das Buch und gab meiner kleinen Schwester einen Kuss auf die Stirn.

Mit leisen Schritten floh ich aus dem Zimmer und lugte in das Schlafzimmer meiner Mutter, die erschöpft im Bett lag. Erleichtert atmete ich durch. Dann mal weg hier. Normalerweise sollte man nicht an diesem Abend raus gehen, da in dieser Nacht Menschen verschwanden. Jeden Monat. Ich verschwand aus der Wohnung, wobei ich die Tasche schnappte, die neben der Tür auf mich gewartet hatte. Ohne ein Handy oder Geld würde ich die Wohnung niemals verlassen. Elisa und Cedric wollten sich heute nur treffen, weil die Menschen verschwanden. Und wir wollten wissen wieso. Ich rannte die Treppen herab und verließ das Gebäude.

Eiskalte Luft umgab meinen Körper und verabreichte mir eine Gänsehaut. »Du durftest?« Elisa stand schon vor der Tür und grinste mich breit an. »Sie durfte nicht.« Korrigierte Cedric sie und bekam ein Lachen von mir als Antwort. »Ich konnte mich weg schleichen.« gab ich zu und strich mir nervös über meinen Pulli, wobei meine Augen durch die Dunkelheit huschten. »Schon was gesehen oder gehört?« wir gingen die Straße herab zu dem alten 24 Stunden Café, das selbst heute auf hatte. »ist es nicht ein bisschen komisch für dich?« Elisa sah zu mir und lächelte verlegen. »Weil ich in das Café gehe, indem ich arbeite?« fragte ich irritiert und sah wie sie heftig nickte. »Nein.« ich lachte und schaute zu Cedric, der misstrauisch durch die Gegend schaute. »Denkst du sie beobachten uns?« flüsterte er und wendete seinen Blick auf uns. »Wenn, dann wären wir jetzt schon weg.« meinte ich trocken und öffnete die Tür des alten Cafés.

»Abend« rief ich in das leere Gebäude und sah den alten Italiener, der aus der Küche kam und mir freudig entgegen blickte. »Ciao mia cara, sucht euch einen Platz aus.« er lächelte freudig und zeigte auf die leeren Taschen. Er war wohl wirklich froh, dass er nicht mehr alleine war. »Was macht ihr an so einen gefährlichen Abend hier?« Er kam mit einem Block auf den Tisch zu und sah uns mit hoch gezogenen Augenbrauen an. »Beobachten.« gab ich zu und bestellte mir eine heiße Schokolade.

Die anderen bestellten das selbe, wobei ihre Augen immer wieder aus dem großen Fenster huschten. »Denkt ihr viele Menschen sind jetzt draußen?« fragte Elisa und wandte sich an mich. »Ich glaube, dass viele junge Menschen draußen sind« hauchte ich und starrte in die Dunkelheit. »Weil sie alle neugierig sind.« Cedric grinste zufrieden und lehnte sich dann zurück. »Was denkt ihr?« ich zog meine Augenbrauen zusammen und sah zum Italiener, der uns die Heiße Schokolade vor die Nase stellte. Ich bedankte mich und schaute zu Elisa und Cedric, die sich einen Blick zu warfen. »Menschenhandel.« meinte die Frau neben mir und strich sich überlegend durch ihr Haar. Sie hatte recht. Wieso sonst verschwanden Menschen aus den armen Vierteln? Die Reichen waren sicher.

Sie lachten sich über uns kaputt und schmissen mit ihrem Geld herum. »Also ich sehe bisher gar nichts.« sagte Cedric und seufzte frustriert. Ich nahm die Tasse vom Tisch und legte sie an meine Lippen. Der Geruch, des Kakaos drang durch mich hindurch und verschaffte mir ein wärmendes Gefühl. Die Wärme umgab meinen Körper und entlockte mir ein zufriedenes Seufzen. Obwohl dieses Café schon alt und runter gekommen war, war es ein schönes Gefühl hier zu sitzen. Selbst die Nacht war gefährlicher denn je und doch verschaffte dieses Café einen Ruhe und Zufriedenheit. Ich setzte die Tasse auf den Tisch ab und biss mir auf meine Unterlippe, während mein Blick nach draußen glitt. Durch die Spieglung des Fensters konnte ich auf die Theke schauen, hinter der mein Chef saß und uns immer wieder einen Blick zu wandte. Er machte sich sorgen. Um uns oder um sich selbst? Immerhin könnte er auch einfach verschwinden. Wer würde dieses Café nur leiten, wenn er weg war?

Dieses Gebäude war das Herz des Viertels, obwohl es am Ende des Viertels war. Außer einem Kino und einem kleinen Kiosk, indem nebenbei auch Drogen verkauft wurden, gab es nicht viel. Genau deshalb sammelten sich die meisten Jugendlichen hier, aber nicht heute. Heute rannten sie allesamt draußen herum und suchten ebenso wie wir nach beweisen. Es war nicht schlau draußen herum zu laufen, weshalb wir auch hier drinnen saßen, doch nachher war ich ebenso in Gefahr wie all die anderen Kids, die sich auf die suchte machten. Dann war ich wie ein Lamm, dass vor dem Löwen davon rannte.

Gefährliches Verlangen |MafiaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt