Kapitel 2

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Wir setzten uns auf und tauschten einen Blick der sagte: „Es hätte gerade so schön werden können."

„Also Herr Snyderlein. Was gibt es so dringendes, das sie ausgerechnet von uns beiden wollen?", fragte ich den Mann mit leicht pampigen Unterton, während Marcus sich hinter mir aufbaute.

„Ein akuter Fall von wahrer Liebe. Das ist, was mich zu euch gelockt hat. Ich brauche eure Hilfe. Die wahre Liebe ist dem Märchenland abhanden gekommen um es mal so zu formulieren. Ihr müsst sie wieder dorthin bringen und den anderen zeigen, wie es geht."

„Sagen sie mal, Herr Snyderlein. Wieviel Alkohol hatten sie heute schon?", erkundigte sich Marcus resolut.

„Ach, tu mal nicht so, als ob du nicht verstehst, was ich meine. Ich weiß, dass ihr beide keine normalen Menschen seid. Ich kann euch 1000 Meilen gegen den Wind riechen. Euch hat das Universum als Paar zusammengeführt und ihr seid eine andere Spezies." Snyderlein hielt seine Nase in die Luft und nahm unsere Witterung noch einmal auf. „Oh, man! Wenn Dornröschen euch sieht, wird sie eifersüchtig hoch drei und Rapunzel erst!" Snyderlein hielt sich die Hände vor Augen. „Vulkanier seid ihr schon mal nicht. Verdammt, ihr habt den Geruch der Zeit an euch. Seid ihr Time Lords?" Grübelnd sah der Typ uns an.

„Naja, so was ähnliches", gab ich ihm recht.

„Ich wusste es. Jetzt aber schnell. Ab ins Heu. ...öhm... Stroh", sprang das kleine Männlein direkt in den Haufen, der sich wie wild bewegte. Plötzlich tat sich gar nichts mehr.

Stirnrunzelnd sah ich Marcus an. „Hinterher?"

„Unbedingt. Du zuerst", grinste er und ich wußte, dass er schon wieder Unsinn im Kopf hatte.

„Na, gut", grub ich mich in den Haufen hinein und bemerkte noch, wie er mir einen Klapps auf den Po gab. Dann sog es mich in ein finsteres Loch... „Maaarcusss!", schrie ich und verlor die Besinnung.

Als ich wieder zu mir kam, lag ich auf einem seichten, mit Gras und Gänseblümchen bewachsenen Hügel, über mir der blauste Himmel, den ich je gesehen hatte, versehen mit Zuckerwattewolken. Zwei weiße Täubchen gurrten im Baum, der seine Zweige ein stückweit über uns hielt. In der Ferne hallte ein leiser Gesang: „Hei ho, hei ho –wir sind vergnügt und froh..." Neben mir lag Marcus und war noch völlig weggetreten. Snyderlein war nirgends zu sehen. Das gab mir die Chance meinen erwachten Gefühlen zu fröhnen und ihm einen zarten Kuss auf den Mund zu drücken. „Herr Schenkelberg? Zeit zu erwachen", raunte ich ihm ins Ohr.

„Nicht doch... Mach das nochmal", bat er um einen weiteren Kuss. „Und nochmal."

Ich kicherte. „Aber du bekommst auch", drehte er den Spieß um und war über mir um mir einen Kuss zu geben, von dem ich wollte, dass er nie endete.

„Wenn ich euch sehe, wird mir schlecht. Also ehrlich jetzt. Wenn ihr in den Kinderproduktions-Übungsmodus wollt, muss das warten. Es gibt wichtigeres zu tun. Los jetzt." Der Tonfall von Snyderleins Ansprache war ungehalten. Wir rappelten uns hoch und zogen uns noch die letzten Strohhalme aus den Haaren, als Snyderlein sichtlich nervös wurde. „Verdammt! Die Garde, wenn die mich hier mit zwei Ausländern erwischen, bin ich dran. Ich bin dann mal weg." Synderlein vollführte eine seltsame Handbewegung und löste sich im Sternenregen vor unseren Augen auf. Zwei berittene Soldaten in mittelalterlicher Kluft kamen zielstrebig auf uns zu und machten mit ihren schnaubenden Rössern direkt vor uns Halt.

„Alsdann, wir sind Einer", deutete der Eine auf sich. „... und das ist Andere. Wir sind von der Garde des Märchenlandes. Ihr gehört hier nicht her. Wer seid ihr?", sprach der Eine und sowohl der eine wie auch der andere taxierten uns ab.

„Könnte sie die Ersatz-Hexe sein, weil Brunhilde doch krank ist?", flüsterte der Andere dem Einen zu.

„Die Beschreibung passt. Weißes Kleid, dunkles, rötliches Haar und hübsch ist sie auch nicht. Die Warzen wird sie sich wohl noch anhexen, wenn sie in ihre Rolle schlüpft", sagte Einer.

The Doctoress - Märchen-Haft (10)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt